Hunderte bei Begräbnis

Peter Simonischek in seiner Heimat verabschiedet

Steiermark
18.06.2023 20:00

Für Peter Simonischek fiel der letzte Vorhang auf der irdischen Bühne. So viele begleiteten den Jahrhundert-Schauspieler, der niemals seine Wurzeln vergaß, am Sonntag in Markt Hartmannsdorf auf seinem letzten Weg.

Die Witwe, die großartige Brigitte Karner, wirkte gefasst. „Aber sobald mich der Erste umarmt, brechen wahrscheinlich alle Dämme.“ Bewegend schilderte sie der „Krone“ den Abschied von ihrem geliebten Peter, mit dem sie 40 Jahre verbracht hat.

Das Wichtigste, sagt sie, wäre gewesen, dass er zu Hause sterben konnte. „Im Kreis seiner Familie. Drei Tage lang waren wir bei ihm, wir haben geredet, gesungen, gebetet, ihn immerfort abgeschmust. Irgendwann haben wir gemerkt, dass die Seele nicht mehr da ist, nur noch der Körper.“

Witwe Brigitte Karner: „Ich habe meine Hälfte verloren. Das wird mir immer bewusster.“ (Bild: Christian Jauschowetz)
Witwe Brigitte Karner: „Ich habe meine Hälfte verloren. Das wird mir immer bewusster.“

Sie findet wunderschöne Worte: „Es war Pfingstmontag, der Heilige Geist war mitten unter uns. Es war alles so leicht, so lichtdurchflutet. Wir konnten den letzten Weg mit meinem Mann gehen - am Tor muss man dann eh stehen bleiben. Da musste er dann allein durchgehen.“

„Dass er nie mehr kommt, ist das Furchtbare“
Berührende Sätze. Auch die, die sie zum Schluss sagt: „Dass er dann gegangen ist, war gar nicht das Schlimme. Dass er nie mehr kommt - das ist das Furchtbare. Und das wird mir, wo wir so eng zusammengeschweißt waren, halt langsam immer bewusster. Dass er nie mehr kommt“

Rudi, Sabine, Lara und Edith nahmen Abschied: „Er war bodenständig.“ (Bild: Christian Jauschowetz)
Rudi, Sabine, Lara und Edith nahmen Abschied: „Er war bodenständig.“

Familie, Freunde, Kollegen, Einheimische - sie alle standen am Sonntag beim Begräbnis wie ein Fels hinter ihr. Schauspieler wie Johannes Silberschneider, Prominente wie Ungarns Konsul Rudi Roth, mit Waltraud Klasnic, Hermann Schützenhöfer und Christopher Drexler gleich drei steirische Landeshauptleute.

Schneeschaufeln mit dem Weltstar
Und viele, viele Wegbegleiter, die ihre Geschichten teilten. Sein „Haus- und Hofmusikant“, wie er Gerhard Trücker immer genannt hat, der ihn auch vielfach chauffiert hat. „Einmal bin ich nachts bei viel Schnee auf der Teichalm bei seinem Haus steckengeblieben. Da ist er rausgekommen, und wir haben von 1 bis 4 Uhr in der Früh das Auto ausgeschaufelt, die Brigitte hat uns Glühwein gemacht. Welcher Weltstar macht denn so was? Genau so war der Peter“, erzählt er.

Gerhard Trücker schaufelte nachts Schnee mit dem Weltstar. (Bild: Christian Jauschowetz)
Gerhard Trücker schaufelte nachts Schnee mit dem Weltstar.

„Ich war sein ältester Freund in Markt Hartmannsdorf“, sagt Karl Löffler, der den Jüngeren damals als Ministrant unter seine Fittiche genommen hat. Lausbuben, lächelt er in der Erinnerung, „waren wir damals alle ein bissl.“ Einmal, da hätten sie mit einer „Stoppelpistole“ herumhantiert und den kleinen Peter dabei unabsichtlich getroffen. „Er hat gleich mordsmäßig zu weinen begonnen. Sein Vater, der Dentist, der gerade beim Bohren war, hat geschrien: ,Die haben dem Peter das Aug aussigeschossen!‘ Vor lauter Angst vor den Konsequenzen haben wir uns in der Kirche versteckt, sind aber gefunden und überschossen worden.“

„Ein großer Witze-Erzähler“
Und: „Peter war ein großer Witze-Erzähler. Wir haben unsere Telefonate nie mit ,Servus’ angefangen. Sondern immer mit ,Treffen sich zwei‘. Geliebt hat der Peter auch den g’schmackigen Schweinsbraten von Löfflers Frau Hedwig: „Den hat er immer ,Idiotenessen‘ genannt - weil man wie ein Idiot nicht aufhören kann zum Essen.“

Karl Löffler lacht bei der Erinnerung. „Aber als ich die Todesnachricht gehört hab‘, bin ich in den Wald gegangen, zum Weinen.“

Hedwig und Karl Löffler, ältester Freund in Markt Hartmannsdorf. (Bild: Christian Jauschowetz)
Hedwig und Karl Löffler, ältester Freund in Markt Hartmannsdorf.

Eine würdige Verabschiedung
Stilvoll ist die Verabschiedung ausgerichtet worden gestern, mitten auf dem Dorfplatz, beim Literaturbrunnen. Der statt Wasser Poesie spendet, Lesungen von Peter Simonischek. „Er war immer für uns da, hat unser Markt Hartmannsdorf immer und überall hochgehalten“, sagt Bürgermeister Otmar Hiebaum. „Er war ein ganz besonderer Mensch.“

Ein besonderer Mensch. Das hört man immerzu hier am Sonntag, überall. Er war besonders, bodenständig, ganz normal, ist allen auf Augenhöhe begegnet. „Für manche war er der Peter, der Petzi, der Simse“, sagte sein Sohn beim Begräbnis. „Aber selbst jene, die ihn nicht kannten, hat er berührt.“

Peter Simonischek mag seinen letzten Weg gegangen sein, die irdische Bühne verlassen haben. Aber er bleibt in den Herzen von jedermann. 

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