Hirsch dürfte sich am Donnerstag in den frühen Morgenstunden aus einem Fenster im zweiten Stock gestürzt haben. Gegen 7 Uhr wurde er unter dem Fenster gefunden, wie die Wiener Polizei bestätigte. "Wir gehen von Selbstmord aus", so ein Sprecher.
Auch das Wilhelminenspital bestätigte, dass Hirsch in der Früh im Haus verstorben ist. Genauere Auskünfte könne man auf ausdrücklichen Wunsch der Familie jedoch nicht geben, heißt es in einer Mitteilung.
Letztes Telefonat mit seiner Frau
Vor seinem Selbstmord soll Hirsch sich noch per Telefon von seiner Frau verabschiedet haben, heißt es. Der Liedermacher war seit 1977 mit der Schauspielerin Cornelia Köndgen verheiratet. Mit ihr hat er einen Sohn.
Tief betroffen vom Ableben des Musikers zeigte sich sein langjähriger Manager Karl Scheibmaier. "Es ist jemand von uns gegangen, der für mich einer der größten Künstler der vergangenen 70 Jahre war. Ludwig Hirsch hat Sachen niedergeschrieben, die niemand sonst gemacht hat."
Zuletzt habe Hirsch mit dem deutschen Regisseur Joseph Vilsmaier an einem Film gearbeitet. Das Projekt unter dem Arbeitstitel "Es lebe der Zentralfriedhof" gelangt durch den Tod Hirschs nun wohl nicht mehr zur Fertigstellung.
Dunkelgrauer Erzähler
Als gebürtiger Steirer wurde Hirsch - er wurde am 28. Februar 1946 "zufällig" in Hartberg geboren, weil sein Vater dort ein Jahr lang als Arzt wirkte - mit Liedern urwienerischen Zuschnitts, zumindest was deren inhaltliche Morbidität und Hintergründigkeit betrifft, bekannt und beliebt. "Dunkelgraue Lieder" hieß sein Debütalbum (1978) und bewies bereits sein Talent als Erzähler.
Im vergangenen Herbst ging Hirsch auf Tour, "Vielleicht - zum letzten Mal" lautete der Titel. Es sollten aber noch die Konzerte gemeinsam mit seinem langjährigen Partner Johnny Bertl folgen, die einen Überblick über die knapp 30-jährige kreative Schaffensphase des Sängers boten.
Stücke daraus durften sich Fans des Öfteren nach Hause holen, gab es doch mit "Den größten Hits aus 20 Jahren" (1997), dem Livemitschnitt "Dunkelgrau" (1999) oder der Werkschau "Ausgewählte Lieder" (2004), die kurze Einleitungen des Sängers zu den jeweiligen Songs beinhaltet, auch eine Neuauflage seines gesamten Werkkatalogs im Jahr 2008. Im Rückblick auf sein Schaffen meinte Hirsch damals, dass er "immer wieder positiv überrascht" wurde: Es gebe "uralte Lieder, in die bin ich immer noch verliebt".
Kunst, Schauspiel und Musik
Bevor das Multitalent Hirsch sich hauptberuflich der Musik zuwandte, absolvierte er ein Grafikstudium an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und besuchte die Schauspielschule Krauss. Als Theaterschauspieler war er zuerst auf deutschen Bühnen tätig, bevor er 1975 Ensemblemitglied in der Wiener Josefstadt wurde. Im Fernsehen spielte er in Serien wie "Tatort" und "Schlosshotel Orth".
2002 gab es für das Album "Perlen" eine goldene Schallplatte, ebenso wie für "In meiner Sprache" und "Sternderl Schaun" (jeweils 1992). Am längsten in den Charts hielt sich allerdings sein Debüt, das gut ein Jahr in der Hitparade verweilte. Und auch einen Nummer-1-Song darf der Musiker sein Eigen nennen: Die Single "Gel', du magst mi" erreichte 1983 die Spitze der heimischen Charts. Für "Perlen" wurde er darüber hinaus mit einem Amadeus Austrian Music Award ausgezeichnet.
"Komm, großer schwarzer Vogel", "Sternderl schaun", "Omama" - seine poetischen Lieder bleiben in Österreich unvergessen, und jeder seiner Fans - wie man in die Postings unserer Leser liest - hat offenbar sein ganz persönliches Lieblingslied von Ludwig Hirsch.
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