Die russische Regierung hat die ersten Atomsprengköpfe nach Belarus schicken lassen. Bis zum Ende des Sommers soll der Prozess abgeschlossen sein, sagte Staatschef Wladimir Putin. Eingesetzt werden sollen die Atomwaffen laut ihm aber nicht.
Der russische Präsident hatte erklärt, die Atomwaffen sollten diejenigen abschrecken, die glaubten, Russland eine strategische Niederlage zufügen zu können. „Wir haben mehr solcher Waffen als die Nato-Länder“, sagte Putin am Freitag. „Sie wissen das und drängen uns die ganze Zeit dazu, dass wir Gespräche über Reduzierungen anfangen.“ Russland sei aber bereit, Verhandlungen zu führen, relativierte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wenig später.
Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hatte Putin erlaubt, sein Land als Ausgangspunkt für die Offensive gegen die Ukraine zu nutzen. Die Ankündigung, russische Atomwaffen im Nachbarland zu positionieren, kam bereits im März. Die belarussischen Streitkräfte werden seit April an atomwaffenfähigen russischen Raketensystemen ausgebildet.
Einsatz nur, wenn Existenz bedroht ist
Putin sagte am Freitag, dass er noch keinen Grund für einen Einsatz von Atomwaffen sehe. Theoretisch sei dies möglich, wenn russisches Territorium gefährdet beziehungsweise die Existenz des Staates bedroht sei. Zuvor hatte der russische Präsident mit seinen Aussagen zur nuklearen Rüstungskontrolle immer wieder für Aufsehen und auch Angst gesorgt. Befürchtet wird etwa, dass es eine atomare Eskalation im Ukraine-Krieg geben könnte. Taktische Nuklearwaffen, wie sie jetzt in Belarus stationiert werden, können verheerende Schäden verursachen, haben jedoch eine geringere Reichweite als sogenannte strategische Langstreckenwaffen.
Die russische Regierung hatte Anfang des Jahres unter internationalem Protest das letzte große Abkommen über atomare Rüstungskontrolle für ausgesetzt erklärt. Der „New Start“-Vertrag mit den USA hatte die Atomwaffenarsenale beider Länder begrenzt und Inspektionen geregelt.
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