Herr Bauchinger, schön, dass es heute mit einem Treffen im Ikarus im Hangar7 geklappt hat.
Kein Problem, ich bestelle uns zum Essen eine Auswahl an Asia-Gerichten, wenn es für Sie passt?
Gerne! Achten Sie sehr auf Ernährung?
Ich habe eine große Schwäche: Ich liebe Süßigkeiten. Ich könnte in der Früh schon eine Torte essen. Und wie sich andere am Abend auf ein Bier oder ein Glas Wein freuen, freue ich mich auf eine Esterházy-Schnitte. Das gleiche ich mit viel Sport aus, ungefähr fünf bis sechsmal in der Woche trainiere ich. Und ich gehe gerne in Restaurants, wo ohne Zusatzstoffe gekocht wird.
Den Hangar7 kennen Sie ja schon seit der Eröffnung.
Ja, wir feiern heuer 20 Jahre. Bei diesem Projekt hatten wir das Glück, von Anfang an mit dabei sein zu dürfen. Ich kann mich noch an die Eröffnung 2003 erinnern: Mittags war hier noch große Baustelle, am Abend habe ich den roten Teppich für die Gäste gesaugt – Naomi Campbell ist aber trotzdem lieber durch den Hintereingang reingegangen (lacht).
War die Hausbetreuung immer schon Ihr Berufswunsch?
Ich wollte eigentlich gerne Schauspieler werden. Bei den Salzburger Festspielen habe ich zum Beispiel auch als Komparse mitgewirkt. Aber durch mein Elternhaus – ich bin streng gläubig erzogen worden und hatte dadurch sehr viel Respekt vor meinen Eltern – und auch finanziell hat sich dieser Traum nicht realisieren lassen. Ich musste arbeiten gehen und habe dann Kaufmann gelernt. Danach habe ich als Erster in Salzburg mit dem Konzept des Facility Managements, also der Hausbetreuung, angefangen. In der Siedlung, die ich als erstes Projekt betreut habe, war Red Bull in einer Dreizimmerwohnung untergebracht. So habe ich angefangen für Herrn Mateschitz zu arbeiten. Das war von Anfang an eine berufliche Verbindung mit Handschlagqualität. Mittlerweile habe ich 630 Mitarbeiter und wir betreuen des Weiteren Hotelketten, andere Marken und Privathäuser.
Sie haben in Ihrem Berufsleben aber sicher auch schon weniger schöne Dinge gesehen?
Ja, vor allem im Hotelbereich. Man erkennt den Charakter der Leute daran, wie sie ein Hotelzimmer verlassen. Das ist wirklich interessant. Oft werden Zimmer in 3-Stern-Hotels hervorragend verlassen und in 5-Stern-Hotels findet man oft katastrophale Zustände vor. Da ist man dann kurz vorm neu Ausmalen, weil zum Beispiel am Boden gekocht und gegessen wurde und die Essensreste an der Wand kleben. Man glaubt gar nicht, was Leute so alles machen. Das ist keine Frage der sozialen Schicht. Ich finde diese Zustände sogar eher im gehobenen Bereich vor. Diese Leute denken sich: Dafür gibt es eh Dienstleister, die den Dreck wegmachen. Sie werden es mir nicht glauben, aber wenn ich persönlich in ein Hotel gehe, habe ich meinen eigenen Schlafsack dabei.
Das ist nicht Ihr Ernst?
Doch, sogar wenn es ein gutes Hotel ist. Die Matratzen sind das Schlimmste. Kleiner Tipp: Dort einfach nie hinschauen (lacht).
Oje. Tatortreinigung machen Sie aber nicht, oder?
Doch, haben wir auch gemacht. Ich persönlich habe schon Resthirn von der Zimmerdecke runtergekratzt.
Um Gottes Willen - haben Sie durch Ihren Beruf generell ein anderes Bild von Menschen bekommen?
Ja, definitiv. Durch die Reinigung kommen wir ja auch in Bereiche rein, wo man sonst nie hinkäme. Da ist es schon oft so, dass es in einer Garconniere gemütlicher ist und man sich wohler fühlt als in einer großen Villa. Große Häuser sind oftmals äußerst lieblos und seelenlos eingerichtet. Da habe ich mir schon oft meinen Teil dabei gedacht.
Also man möchte nicht mit den Schönen und Reichen tauschen, wenn man die Einblicke hätte, die Sie haben?
Es ist wirklich so: Geld ist nicht alles. Es gibt so viele, die damit nichts anfangen können. Es gibt sehr viel gut situierte Leute, die Villen mit 1500 Quadratmetern haben, aber nur in einem einzigen Raum leben. Alles andere ist leer. Diese Räumen betreten eigentlich nur die Reinigungskräfte.
Komisch, warum kauft man sich dann nicht ein kleineres Haus?
Manche Leute brauchen die Wirkung eines großen Hauses nach außen. Es gibt so viele Villen in Salzburg, die das ganze Jahr leer stehen. Die Leute kommen vielleicht ein, zwei Wochen in der Festspielzeit hierher. Das Hallenbad muss aber das ganze Jahr über 28 Grad haben. Und auch die Autos müssen regelmäßig von uns bewegt werden.
Ihre Mitarbeiter fahren dann mit Luxusautos herum?
Es ist wirklich so! Oft werden meine Mitarbeiter oder ich selbst mit teuren Autos gesehen. Aber die gehören uns nicht, die bewegen wir nur (lacht).
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