Der nächste Anlauf zur Umgestaltung der Grazer Annenstraße bringt mehr Platz für Radler und Fußgänger. Eine Expertin sieht „Schritt in die richtige Richtung“. Die Zukunft der einstigen Flaniermeile sieht sie langfristig autofrei.
Die einstige Flaniermeile hat ihren Glanz längst verloren und fristet heute ihr Dasein als Asphaltwüste mit vielen leer stehenden Geschäften. Die Stadtpolitik windet sich seit Jahren um Lösungen zur Aufwertung der Annenstraße.
Mehr Grün und Sitzgelegenheiten
Nun hat Verkehrsstadträtin Judith Schwentner (Grüne) angekündigt, im Sommer eine neuerliche Umgestaltung des Abschnitts zwischen Hauptbahnhof und Roseggerhaus einzuleiten. Wesentlichste Änderung neben mehr Pflanzen und Sitzgelegenheiten: Stadteinwärts soll die Autospur zugunsten eines Radwegs und breiteren Gehsteigs wegfallen (siehe Foto oben).
Der motorisierte Verkehr soll dann auf einer Spur gemeinsam mit den Straßenbahnen rollen. So will man dem Problem Herr werden, dass Bim-Fahrgäste zwischen Autos ein- und aussteigen müssen.
Die Annenstraße in Graz erstreckt sich vom Bahnhofgürtel bis zum Südtirolerplatz und war in den 1970er- und 80er-Jahren eine beliebte Einkaufs- und Flaniermeile. Über die Jahre hat sie diesen Ruf verloren, viele Geschäfte stehen leer und die Straße wirkt heruntergekommen. 2012/13 wurde die Annenstraße umfangreich umgestaltet - was heute allgemein als missglückt gilt. Auch die Annenpassage beim Hauptbahnhof, einst belebtes Einkaufszentrum, steht seit 2021 leer.
Kritiker befürchten Benachteiligung der Straßenbahn
Kritische Stimmen, wie etwa von der Interessensvertretung Fahrgast, befürchten dadurch mehr Staus und Verzögerungen für Trams. Die Verkehrsstadträtin dazu: „Wir werden die Auswirkungen der neuen Verkehrsführung genau beobachten und wenn nötig reagieren.“ Generell betont Schwentner, dass in der Annenstraße lange nichts geschehen sei und man daher eine rasch umsetzbare Lösung ausgearbeitet habe. Der große Wurf lässt also weiter auf sich warten.
Noch viel Potenzial bei Begrünung
Als „einen Schritt in die richtige Richtung“ beurteilt Aglaée Degros, Leiterin des Instituts für Städtebau an der TU Graz, die Pläne. Vor allem in puncto Begrünung sieht die Expertin noch viel Potenzial und sieht die Zukunft der Straße langfristig ohne Kfz-Verkehr.
Ungewiss ist indes die Zukunft der Annenpassage beim Hauptbahnhof, die seit Jänner 2021 geschlossen ist und einer Wiener Immobilienfirma gehört. Dort hielt man sich gestern auf „Krone“-Anfrage bedeckt.
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