Die Tiroler „LGBTQIA+“-Szene (Kurzform für alle Geschlechter, Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen) nimmt Stellung zu dem von der Polizei vereitelten Terroranschlag auf die Wiener „Pride-Parade“. Im Herbst findet auch in Kufstein eine Veranstaltung statt. Verständlicherweise machen sich die Organisatoren derzeit sehr viele Gedanken zu diesem Event.
Herbert „Herby“ Oberhofer ist eine der schillernderen Galionsfiguren der Tiroler „LGBTQIA+“-Community. Die „Queer“-Seite seines Lebens stellt er öffentlich als Dragqueen namens „Betty Pearl“ zur Schau. Diese Kunstfigur mit weiblichen Attributen, die sogar mehrmals im Jahr in München, unter anderem beim Oktoberfest auftritt, baut auf sein seit Jahrzehnten erarbeitetes zweites Standbein auf. Dieses liegt im Laientheater und im Gesang. Oberhofer ist auch Mitglied des weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Gesangs-Trios „Die Herren Wunderlich“.
Gedanken über die Pride-Parade in Kufstein
Klare Worte findet der hauptberuflich als Eventmanager tätige, 51-jährige Kufsteiner über den erschreckenden Vorfall vergangenen Samstag, bei welchem die Exekutive einen mutmaßlich terroristischen Anschlag von drei jungen österreichischen Islamisten auf die Wiener „Pride-Parade“ vorab vereiteln konnte: „Mir lief der kalte Schauer über den Rücken, als ich davon erfuhr. Jetzt mache ich mir selbstverständlich Gedanken, da ich mit Q+ You, dem Praxisprojekt der FH Kufstein für das Sichtbarmachen und Bewusstsein über die ,LGBTQIA+‘-Community und dem Verein Pride Tirol die zweite Pride-Parade in Kufstein beim Organisieren bin. Bei dieser werden im Oktober wieder hunderte Teilnehmer erwartet. Aber man darf sich davon nicht abschrecken lassen, denn Sichtbarkeit ist alles.“
Der Erhalt der demokratischen Freiheit ist sehr wichtig. Pride-Paraden sind nach wie vor unverzichtbar für unsere Community, um sichtbar zu sein.
Obmann Rudolf Kaiser (Pride Tirol)
Oberhofer weiter: „Dass der österreichische Staatsschutz DSN diese Szene so im Auge hat, hält hoffentlich mögliche Trittbrettfahrer davon ab, ähnliche Pläne auszuführen.“ Der in Innsbruck ansässige Verein „Pride Tirol“, der hauptverantwortlich für die Innsbruck Pride-Parade zeigt und jene in Kufstein unterstützt, ist mit Obmann Rudolf Kaiser auf Nachfrage der „Tiroler Krone“ froh über die reibungslose Zusammenarbeit von Exekutive und DSN. Kaiser dazu: „Der Erhalt der demokratischen Freiheit ist sehr wichtig. Pride-Paraden sind nach wie vor unverzichtbar für unsere Community, um sichtbar zu sein.“
Weiter arbeiten für Akzeptanz und Gleichheit
Marie Winter vom Organisationsteam des Studierenden-Praxisprojektes Q+ You an der Fachhochschule Kufstein hat dazu folgende Aussage: „Wir sind schockiert und unglaublich traurig über die Nachrichten aus Wien. Aber umso dankbarer, dass wir auf die Unterstützung der Polizei und der örtlichen Behörden hier in Österreich zählen können. Es zeigt uns nur noch mehr, dass wir derartigen Hass nicht akzeptieren dürfen und weiterhin unaufhaltsam für Gleichberechtigung und Akzeptanz arbeiten müssen“.
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