Vor 100 Jahren wurde im Burgenland die erste Tamburizza-Gruppe gegründet. Am 25. Juni wird das Jubiläum im Kulturzentrum Eisenstadt mit einem Tamburizza- und Folklore-Festival gebührend gefeiert.
Sie ähnelt Lauten, Mandolinen und Balalaikas und gilt als kulturelles Identifikationsmittel der Burgenlandkroaten: die Tamburizza. Ihren Ursprung hat das Saiteninstrument im persischen Raum. Schon vor 5.000 Jahren besaßen die alten Assyrer ein ähnliches Instrument, die Lyra. Der Name „Tambura“ geht vermutlich auf das persische Wort tamburu zurück, was Saite bedeutet. Einer anderen Theorie zufolge stammt das Wort von der buddhistischen Gottheit „Tamburu“, die als Schutzpatron der Musiker galt.
Die Reise eines Instruments
Im 14. Jahrhunderte gelangte die Tamburizza auf den Balkan und dann im 16. Jahrhundert im Zuge der Türkenkriege und der daraus resultierenden Völkerwanderung aus Dalmatien in das damalige Königreich Ungarn, in unsere Breiten. 1888 wurde sie bei der Weltausstellung in Wien präsentiert, 1923 brachten die Studenten Lorenz Karall, Mate Ferzin und Rudolf Klaudusz, die Mitglieder des Kroatischen Kulturvereines in Wien waren, die ersten Instrumente ins Burgenland. Noch im selben Jahr gründete in Baumgarten der damalige Schuldirektor Slavko Marhold die erste Tamburizza-Gruppe des Landes.
1938 verstummten die schönen Klänge
„Nach und nach entstanden mehr Ensembles, doch mit dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland 1938 wurden die Vereine aufgelöst und alle Instrumente konfisziert oder zerstört. Erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Tamburizza-Gruppen wieder reaktiviert“, weiß Martin Kerstinger, Generalsekretär des Kroatischen Kulturvereins. 1959 wurde sogar damit begonnen, an burgenländischen Volksschulen wie Unterpullendorf, Kroatisch Geresdorf, Nebersdorf, Nikitsch, Großwarasdorf und Steinbrunn Tamburizza zu unterrichten.
Musikalischer Festzug
Am 25. Juni findet in Eisenstadt das große 100-Jahr-Jubiläum statt, der Eintritt ist frei. Los geht es um 14 Uhr mit einem Festzug vom Schloss Esterhazy zum Kulturzentrum. Dort treten dann ab 15 Uhr zwölf Tamburizza-Gruppen auf: das älteste Ensemble aus Baumgarten, die „Poljanci“ aus Wulkaprodersdorf, die „Zelenjaki“ aus Kroatisch Geresdorf, die „Hajdenjaki“ aus Unterpullendorf, die Gruppe „Harmonija“ aus Großwarasdorf und das Folklore-Ensemle „Stinjacko Kolo“ aus Stinatz. Mit dabei sind außerdem die Tamburizza-Gruppen Zagersdorf, Klingenbach und Trausdorf, „Kolo Slavuj“ aus Wien und die Gruppen aus dem ungarischen Szentpéterfa/Petrovo Selo und dem slowakischen Kroatisch-Jahrndorf/Jarovce.
Eine Sprache, die jeder versteht
„Um sich von den Liedern berühren zu lassen, braucht man nicht Kroatisch verstehen“, sagt Rudi Golubits, der Obmann des Zagersdorfer Tamburizza-Orchesters, das bereits in ganz Europa, aber auch in Australien und Asien aufgetreten ist: „90 Prozent unserer Konzerte spielen wir für ein Publikum, das nicht Kroatisch spricht. Trotzdem gehen die melancholischen und temperamentvollen Volkslieder und Schlager, die von Liebe, Sehnsucht, Heimat und dem guten Wein handeln, mitten ins Herz.“
Ebenso erfolgreich ist die Tamburizza-, Volkstanz- und Folkloregruppe „Poljanci„ aus Wulkaprodersdorf, die seit 46 Jahren von Angelika Kornfeind geleitet wird und 90 bis 100 Mitglieder umfasst. Ein Teil von ihnen trat bereits in den USA auf. „Auch Südafrika war geplant, leider kam SARS dazwischen“, sagt Kornfeind.
Um auch die Jüngsten für Tamburizza und die kroatische Sprache zu begeistern, finden jeden Mittwoch um 17 Uhr Treffen statt. Dann wird gesungen, gespielt und getanzt.“ Überhaupt mangelt es nicht an Nachwuchsspielern. „Mittlerweile gibt es im Burgenland 47 Gruppen mit nahezu 1.000 Mitgliedern, die diese 100 Jahre alte Tradition hochhalten und pflegen“, sagt Kerstinger.
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