Die Situation rund um die Band Rammstein gleicht immer mehr ihren eigenen Songs: düster. Nun wurde bekannt, dass das Plattenlabel Universal Music die Zusammenarbeit mit der Gruppe um Till Lindemann aussetzt - und „vollumfängliche Aufklärung“ fordert.
Eine Sprecherin bestätigte das am Donnerstag gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“: „Wir sind davon überzeugt, dass eine vollumfängliche Aufklärung der Anschuldigungen, auch durch die Behörden, unbedingt erforderlich ist und ebenfalls im Interesse der gesamten Band liegen muss. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe haben wir die Marketing- und Promotion-Aktivitäten für die Recordings der Band bis auf weiteres ausgesetzt.“
Die Vorwürfe gegen Till Lindemann hätten die Verantwortlichen „schockiert“. Universal habe den „größten Respekt vor den Frauen, die sich in diesem Fall so mutig öffentlich geäußert haben“.
Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt
Kurz zuvor war bekannt geworden, dass die Berliner Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Frontmann Lindemann eingeleitet hat. Die Behörde bestätigte am Mittwochabend, dass wegen „Tatvorwürfen aus dem Bereich der Sexualdelikte und der Abgabe von Betäubungsmitteln“ gegen den 60-Jährigen ermittelt werde.
Mehrere Frauen hatten kurz vor Beginn der Europa-Tournee schwere Vorwürfe gegen Lindemann erhoben. Sie beschrieben, wie junge Frauen offenbar gezielt für Sex mit dem Sänger rekrutiert wurden. Sie sollen demnach auf Konzerten und Instagram angesprochen und dann auf speziell für Lindemann organisierte After-Show-Partys eingeladen worden sein. Einige Frauen vermuteten zudem, unter Drogen gesetzt worden zu sein.
Grünen verlangen Absage der Wien-Konzerte
Die heimischen Grünen, die zuletzt für eine Absage der beiden Konzerte im Wiener Ernst-Happel-Stadion Ende Juli eingetreten sind, befürworteten die rechtlichen Schritte in einer Aussendung. Zugleich kritisierte sie auch Teile der medialen Reaktion auf die Berichte der Frauen.
In den vergangenen Tagen seien aus der #MeToo-Debatte bestens bekannte Mechanismen gegen die aussagenden Frauen losgetreten worden. Rammstein selbst hätte versucht, die Frauen mit Klagsandrohungen einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen, erklärte Meri Disoski, stellvertretende Klubobfrau und Frauensprecherin der Grünen.
„Der männlich dominierte Musikjournalismus und das männlich dominierte Feuilleton haben in bester männerbündischer Manier versucht, die Glaubwürdigkeit von Frauen zu untergraben, klassische Täter-Opfer-Umkehr betrieben und romantisierend von ‚Groupietum‘ statt von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt gesprochen“, so Disoski.
Umso wichtiger sei es, dass die Berliner Staatsanwaltschaft den schwerwiegenden Vorwürfen der Frauen nun nachgehe.
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