Hunderte Migranten tot
Schleuser sollen zu einer großen Bande gehören
Nach dem Schiffsunglück im Mittelmeer, bei dem mehrere hundert Migrantinnen und Migranten ums Leben kamen, laufen jetzt die Ermittlungen. Neun mutmaßliche Schleuser sollen zu einer großen Bande gehören. Wie griechische Medien berichteten, soll diese in den vergangenen Monaten bis zu 18 Fahrten übers Mittelmeer aus Libyen nach Italien organisiert haben.
Einer der Männer habe bereits zugegeben, Geld erhalten zu haben, um während der Reise Arbeiten am Schiff vorzunehmen. Die anderen Männer sollen bisher alle Vorwürfe abstreiten. Vorwürfe gab es auch in Richtung Küstenwache. Manche Überlebende berichteten gar, dass diese das Boot Richtung Italien habe schleppen wollen, wodurch es zum Untergang gekommen sei. Diese wehrte sich, den Tod der bis zu 700 Menschen in Kauf genommen zu haben. Angeblich bot ein Patrouillenboot Hilfe an, was von den Migrantinnen und Migranten an Bord des Kutters aber abgelehnt worden sei.
Hilfsangebot ignoriert?
Das sei zwei Stunden vor dem Unglück gewesen. „Wir näherten uns dem Schiff, um seinen Zustand und den der Passagiere zu überprüfen und erneut Hilfe anzubieten“, zitierte die Zeitung den Kapitän, dessen Name nicht veröffentlicht wurde. Dann hätten die Beamtinnen und Beamten am Bug des Schiffs ein Seil befestigt. Man brauche keine Hilfe, Ziel sei Italien, hätten die Passagierinnen und Passagiere geantwortet. „Trotz wiederholter Appelle, ob sie Hilfe brauchten, ignorierten sie uns und machten gegen 23.57 Uhr das Seil los“, sagte der Kapitän.
Das Patrouillenboot habe das Boot dann im Abstand von 200 Metern begleitet, gab der Kapitän an. Um 1.40 Uhr habe der Kutter erneut angehalten. Dann habe sich das Boot langsam geneigt. Unter den Passagierinnen und Passagieren habe es Aufruhr gegeben, auch Schreie seien zu hören gewesen. Innerhalb einer Minute sei das Boot dann jedoch gekentert. Das Mittelmeer ist an dieser Stelle etwa 5000 Meter tief.
Neun Ägypter festgenommen
Bisher wurden 78 Todesopfer geborgen und 104 Überlebende gezählt. An der Unglücksstelle wurde weiter gesucht, jedoch ohne Erfolg. Hoffnung, jetzt noch Überlebende zu finden, gibt es keine mehr. Die Katastrophe vor Griechenlands Küste löste international Entsetzen aus. Gemeinsam mit der italienischen Polizei und der europäischen Polizeibehörde Europol wollen die Griechinnen und Griechen nun die Drahtzieher der Schleuserbande ermitteln. Bisher wurden neun Ägypter zwischen 20 und 40 Jahren festgenommen. Die Bande soll in den vergangenen Monaten bis zu 18 Fahrten übers Mittelmeer aus Libyen nach Italien organisiert haben.
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