Der ehemalige Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) tritt heuer beim Fest des Mathias Corvinus Collegium (MCC) in Ungarn als Redner auf. Die Denkfabrik gilt als Parteikaderschmiede für den rechtskonservativen ungarischen Premierminister Viktor Orban. Bei dem Auftritt im Juli ebenfalls mit dabei: ein berüchtigter konservativer Kommentator aus den USA.
Für Orbans Regierung und seine Fidesz-Partei spielt das MCC eine gewichtige Rolle. Allein im Jahr 2020 wurde die Stiftung von der Regierung mit über einer Milliarde Euro ausgestattet - mehr als alle anderen Hochschulen in Ungarn zusammen, wie unabhängige Medien schätzten.
„Patriotische Elite“ für Ungarn
Beobachtern zufolge ist der Zweck des Collegiums klar: Hier soll eine neue „patriotische Elite“ und der Nachwuchs für Orbans rechtskonservative Regierungspartei Fidesz ausgebildet werden, die Rede ist von Orbans Kaderschmiede. Die Verbindungen sind unübersehbar. Vorsitzender der MCC-Trägerstiftung ist Balazs Orban, der nicht mit dem Premier verwandt, aber dessen Politischer Direktor ist.
Die Institution gilt als nationalkonservatives Gegenmodell der vom liberalen US-Financier und Orban-Kritiker George Soros gegründeten Central European University (CEU). Diese wurde aus Budapest vertrieben und hat seit 2019 ihren neuen Standort in Wien.
Regelmäßig organisiert das MCC politische Diskussionsveranstaltungen, von 27. bis 29. Juli eben auch das MCC-Fest, bei dem der Ex-Kanzler auftreten soll, wie auf Facebook bekannt gegeben wurde. Er soll bei der Veranstaltung in Esztergom im Norden Ungarns an der Donau über „Themen des öffentlichen Lebens“ sprechen, und zwar gemeinsam mit Michael Knowles.
Greta Thunberg als „geisteskrank“ bezeichnet
Der konservative US-Amerikaner ist ein bekannter Kommentator und Moderator, der regelmäßig in einschlägigen Medien auftritt. 2019 sorgte Knowles für einen Skandal, weil er die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg auf Fox News als „geisteskrank“ bezeichnet hatte. Der Sender entschuldigte sich später, Knowles weigerte sich aber, seine Worte zurückzunehmen. Der 33-Jährige tritt außerdem gegen Transgender-Rechte auf: Bei einer Republikaner-Konferenz im März erklärte er, dass der „Transgenderismus vollständig aus dem öffentlichen Leben getilgt“ werden sollte.
Das Mathias Corvinus Collegium holt nicht nur solche international bekannten rechtsstehenden Kommentatoren zu sich, die Hochschule mit der ausgesprochenen Nähe zu Orban expandiert selbst ins Ausland. Seit Mai ist das MCC auch Mehrheitseigentümer der Wiener Modul University am Kahlenberg. Die Wiener Wirtschaftskammer hält noch zehn Prozent an der Tourismus-Privatuniversität.
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