Nach Massenprotest
Ägyptens Militärrat verspricht Machtübergabe
Der 76-jährige Tantawi kündigte an, die Präsidentenwahl werde bis Mitte 2012 abgehalten. Das höchste Amt im Staat soll dann an einen Zivilisten gehen. Bisher war von Ende 2012 oder gar Anfang 2013 die Rede. Zudem nahm der Militärrat das Rücktrittsgesuch der Übergangsregierung unter Ministerpräsident Essam Sharaf an.
Weiterhin kein Ende der Proteste in Sicht
Auf dem zentralen Tahrir-Platz kam es nach der Rede des Armeechefs erneut zu massiven Protesten. Zehntausende nahmen in Zentrum Kairos am "Marsch der Millionen" teil. In Reaktion auf die Rede waren laute Sprechchöre zu hören, die den Rücktritt von Tantawi forderten: "Das Volk will den Sturz des Feldmarschalls." Viele sangen Lieder und schwenkten Fahnen. Demonstranten hängten eine Puppe, die den Militärchef darstellen sollte, an einem Lampenmast auf.
Auch in der Nacht auf Mittwoch harrten Tausende Demonstranten aus und forderten lautstark die Ablösung des Militärrats. Medienberichten zufolge kam es in den Seitenstraßen zu Zusammenstößen. Weitere Proteste wurden aus Alexandria gemeldet. Seit dem Wochenende gab es bei den Zusammenstößen mindestens 36 Tote.
Regierung der "nationalen Rettung" geplant
Oppositionelle Politiker sprachen am Dienstag nach einer gemeinsamen Krisensitzung mit dem Militärrat davon, dass nun eine Regierung zur "nationalen Rettung" gebildet werden solle. Es ist aber noch unklar, wer dieser Regierung angehören soll. Sharafs Kabinett hatte nach den schweren Krawallen den Rücktritt angeboten. Nach Teilnehmerangaben erwog der Militärrat, den Friedensnobelpreisträger und Ex-Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO, Mohamed El Baradei, zum neuen Regierungschef zu ernennen. Auch der frühere Muslimbruder Abdel Monem Abul Fotuh stand demnach für das Amt zur Debatte.
Tantawi bestätigte zudem, dass die Parlamentswahlen wie geplant in der kommenden Woche beginnen sollen. An dem Termin kamen in den vergangenen Tagen Zweifel auf, nachdem sich Demonstranten vor allem in Kairo Straßenschlachten mit Sicherheitskräften lieferten.
Immer mehr Ägypter mit Militärrat unzufrieden
Die Streitkräfte sind in Ägypten eigentlich angesehen - auch weil sie Mubarak mit aus dem Amt zwangen. Immer mehr Ägypter sind aber mit dem Militärrat unzufrieden, weil die Streitkräfte versuchen, sich einer zivilen Kontrolle zu entziehen. Zudem wurden Tausende Zivilisten vor Militärgerichte gestellt. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warf den Machthabern vor, teilweise mit noch schlimmerer Brutalität vorzugehen als unter Mubarak. Versprechen, die Menschenrechtslage zu verbessern, hätten sich als leer erwiesen.
Die Unsicherheit lähmt auch die Wirtschaft. So kommt es in Ägypten häufig zu Zusammenstößen zwischen ethnischen Gruppen, Streiks oder Anschlägen auf Gasleitungen. Die Touristen bleiben vielerorts aus. Wegen der Unruhen gab der Kairoer Leitindex seit Donnerstag um elf Prozent nach. Das ägyptische Pfund fiel im Vergleich zum Dollar auf den niedrigsten Stand seit Januar 2005.
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