Noch immer wissen etliche Menschen nicht, dass von HIV-Therapierten keine Ansteckungsgefahr mehr ausgeht, denn jeder mit dieser Diagnose wird in Österreich behandelt! Dennoch ist die Situation für Betroffene nicht einfach. Sie werden nach wie vor stigmatisiert und etwa von manchen Berufen ausgeschlossen.
Es geht nach wie vor die Angst um, sich bei HIV-Positiven zu infizieren. „Diese ist weitgehend unbegründet“, stellt Dr. Horst Schalk, Allgemeinmediziner einer HIV-Schwerpunktpraxis in Wien, klar. „Jeder, der hierzulande mit HIV diagnostiziert wird, erhält sofort eine gezielte Therapie. Innerhalb weniger Wochen ist der Patient dann nicht mehr infektiös. Voraussetzung ist natürlich, sich testen zu lassen, um die Krankheit rechtzeitig zu erkennen.“
Mit Tablette Ansteckung verhindern
Das Kondom gilt nach wie vor als wichtigster Schutz vor dem Immunschwächevirus. „Wer aber trotz wechselnder Sexualpartner kein Kondom verwenden kann oder will, vermag sich auch mit einer Tablette pro Tag gegen eine Ansteckung zu wappnen. Mittels dieser sogenannten ,Präexpositionsprophylaxe (PrEP)‘ kann man die Infektion zu fast 100% verhindern“, erklärt der Experte.
Moderne Medikamente für ein normales Leben
Nach wie vor ist die Situation für positiv Diagnostizierte nicht einfach. „Obwohl mit der modernen Medikation ein uneingeschränkter Alltag mit normaler Lebensdauer leicht möglich ist, haben die Betroffene mit vielem anderen zu kämpfen“, führt Dr. Schalk aus. „Das beginnt bereits damit, dass Infizierte, die am Land leben, ihre Behandlung wesentlich umständlicher erhalten als Stadtbewohner. Diese müssen zumeist in Infektionsambulanzen von Hauptstadtkrankenhäusern pendeln.“
Dabei ist eine HIV-Therapie heute nicht mehr aufwändig. „Die meisten nehmen täglich eine Tablette ein. Seit Jahresbeginn ist es hierzulande möglich, sich alle zwei Monate beim Arzt zwei Spritzen zu holen (langwirksame Injektionstherapie). Das ist für jene wichtig, die etwa zu Hause nicht kommentieren wollen, warum sie täglich eine Arznei nehmen müssen.“
Diskriminierung stoppen!
Diskriminierung begegnet Betroffenen nicht nur in ihrer Umgebung, auch bei der Jobwahl wird die Infektion zum Hemmschuh. „Noch immer weigern sich manche Berufsgruppen mit fadenscheinigen Ausreden, HIV-positive Menschen einzustellen“, ärgert sich Dr. Schalk. Auch räumt der Experte mit dem Gerücht auf, man müsse sich vor infizierten Flüchtlingen aus der Ukraine fürchten: „Hier sehen wir eher Frauen mit kleinen Kindern als Betroffene. Doch diese sind im Heimatland behandelt worden. Die Therapie konnte dann in Österreich lückenlos weitergeführt werden.“
Warum es wichtiger ist denn je gegen Diskriminierung vorzugehen? „Früher hatten die wenigsten Menschen Kontakt zu HIV-Infizierten, nur bestimmte Personengruppen waren betroffen. Mittlerweile könnte es jeder sein - der Nachbar, Ihr Neffe oder der Briefträger. Aber durch die gezielte Behandlung ist das heute vollkommen egal!“
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