„War ein Sonnenschein“

Von Auto überrollt: Trauer um Jeanette (19)

Salzburg
18.06.2023 07:00

Fassungslosigkeit herrscht in der Flachgauer Gemeinde Mattsee (Salzburg) nach dem tragischen Unfalltod der 19-jährigen Jeanette. Nach einem Fest wurde die junge Kellnerin aus Mattsee von einem BMW X3 touchiert. Dann überrollte sie laut Zeugen ein weiteres Auto. Für Jeanette kam jede Hilfe zu spät. Der Lenker des ersten Pkw stellte sich Stunden nach dem Vorfall. Vom bislang unbekannten Zweiten fehlt bislang jede Spur. Besonders tragisch: Jeanette wäre heute 20 geworden.

„Wir sind alle fassungslos. Weil so ein junges Leben geendet hat und so ein lieber und herzensguter Mensch nicht mehr unter uns ist“, sagt Mattsees Bürgermeister Michael Schwarzmayr. Der Unfalltod der 19-jährigen Jeanette – sie wäre heute 20 geworden – überschattete auch das große 70. Gründungsfest der Landjugend. Am Freitag war die lebenslustige Kellnerin nach der Arbeit selbst noch mit Kollegen bei der Landjugend-Feier. Am Samstag gab es eine Trauerminute für sie.

Mattsee trauert um Jeanette (19). Die Kellnerin war im Ort beliebt und bekannt. Sie wäre heute 20 Jahre alt geworden. Sie erlag noch am Ort des Unfalls ihren schweren Verletzungen. (Bild: Tschepp Markus)
Mattsee trauert um Jeanette (19). Die Kellnerin war im Ort beliebt und bekannt. Sie wäre heute 20 Jahre alt geworden. Sie erlag noch am Ort des Unfalls ihren schweren Verletzungen.

Denn nachdem Jeanette das Fest zu Fuß verlassen hatte, erfasste sie gegen 0.45 Uhr am Rande der L101 ein Pkw. Der Lenker fuhr nach der Kollision an der nördlichen Ortseinfahrt einfach weiter. Andere Autofahrer riefen die Rettung. Ein Ersthelfer versuchte, Jeanette zu reanimieren. Doch weder er noch die Sanitäter konnten sie retten.

Der Oberösterreicher (24), der Jeanette mit seinem Auto erfasst hat, stellte sich Stunden nach der Tat in Begleitung seines Vaters und seines Anwalts der Obertrumer Polizei. Die Kollision will er nicht wahrgenommen haben. (Bild: Benedict Grabner, Krone KREATIV)
Der Oberösterreicher (24), der Jeanette mit seinem Auto erfasst hat, stellte sich Stunden nach der Tat in Begleitung seines Vaters und seines Anwalts der Obertrumer Polizei. Die Kollision will er nicht wahrgenommen haben.

Unfallwagen war rasch identifiziert, Lenker stellte sich
Noch in der Nacht rückte ein Sachverständiger an. Am Unfallort blieben Reste eines Außenspiegels zurück. Am Morgen war dann klar: Gesucht wird ein silberner BMW X3. Kurz nach dem Fahndungsaufruf stellte sich der mutmaßliche Todeslenker bei der Polizei Obertrum. Zusammen mit Vater und Anwalt erschien der 24-jährige Oberösterreicher zur Vernehmung.

Ein Alkotest ergab 0,0 Promille. Beim Verlassen des Wachzimmers hielt sich der junge Mann einen Pullover vors Gesicht. Für Anwalt Carl Handlechner ist keineswegs gewiss, dass sein Mandant für den Tod der jungen Frau verantwortlich ist. Er habe die Kollision nicht bemerkt und nur ein Geräusch gehört. „Er dachte, dass er mit dem Spiegel einen Vogel erwischt hat“, so Handlechner. Die junge Frau sei wohl „ins Auto gelaufen“.

Unfallexperte Gerhard Kronreif hat den Wagen am bereits am Samstag untersucht. (Bild: Tschepp Markus)
Unfallexperte Gerhard Kronreif hat den Wagen am bereits am Samstag untersucht.

Wo ist der zweite Unfalllenker?
Die Ermittler konzentrieren sich aber laut „Krone“-Informationen nicht nur auf den 24-Jährigen. Denn eine Zeugin auf der Gegenfahrbahn will gesehen haben, dass kurz nach der Kollision ein weiteres Auto die am Boden liegende Jeanette überrollt hat. Auch dieser Lenker soll davon gebraust sein. Die schweren Verletzungen und die Spurenlage stützen die Beobachtung. Klarheit soll eine Obduktion bringen. Experte Gerhard Kronreif untersuchte den BMW, der bis auf Spiegel und Seitenscheibe unversehrt scheint.

(Bild: Markus Tschepp)

Angehörige meldete sich rührend zu Wort
Auf Facebook meldete sich eine Angehörige zu Wort, bedankte sich für die große Anteilnahme und Hilfsbereitschaft. „Jeanette war der Sonnenschein“, unterstrich sie ihre Trauer. Gleichzeitig bat sie darum, den Fahrer nicht zu verteufeln: „Denn auch er ist jemandes Kind und auch er und seine Familie müssen mit dem Geschehenen leben. Das ist Strafe genug.“

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