Kreuzung mit Hunden

Hybride: Wolfslosung wird gesammelt und untersucht

Kärnten
15.06.2023 14:05

Die Debatte um den Wolf berührt jeden: Landwirte, vor allem Almbauern, Touristiker, Politiker, Jäger, die gesamte Gesellschaft. In Kärnten soll nun erhoben werden, wie viele Wölfe und vor allem welche Tiere umherstreifen: wirkliche Wildtiere oder Hybriden, also Kreuzungen aus Wolf und Hund. Denn Hybriden genießen weniger Schutz. Dafür wird nun die Losung, also der Kot, der Tiere gesammelt und beprobt.

„Der Almsommer hat bereits blutig begonnen: In Oberkärnten stürzten ja fünf Kalbinnen, die den Zaun wohl in Panik vor dem Wolf durchbrochen haben, in eine Schlucht“, so Landwirtschaftskammerpräsident Siegfried Huber. Auf einer Gailtaler Alm wurden 14 Schafe gerissen.

Landwirtschaftskammerpräsident Siegfried Huber, Landeshauptmann-Stellvertreter Martin Gruber und Landesjägermeister Walter Brunner wollen die Wolfspopulation und die Anzahl der Hybrid-Wölfe erheben und dann weitere Schritte setzen. (Bild: Christina Natascha Kogler)
Landwirtschaftskammerpräsident Siegfried Huber, Landeshauptmann-Stellvertreter Martin Gruber und Landesjägermeister Walter Brunner wollen die Wolfspopulation und die Anzahl der Hybrid-Wölfe erheben und dann weitere Schritte setzen.

400 Tierrisse im Vorjahr - heuer bereits 52
„Beinahe 400 Nutztiere wurden im Vorjahr gerissen, 450 waren nicht mehr auffindbar. Heuer wurden bereits 52 Tiere gerissen“, nennt Landeshauptmann-Stellvertreter Agrarreferent Martin Gruber in einer Pressekonferenz am Donnerstag die nackten Zahlen. In Kärnten wurden bereits fünf Wölfe geschossen, davon drei im heurigen Jahr. „Und andere Bundesländer interessieren sich sehr für unsere Wolfsverordnung und wollen sie übernehmen“, erklärt Gruber.

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Trauen sich die Bauern nicht mehr, Schafe auf die Almen zu treiben, verwildern die Wiesen oben. Die Almen verändern sich, wachsen zu. Der Tourismus leidet.

Siegfried Huber über den Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und Tourismus

Hybrid-Wölfe in Kärnten nachgewiesen
Doch nun sei ein neues Problemfeld aufgetreten: Hybrid-Wölfe, Kreuzungen aus Hund und Wolf, die lange kein Thema in Kärnten waren, wurden bereits nachgewiesen. „In Italien und Slowenien wird schon lange Hybridisierung verzeichnet. Diese Tiere durchstreifen ja auch Kärnten. Nun wurden bei uns bei Proben von zwölf Individuen vier Hybride nachgewiesen“, so Gruber. Der Grad der Hybridisierung werde noch in einem Labor analysiert. Unter den fünf erlegten Wölfen sei jedoch kein Hybride.

Legendenumwoben und wieder stärker in Kärntens Wäldern und auf den Almen zuhause: der Wolf. (Bild: AFP)
Legendenumwoben und wieder stärker in Kärntens Wäldern und auf den Almen zuhause: der Wolf.

„Um genaue Zahlen zu haben, wird nun die Losung gesammelt und beprobt“, so Gruber. Jäger und Wolfsbeauftrage übernehmen diese Aufgabe. Die Kosten seien laut Gruber überschaubar: 2000 Euro für die Kühlung in den Bezirken, 200 Euro pro Beprobung.

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Der Ist-Zustand ist nicht tragbar für die Almbauern. Schauen wir nun, was da lebt. Mit den erhobenen Zahlen können wir dann weiterschauen, was die nächsten Schritte sein könnten.

Siegfried Huber, Landwirtschaftskammer Kärnten

„Ich bin mir sicher, wir haben mehr Wölfe als wir glauben. Vermutlich an die 90“, vermutet Landesjägermeister Walter Brunner, der „keinesfalls militärisch mit einem Jagdkommando gegen Wölfe vorgehen“ will. „Es geht um eine Verhältnismäßigkeit.“

Hybrid-Wölfe weniger stark geschützt
„Diese Hybrid-Wölfe genießen laut Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie nicht den gleich intensiven Schutz wie wirkliche Wildtier-Wölfe“, erklärt Gruber. Somit dürfte man Hybrid-Wölfe entnehmen. „Wir haben das prüfen lassen: In wievielter Generation der Wolf ein Hybride ist, ist nebensächlich.“

Werde ein Hybride im Rudel nachgewiesen, sei das Schießen erlaubt
Aber da ein Jäger beim Ansprechen, also Anschauen, des Tieres den „echten“ Wolf vom Hybrid-Wolf nicht unterscheiden kann, wäre ein hoher Grad an Hybridisierung keine Erlaubnis zum Abschuss aller Wölfe. Werde aber in einem Rudel ein Hybrid-Wolf identifiziert, sei der Abschuss des gesamten Rudels erlaubt.

Das Thema Wolf-Hybriden will Gruber auch in der Agrarreferenten-Konferenz Österreichs, deren Vorsitz er ab 16. Juni für sechs Monate innehat, besprechen.

Hoher Besuch aus Brüssel
Nächste Woche erwartet Landwirtschaftskammer-Präsident Siegfried Huber mit Humberto Delgado Rosa den Direktor für den Bereich „Biologische Vielfalt“ bei der EU-Kommission: „Er wird sich mit uns eine Alm anschauen und die kleinräumige Almwirtschaft Kärntens kennenlernen.“ Dem hohen Beamten werde eine Protestnote mitgegeben.

Wolfsschützer fordern Herdenschutz 
Ein konfliktarmes Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf will der WWF, der eine Ausrottung des Wolfes befürchtet, erreichen. Die Tierschutzorganisation spricht sich für Herdenschutz aus. So sollen Wolf und Almvieh unblutig nebeneinander leben könnten, hofft der WWF. Einig sind sich WWF und das Kärntner Triumvirat Huber, Gruber, Brunner aber dabei: Eine intensivere Datenerhebung, eine wissenschaftliche Dokumentation der Wolfsvorkommen sei unbedingt notwendig.

Porträt von Kärntner Krone
Kärntner Krone
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