Abseits des Schlachtfelds in der Ukraine tobt in den sozialen Medien ein Propaganda-Krieg. Jüngstes Beispiel dafür sind Wortmeldungen von Tschetschenen-Anführer Ramsan Kadyrow, der behauptete, sein Cousin Adam Delimchanow sei verschollen und die Ukraine um Hilfe bat. Nun erklärte er, sein Verwandter lebe und sei unverletzt. Die Gerüchte um sein Verschwinden habe er selbst befeuert, um ukrainische Medien hereinzulegen.
Dort war teilweise bereits die Meldung kursiert, Kadyrows Cousin sei verstorben - zusammen mit 200 Kämpfern seiner Truppe, nachdem sie in der Region Saporischschja unter Beschuss geraten seien. Die russische Staatsduma, in der Delimchanow Abgeordneter ist, hatte nach dem Gefecht gemeldet, dass er verwundet sei. Auch der Kreml äußerte sich besorgt.
„Wusste es von Anfang an“
Nun behauptet Ramsan Kadyrow auf seinem Telegram-Account, dass er „von Anfang an“ gewusst habe, dass sein Verwandter wohlauf sei. Er sei „nicht mal verletzt“, schrieb Putins „Bluthund“ am Mittwoch. Er teilte ein Video, dass ihn und Delimchanow zeigt, wie sie vor einer Landkarte sitzen. Man erörtere die aktuelle Lage und habe tschetschenische Einheiten zum Schutz der russischen Grenzregion Belgorod abgestellt, so Kadyrow.
Nur Stunden zuvor hatte Kadyrow über seinen Verwandten geschrieben: „Ich kann Adam Delimchanow einfach nicht finden. Er meldet sich nicht.“ Außerdem schrieb der tschetschenische Kommandeur Apti Alaudinow, Kadyrow habe ihn beauftragt, Delimchanow „mit allen Mitteln“ zu finden.
Mit diesen Aussagen habe er den Ukrainern zeigen wollen, „wie tief ihre Medien gesunken sind“, behauptete Kadyrow. Er habe „Öl ins Feuer gegossen“ und man habe die „Lügen“ geglaubt. Auch dass 200 tschetschenische Kämpfer getötet worden seien, sei nicht wahr.
Unruhe stiften im Informationskrieg
Der tschetschenische Machthaber versucht mit solchen Aktionen augenscheinlich, im Informationskrieg um die Ukraine Unruhe zu stiften. Nachdem der russischen Seite schon oft Lügen nachgewiesen wurden, versucht Kadyrow das auch umgekehrt. Im sogenannten Nebel des Krieges, wo Informationen aufgrund von Chaos, unterbrochener Meldewege und Feindestäuschung meist unvollständig und unsicher sind, fallen solche Propaganda-Schnipsel auf beiden Seiten auf fruchtbaren Boden. Ein Meister der Desinformation, der dieses Spiel perfekt beherrscht, ist etwa auch der Chef der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin.
Russland führt seit mehr als 15 Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kadyrows Kämpfer, die für ihre besondere Brutalität berüchtigt sind, wurden zuletzt insbesondere nach Marjinka verlegt. Die inzwischen weitgehend zerstörte Kleinstadt westlich von Donezk versuchen die russischen Truppen seit Monaten zu erobern.
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