Flüchtlingskrise

Krieg, Gewalt: Die Lage wird immer hoffnungsloser

Ausland
15.06.2023 20:00

So viele Menschen wie noch nie sind auf der Flucht. Das führt zu Tragödien wie jener vor Griechenland. Die Lage wird immer hoffnungsloser.

Eine Tragödie hat sich im Mittelmeer abgespielt. Ein aus Libyen in See gestochenes Boot mit etwa 600 Flüchtlingen an Bord war gekentert. Etwa 100 haben überlebt, 78 Tote konnten bis jetzt geborgen werden.

Mittelmeer wird zum Grab
Für Hunderte wird das Mittelmeer zum Grab. Darunter über 100 Kinder. Mit scharfer Kritik an der europäischen Flüchtlingspolitik reagierte Caritas-Wien-Direktor Klaus Schwertner auf das Bootsunglück. „Europa versagt seit Jahren, wenn es darum geht, Menschen auf der Flucht zu schützen. Seit 2014 sind bereits mehr als 20.000 Geflüchtete auf der Flucht im Mittelmeer ertrunken.“

Das Bild zeigt laut griechischer Küstenwache das Schiff voller Flüchtlinge, das vor Griechenland gesunken ist. (Bild: AP)
Das Bild zeigt laut griechischer Küstenwache das Schiff voller Flüchtlinge, das vor Griechenland gesunken ist.
Eine syrische Familie sitzt vor ihrem Zelt in einem Flüchtlingslager in der Stadt Barelias im Libanon. (Bild: The Associated Press)
Eine syrische Familie sitzt vor ihrem Zelt in einem Flüchtlingslager in der Stadt Barelias im Libanon.

Schutzsuchende immer öfter Opfer von Gewalt
Laut UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR sind so viele Menschen auf der Flucht wie noch nie zuvor. 110 Millionen Menschen weltweit wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Fluchtgründe sind nach UNHCR-Angaben Krieg, Gewalt und Verfolgung. Österreich beherbergt laut Innenministerium etwa 100.000 Flüchtlinge.

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Europa versagt seit Jahren, wenn es darum geht, Menschen auf der Flucht zu schützen. Seit 2014 sind bereits mehr als 20.000 Geflüchtete auf der Flucht im Mittelmeer ertrunken.

Klaus Schwertner, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien (Bild: Zwefo)

Caritas-Wien-Direktor Klaus Schwertner

Gemessen an der Einwohnerzahl leben die meisten Flüchtlinge im Libanon. Etwa 1,5 Millionen werden in dem 6-Millionen-Einwohner-Staat versorgt. Doch das Land durchlebt eine schwere wirtschaftliche und politische Krise. „Die letzten zwei Jahre waren schlimm“, sagt Marcelo Fernandez, Chef der Ärzte ohne Grenzen, im Libanon zur „Krone“.

Flüchtlingslager sind überfüllt (Bild: AP)
Flüchtlingslager sind überfüllt

Die innenpolitische Krise verschärft sich. Zum zwölften Mal war die Wahl zum Präsidenten am Mittwoch gescheitert, wütende Demonstranten griffen gestern Banken an. Und wem gibt man die Schuld? „Den Flüchtlingen“, sagt Fernandez. „Die Rhetorik gegenüber den Schutzsuchenden verschärft sich.“

Abschiebungen nehmen zu
Diese haben Angst. Abschiebungen nehmen zu. „Viele trauen sich nicht mehr aus den Lagern raus, verpassen Arzttermine, weil sie Angst vor Gewalt haben - oder davor, dass sie abgeschoben werden.“ Zudem grassieren Seuchen wie Cholera. Durch den Zusammenbruch der Zivilgesellschaft infolge der Krise müssen nun auch doppelt so viele Libanesen die Hilfe von Ärzte ohne Grenzen in Anspruch nehmen. Weil sie sonst keinen leistbaren Zugang zu medizinischer Versorgung hätten. 40 Prozent des medizinischen Fachpersonals haben seit 2019 das Land verlassen.

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Viele trauen sich nicht mehr aus den Lagern raus, verpassen Arzttermine, weil sie Angst vor Gewalt haben - oder davor, dass sie abgeschoben werden.

(Bild: MSF)

Marcelo Fernandez, Chef der Ärzte ohne Grenzen

Flucht hat viele Ursachen. Eine ist überall gleich: Verzweiflung! Solche Verzweiflung, dass man sein und das Leben seiner Kinder bei einer Überfahrt in einem überfüllten, klapprigen Kahn auf dem Mittelmeer riskiert.

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