Bei Titanic vermisst
Suche nach Tauchboot wird Rennen gegen die Zeit
Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: In der Nähe des Wracks der Titanic im Atlantik suchen Rettungskräfte nach fünf Vermissten in einem verschollenen Tauchboot. Da der Sauerstoff in der knapp sieben Meter langen Titan für 96 Stunden reiche, „gehen wir davon aus, dass derzeit zwischen 70 und 96 Stunden verfügbar sind“, sagte Kommandant John Mauger von der US-Küstenwache am Montag (Ortszeit) in Boston. Das Boot wird bereits mehr als 24 Stunden vermisst.
„Wir setzen alle verfügbaren Mittel ein, um sicherzustellen, dass wir das Schiff lokalisieren und die Menschen an Bord retten können“, sagte Mauger weiter. Das Unternehmen Oceangate Expeditions bestätigte, dass Menschen an Bord seien. „Wir prüfen und mobilisieren alle Optionen, um die Besatzung sicher zurückzubringen“, hieß es in einer Mitteilung.
Milliardär an Bord
Das Unternehmen bringt gelegentlich Privatleute für viel Geld zum Wrack der 1912 gesunkenen Titanic, die am Grund des Ozeans in 3800 Meter Tiefe liegt. Zu den Insassen der Titan gehört der milliardenschwere britische Geschäftsmann und Abenteurer Hamish Harding, der seine Teilnahme in den sozialen Medien angekündigt hatte. Nun gehe es zunächst darum, das Tauchboot an der Wasseroberfläche oder in der Tiefe des Ozeans aufzuspüren, sagte Kommandant Mauger.
An Bord des vermissten Tauchboots sind auch ein pakistanischer Geschäftsmann und sein 19-jähriger Sohn. „Unser Sohn Shahzada Dawood und sein Sohn Suleman hatten sich auf eine Reise begeben, um die Überreste der Titanic im Atlantischen Ozean zu besichtigen“, zitierten britische Medien aus einer Mitteilung der Familie. „Bis jetzt ist der Kontakt zu ihrem Tauchboot unterbrochen, und es stehen nur begrenzte Informationen zur Verfügung.“ Dawood lebt demnach in Großbritannien und arbeitet als Unternehmensberater. Laut „Daily Mail“ ist der 48-Jährige einer der reichsten Männer Pakistans.
Dafür würden mehrere Flugzeuge und Schiffe sowie Bojen mit Sonar an Bord eingesetzt, die Geräusche in einer Meerestiefe von bis zu knapp 4000 Meter erfassen können. Erst wenn der genaue Ort des Bootes klar sei, könne eine mögliche Rettung angegangen werden. Bei der großangelegten Rettungsaktion arbeitet die US-Küstenwache mit kanadischen Einsatzkräften und privaten Booten und Handelsschiffen an der vermuteten Stelle rund 1500 Kilometer östlich der US-Metropole Boston zusammen.
Nach knapp zwei Stunden Kontakt verloren
Die fünf Vermissten - ein Pilot, ein Experte und drei Touristen - in dem Boot des privaten Unternehmens Oceangate Expeditions hatten den Tauchgang den Angaben zufolge am Sonntagmorgen (Ortszeit) begonnen. Die Besatzung des kanadischen Begleitschiffs Polar Prince habe nach etwa einer Stunde und 45 Minuten den Kontakt verloren. Das Tauchboot bringt von seinem Heimathafen St. John‘s auf der kanadischen Insel Neufundland für 250.000 Dollar (rund 229.000 Euro) pro Person gelegentlich Touristen zur Titanic. Dabei handelt es sich bei der Titan im engen Sinne um ein Tauchboot, nicht um ein U-Boot, weil es nicht aus eigener Kraft in Häfen ein- und ausfährt. Nach Unternehmensangaben ist das Tauchboot 6,70 Meter lang.
Oceangate zufolge dauern die Touren des Unternehmens, die von der kanadischen Insel Neufundland aufbrechen, insgesamt acht Tage. Die Firma hatte kürzlich mitgeteilt, dass eine Expedition unterwegs sei. Der britische mutmaßliche Teilnehmer schrieb Medien zufolge, es handele sich voraussichtlich um die einzige solche Expedition in diesem Jahr.
Wir sollten darauf hoffen, dass das Tauchboot nicht so tief liegt wie die Titanic.
Ozean-Experte Robert Blasiak
Schwere Suche in stockfinsterer Tiefsee
Der Ozean-Forscher Robert Blasiak vom Stockholm Resilience Centre wies auf die schwierigen Bedingungen im Suchgebiet hin. „Der Ozean ist im Durchschnitt vier Kilometer tief, dieses U-Boot befindet sich also in großer Tiefe“, sagte Blasiak der BBC. Licht dringe höchstens einen Kilometer weit in die Meeresoberfläche ein, es sei also stockfinster bei gleichzeitig erheblichem Wasserdruck. „Wir wissen, wo die Titanic ist, aber wir wissen nicht, wo das Tauchboot ist. Es könnte also sein, dass es bei Weitem nicht so tief ist, und darauf sollten wir alle zum jetzigen Zeitpunkt hoffen.“
Der U-Boot-Experte Alistair Greig vom University College London nannte im BBC-Gespräch mehrere mögliche Szenarien des Vorfalls. Bei einem Strom- oder Kommunikationsausfall könne es sein, dass das Tauchboot zur Oberfläche getrieben würde. Deutlich schlechter wäre die Lage, sollte der Rumpf beschädigt worden sein und es ein Leck geben. „Dann ist die Prognose nicht gut“, sagte Greig.
„Rettungsschiffe können nicht in Tiefe vordringen“
Schwierig wäre es auch, wenn das Tauchboot nicht mehr aus eigener Kraft vom Meeresboden aufsteigen könne. „Auch wenn das Tauchboot möglicherweise noch intakt ist, gibt es, wenn es tiefer als 200 Meter ist, nur sehr wenige Schiffe, die so tief vordringen können, und schon gar keine Taucher“, sagte der Experte. „Die für die U-Boot-Rettung der Marine konzipierten Fahrzeuge können sicherlich nicht annähernd in die Tiefe der Titanic vordringen. Und selbst wenn sie es könnten, bezweifle ich sehr, dass sie an der Luke des Touristentauchboots fest machen könnten.“
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