Auf den ersten Blick ein trockener Wüstenstaat, verzaubert der Oman beim zweiten Hinsehen mit arabischer Gastfreundschaft und einer unglaublichen landschaftlichen Vielfalt.
Als die Boing 737 nach Mitternacht in Muscat landet, erwartet uns Mohammed bereits. Er wird uns die nächsten Tage auf unserer Reise durch den Oman begleiten. Von Wien aus erreicht man das Land am Golf in insgesamt 7 Stunden mit Turkish Airlines über Istanbul. Nach einer kurzen Nacht treffen wir uns an der Rezeption des Hotels wieder. Wir wollen zur Moschee – nicht irgendeiner, sondern der größten im Land und einem der wichtigsten Bauwerke. So wie das erste Opernhaus der Arabischen Halbinsel wurde auch sie von Sultan Qaboos errichtet. Der Herrscher, der den Oman fast 50 Jahre lang regierte, stand für Fortschritt und Erneuerung. Besuchen kann man den 2001 fertiggestellten Prachtbau, der Platz für 20.000 Menschen bietet, Montag bis Donnerstag von 8 bis 11 Uhr. Die restliche Zeit bleibt die Moschee den Gläubigen vorbehalten. Wir lassen unsere Schuhe in dafür vorgesehenen Regalen vor der Tür und betreten die große Männergebetshalle, wie es die Tradition vorschreibt, mit dem rechten Fuß zuerst. Der Raum ist mit einem riesigen Perserteppich ausgelegt. Das Meisterwerk iranischer Knüpfkunst wurde von sechshundert Frauen über vier Jahre in 58 Einzelteilen gefertigt. Von der reich verzierten Decke prangt in einer 50 Meter hohen Kuppel der zweitgrößte Kronleuchter der Welt, hergestellt aus Tausenden Swarovski-Kristallen und 8 Tonnen schwer. Auch der restliche Komplex beeindruckt: das Hauptminarett 100 m hoch und weithin sichtbar. An den vier Ecken erheben sich weitere Minarette. Gemeinsam symbolisieren sie die fünf Säulen des Islam – das öffentliche Glaubensbekenntnis, das tägliche rituelle Gebet, die soziale Spende, das Fasten während des Ramadan sowie die Wallfahrt nach Mekka.
Ihren Namen hat die Hauptstadt, in der heute etwa vier Millionen Menschen leben, nicht etwa von der Muskatnuss. Vielmehr bedeutet er „Platz zum Ankern“ und verweist auf die zwei geschützten Buchten, an denen Muscat liegt. Aus der einen entwickelte sich das Sukviertel Mutrah, aus der anderen der Hafen, der auch als Old-Muscat bezeichnet wird. Heute erstreckt sich das moderne Muscat über 50 Kilometer, teilweise unterbrochen durch schroffe Felsen, entlang des Golfs von Oman. In den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts musste ein Teil der Altstadt der prunkvollen Residenz Qasr al-Alam weichen, die Sultan Qaboos zwischen den Forts Al-Mirani und Jalali errichten ließ und die ausschließlich Repräsentationszwecken dient.
Bevor wir in das Gewirr von Gassen des Suks von Mutrah eintauchen, erklärt Mohammed, dass handeln zum guten Ton gehört. Der größte Markt des Landes bietet mit einer immensen Vielfalt alle Schätze des Orients vereint unter einem Dach. Da gibt es Geschäfte, vollgefüllt bis zur Decke mit den unterschiedlichsten Sorten von Weihrauch und wertvollen Gewürzen. Wenige Schritte weiter bieten Händler Silber- oder Goldschmuck, Krummdolche, Tücher, reich verzierte Kappen (Kumma), Stoffe, Tonwaren, Datteln und Rosenwasser feil. Für umgerechnet 30 Euro nähen Herrenschneider eine traditionelle „dishdasha“, das lange Gewand, das die Omanis in allen Farben tragen und dessen Quaste am Kragen in Parfüm getaucht wird.
Der Oman gilt als sicheres Reiseland, das man auch als Frau durchaus alleine bereisen kann. Auf dem Weg nach Sur, der östlichsten Stadt Arabiens, machen wir halt beim Wadi Shab, einem der schönsten Täler des Landes. Mit einem kleinen Boot und unseren Badesachen (als Frau sollte man ein T-Shirt über dem Badeanzug tragen) im Gepäck setzen wir zum Taleingang über. Wir wandern entlang eines Flüsschens zwischen steil aufsteigenden Bergwänden, über Felsen und enge Pfade. Als wir schließlich den oberen Teil der Schlucht erreichen, heißt es schwimmen. Natürliche Becken, über Jahrtausende durch Wasser und Erosion geformt, bieten eine angenehme Abkühlung mit atemberaubender Kulisse.
Die Hafenstadt Sur entwickelte sich im 17., 18. und 19. Jahrhundert zu einem wichtigen Umschlagplatz für den Überseehandel und Zentrum des Schiffsbaus. Heute sind die Werften in Sur die letzten im Oman. Um das traditionelle Handwerk vor dem Aussterben zu bewahren, fördert der Staat den Bau und die Renovierung der traditionellen Boote, Dhaus genannt.
Neben dem Bad im Wadi ist auch eine Nacht in der Wüste absoluter Fixpunkt jeder Oman-Reise. Mit einer Ausdehnung von etwa 180 Kilometern Länge und 80 Kilometern Breite ist die Ramlat al-Wahiba, auch unter dem Namen Wahiba Sands bekannt, die kleinere der beiden Wüsten des Oman. Um auf den Sandpisten nicht stecken zu bleiben, lässt Mohammed etwas Luft aus den Reifen seines SUVs. Vorbei an wilden Kamelen und lang gezogenen, kräftig orangeroten Dünen, die bis zu 100 Meter hoch sind, geht es zum Camp. Zeit für eine Rast bleibt uns nicht, wenn wir den Sonnenuntergang in der Wüste erleben wollen. Mohammed lenkt den SUV sicher durch den Sand und versucht, mit uns eine der Dünen hochzufahren. Nur wenige Meter vor dem höchsten Punkt bleibt das Auto stecken. Also gehen wir die letzten Meter zu Fuß und sind überwältigt, von der Weite, dem Licht, den Farben und der Stille um uns herum. Vor uns versinkt die Sonne feuerrot hinter dem Horizont. Es ist einfach atemberaubend, im Sand zu sitzen und das Schauspiel zu genießen, das die Natur uns gerade bietet.
Der Oman ist reich an historischen Forts und Verteidigungsanlagen. Eine der schönsten ist Jabrin. Nach einem kurzen Fotostopp in Al-Hamra, einer traditionellen Oasensiedlung, erreichen wir die Wohnfestung, die Bilarub bin Sultan al-Yaáruba ab 1670 erbauen und prunkvoll ausgestalten ließ. Decken und Wände sind farbenfroh mit arabischer Poesie und floraler Malerei verziert, Treppenaufgänge und Gewölbedecken wurden mit aufwendigen Stuckaturen verschönert und sind zu einem großen Teil im Original erhalten.
Von hier ist es nicht mehr weit ins Hajar-Gebirge. Jebel Sharms – der Sonnenberg – ist mit 3009 Metern der höchste Gipfel des Omans. Eine serpentinenreiche Piste führt zum Aussichtspunkt an einer steil abfallenden Felskante. Von hier haben wir einen traumhaften Ausblick ins Wadi Nakhar, den „Grand Canyon“ des Oman.
Rundreise OMAN
Kultur - Wüste - Meer
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Nizwa, für viele Omanis die heimliche Hauptstadt, liegt am Zusammenfluss zweier Wadis. Schon früh hat sich der Ort zu einer herrschaftlichen Residenz entwickelt. Über 130 Bewässerungskanäle – darunter der mit 8 Kilometern längste „Falaj Daris“ und mit weiteren vier Kanälen UNESCO-Weltkulturerbe – versorgten Nizwa ab 500 n. Ch. mit Wasser. Wir stöbern im Suk, der in den 1990er-Jahren aufwendig restauriert wurde, nach kleinen Geschenken, kosten uns durch die über 40 Sorten von Datteln und schlendern weiter zur nahe gelegenen Festung. Von der Spitze des stolzen Verteidigungsturms, der mit 36 Metern Durchmesser einzigartig im Land ist, haben wir einen hervorragenden Blick über die Stadt. Der einzige Zugang erfolgt über einen Treppenaufgang mit verborgenen Fallgruben und Schächten, durch die im Verteidigungsfall heißer Dattelsirup auf die Angreifer geschüttet werden konnte.
Einen entspannten Ausklang unserer Reise bietet das 4-Sterne-Barcelo Resort Mussanah. Davor heißt es Abschied nehmen von Mohammed, der es so wunderbar verstanden hat, uns für den Oman zu begeistern.
Eva Bukovec
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