Zehntausende geleiteten Margarethe Manhardt als „Heldin der einfachen Leute“ 1926 zur letzten Ruhe. Damals schwor Wiens Bürgermeister, man werde sich auf ewig um das Grab kümmern. Das hat die Stadt vergessen.
Auf den ersten Blick wirkt Grab zwölf in Reihe drei, Gruppe 133, auf dem Zentralfriedhof wie eines, das niemandem mehr etwas bedeutet: Seit Kurzem kleben dort die Zettel „Benützungsrecht abgelaufen“ und „Achtung! Bauliche Mängel!“
Doch es gibt Menschen, denen die hier beerdigte Margarethe Manhardt etwas bedeutet: ein Kindermädchen bei einer Wiener Familie, das am 3. November 1926 auf der Ausstellungsstraße ihre zwei Schützlinge vor einer nahenden Kutsche rettete und dabei ums Leben kam.
Von der Stadt vergessen, von Bewohnern nicht
Die „Krone“ berichtete damals über den Fall - und das Echo sprengte alle Dimensionen: Manhardt wurde zur Symbolfigur für das unbedankte Wirken der „einfachen Leute“. Eine Spendenaktion, die die „Krone“ damals ins Leben rief, finanzierte nicht nur ihren Grabstein, sondern durch die Summe der Beiträge sogar ein Denkmal auf dem Max-Winter-Platz.
Die Stadt konnte den Fall nicht mehr ignorieren: Zehntausende nahmen an Manhardts Begräbnis teil. Und so versprach Bürgermeister Karl Seitz, die Stadt werde die Grabpflege auf Friedhofsdauer übernehmen. Der aufmerksamen „Krone“-Leserin Karin Kiradi, die einen Internet-Blog über den Friedhof betreibt, ist aufgefallen, dass die Stadt nun ihr damaliges Versprechen vergessen hat.
Wie Recherchen der „Krone“ ergaben, wurde die Grabpflege damals nur für 15 Jahre übernommen - und unter NS-Herrschaft nicht verlängert. Durch die Recherchen weiß nun aber auch das Rathaus, dass Manhardts Grab die Auflassung droht, und wie man hört, soll es Bürgermeister Michael Ludwig selbst ein Anliegen sein, das Wort seines Vorgängers nun ein für alle Mal zu halten.
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