Wer bekommt Imperium?
Rätselraten in Italien über Berlusconis Testament
Der verstorbene Medienzampano und italienische Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi hinterlässt ein riesiges Wirtschaftsimperium - nun wird kurz vor der Testamentseröffnung gerätselt, wie das milliardenschweres Vermögen aufgeteilt wird.
Offen ist vor allem, wie es mit dem Fernsehgeschäft der Familienholding Fininvest, an der Berlusconi zuletzt 61 Prozent hielt, weitergehen wird. Seine fünf Kinder aus zwei Ehen sind bereits zu gleichen Teilen an der Holding beteiligt. Gespannt warten die Beobachter nun darauf, wie die Anteile am Familienunternehmen in Berlusconis Testament neu verteilt werden.
Zwei Kinder bereits an der Spitze von Beteiligungsgesellschaft
Werden die gut 60 Prozent Anteile des Vaters einfach durch fünf geteilt, hätten die drei jüngeren Kinder aus der Ehe mit der Schauspielerin Veronica Lario die absolute Mehrheit am Kapital. Diese Lösung stünde jedoch im Widerspruch zur Tatsache, dass Berlusconi schon vor Jahren Marina und Pier Silvio, seine Kinder aus erster Ehe, an die Spitze der wichtigsten Beteiligungsgesellschaften berief.
Exklusive Immobilien wechseln die Besitzer
Zu Berlusconis Imperium gehören neben dem Fernsehgeschäft, dem Verlag Mondadori und dem Fußballklub AC Monza auch mehrere Immobilien, darunter seine legendäre Residenz aus dem 18. Jahrhundert in Arcore bei Mailand, in der der Medienunternehmer seit 1974 lebte, und eine traumhafte Villa an der Costa Smeralda auf Sardinien, in die Berlusconi einst den russischen Präsidenten Wladimir Putin und andere internationale Prominente eingeladen hatte. Die Immobiliensparte war seit jeher ein erfolgreicher Sektor in Berlusconis Wirtschaftsimperium.
Holding will Geschäft in „absoluter Kontinuität“ fortsetzen
Die Holding Fininvest erklärte in einer Presseaussendung, Berlusconis Erbe werde die Grundlage aller Aktivitäten bleiben, „die in absoluter Kontinuität in jeder Hinsicht fortgesetzt werden“. Der älteste Sohn Pier Silvio hält die Zügel beim TV-Geschäft in der Hand. Die von ihm geführte Fernsehgruppe Mediaset musste in den letzten Jahren wegen der harten Konkurrenz von Internet-Plattformen wie Netflix starke Umsatzrückgänge hinnehmen.
Fernsehgruppe legt Fokus auf lokale Inhalte
Pier Silvio Berlusconi bemüht sich daher, die Firma vom herkömmlichen Broadcaster zur Medienplattform umzubauen. Mit der Gesellschaft MFE, deren Geschäftssitz in Amsterdam liegt, will er eine Gruppe nationaler Fernsehsender bilden, die sich auf die Produktion lokaler Inhalte fokussiert. Hier geht es vor allem um den spanischen Markt. Die Familie Berlusconi hat auch den deutschsprachigen Markt im Visier - am deutschen Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 hält sie bereits eine 30-prozentige Beteiligung.
Die Fernsehgruppe Mediaset verabschiedete sich am Mittwoch in großem Stil von seinem Gründer. Veröffentlicht wurde in mehreren Tageszeitungen ein ganzseitiges Inserat der Mailänder Mediengruppe. „Ganz Mediaset umarmt mit Liebe und Dankbarkeit seinen Gründer Silvio Berlusconi“, hieß es.
Erhält auch „symbolische Gattin“ einen Anteil?
Eine offene Frage ist auch, ob nicht doch auch Berlusconis Lebensgefährtin, die 33-jährige Parlamentarierin Marta Fascina einen Anteil am Vermögen erhält. Berlusconi hatte im März vor einem Jahr zwar feierlich eine „symbolische Hochzeit“ mit der Süditalienerin gefeiert, die er aber offenkundig aus Erbschaftsgründen nicht standesamtlich besiegelte.
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