Über 150 verschiedene Pflanzenarten gedeihen im Gebiet Faschina. Unsere Expertin Rubina Bergauer hat die Wanderung über die Stafelalpe bis zum Schluchtensattel ausgekundschaftet.
Als Alpenflora bezeichnet man alle Pflanzenarten, die im Bereich der Alpen oberhalb der Baumgrenze vorkommen. Diese Grenze schwankt je nach Region, daher werden auch Arten hinzugerechnet, die schon in Tallagen gedeihen, aber ihr Hauptverbreitungsgebiet im Gebirge haben. Je nach Lage, Höhe und naturgeschichtlicher Vergangenheit ist die Zusammensetzung der Flora in der Höhe sehr unterschiedlich. Manche Gewächse kommen daher nur punktuell an bestimmten Orten vor. Alpenpflanzen mussten sich im Laufe ihrer Entwicklung an die besonderen Lebensbedingungen im Gebirge anpassen. Verschiedene Tricks
Typ: je nach Variante Höhenweg (Blumenlehrpfad) bzw. alpine Wanderung (Schluchtensattel)
Dauer: je nach Variante eine bis dreieinhalb Stunden
Ausgangspunkt: Talstation Panoramabahn Stafelalpe in Faschina, Großes Walsertal
Ausrüstung: Bergschuhe (gute Profilsohle), Tagesrucksack mit Getränk und Snack, Sonnenschutz, eventuell Wanderstöcke und Pflanzenbestimmungsbuch
Einkehrmöglichkeiten in Faschina vorhanden
Öffentliche Verkehrsmittel: Landbus 570 von Busplatz Thüringen od. Damüls Kirchdorf bis Faschina Passhöhe/Seilbahnen
Tipp: geführte Wanderung auf dem Blumenlehrpfad, Dauer rund drei bis dreieinhalb Stunden jeweils Dienstag u. Samstag, Treffpunkt um 9.45 Uhr bei der Stafelalpbahn, Anmeldung bis zum Vortag im Internet unter bergaktiv.grosseswalsertal.at, Kosten 12 Euro für Erwachsene für Kinder bis 15 Jahre 5 Euro
Verschiedene Tricks fürs Überleben
Dazu haben die Pflanzen verschiedene Strategien hervorgebracht, die sie von verwandten oder sogar gleichen Arten im außeralpinen Gelände unterscheiden. Oftmals sind Dauer, Mächtigkeit und Dichte der Schneebedeckung bestimmende Faktoren für das Wachstum der Alpenflora. Als Folge der kurzen Vegetationsperiode - in 2000 Metern Höhe rund zweieinhalb Monate - halten sich in diesem extremen Lebensraum mit wenigen Ausnahmen meist nur mehrjährige Pflanzen. Manche Arten wehren sich gegen Frostgefahren, indem sie Kohlenhydrate anreichern. Dadurch ist es ihnen möglich, mit grünen Blättern zu überwintern und gleich nach der Schneeschmelze auszutreiben.
Andere bilden ihre Blütenknospen bereits im Spätsommer und blühen, sobald die Tage etwas milder werden (etwa Frühlings-Krokus, Schneerose, Frühlingsenzian). Auch bei der Vermehrung haben sich mitunter Zeit und Energie sparende Verhaltensweisen etabliert: So verzichten manche Arten auf eine geschlechtliche Fortpflanzung und vermehren sich etwa durch Sprosse oder durch Ausläufer. Ein guter Zeitpunkt, um die Vielfalt der heimischen Alpenflora zu erleben, ist der Frühsommer. Im Gebiet Faschina im Großen Walsertal gedeiht eine besonders große Bandbreite an Vertretern der Gebirgspflanzenwelt. Zwischen der Mittelstation (1780 m) und der Bergstation (1865 m) der Panoramabahn Stafelalpe kommen mehr als 150 verschiedene Pflanzenarten vor. Diese können entlang des extra errichteten Blumen-Wanderlehrpfades bewundert werden. Lehrtafeln vermitteln zudem Wissenswertes zu den verschiedenen Gewächsen und den geologischen Gegebenheiten vor Ort.
Botanikführung rund um die Stafel-Alpe
Die Infotafeln werden je nach der aktuellen Blütezeit aufgestellt und ausgetauscht. Wer sich noch intensiver in das Thema vertiefen möchte, hat die Möglichkeit, von Juni bis August/September an einer fachkundigen Führung mit Botaniker Günther Bischof teilzunehmen. Ausgangspunkt ist die Talstation der Sesselbahn Stafelalpe in Faschina. Mit dem Lift geht es gemütlich nach oben. Wer es sportlicher mag, kann den Anstieg auch zu Fuß über die Stafel-Alpe bewältigen. Der Weg ist gut begehbar. Auf der Alpe kann zudem Käse erworben werden. Ein Abstecher zum idyllisch gelegenen Stafelalpsee ist ebenfalls lohnenswert. Die blau-grüne Wasseroberfläche fügt sich ins Mosaik der Landschaft.
Der Tüpfel-Enzian wird auch Getüpfelter oder Punktierter Enzian genannt und gedeiht in europäischen Gebirgen. Er erreicht Wuchshöhen von 20 bis 60 Zentimetern, die Blütezeit erstreckt sich je nach Standort von Mitte Juni bis August oder September. Die Blüten sitzen einzeln bis zu dritt in den oberen Blattachseln oder kopfig gehäuft am Ende der Sprossachse und variieren in ihrer Farbgebung von hellgelb bis rötlich, wobei die Punktierung mehr oder weniger stark dunkel ausgeprägt ist. Die Dichte der Punkte schwankt je nach Population stark. Die Pollenübertragung erfolgt meist durch Hummeln, die im Gegenzug Nektar erhalten. Die Pflanze steigt auf Höhenlagen von 1500 bis 3000 Meter auf und wächst bevorzugt auf sauren, meist kalkarmen Böden.
Am Ufer des Gewässers und in dessen unmittelbarer Umgebung gedeihen üppige Sumpfdotterblumen (gelbe Blüten) und Eisenhutblättriger Hahnenfuß (weiße Blüten). Vom See sind es noch gut 50 Minuten steiler Fußmarsch bergan bis zum Schluchtensattel. Linker Hand ragt das imposante Glatthorn (2134 m), der höchste Berg des Bregenzerwaldgebirges, in den Himmel. Vom Schluchtensattel auf 1980 Metern Höhe bietet sich eine Aussicht über das Gebiet Faschina wie in einer Arena. Auf der anderen Seite des Berggrats rückt bereits Damüls ins Blickfeld. Der Abstieg erfolgt auf gleichem Weg bis zum Stafellift beziehungsweise bis nach Faschina.
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