Der Befreiungsschlag im steirischen Spitalswesen scheint gelungen: Für das Personal gibt es 130 Millionen Euro mehr im Jahr, laut Betriebsrat ist man damit bei den Gehältern europaweit im Spitzenfeld. Gleichzeitig werden auch große Umstrukturierungen in den Häusern und Abteilungen bekannt gegeben.
Die Uhr tickte gnadenlos: Bis zum Sommer wollten die Landesregierung und die Kages-Spitze ein attraktives Paket für das Spitalspersonal und gleichzeitig einen Notfallplan, um die Versorgung speziell im Sommer (Urlaubszeit!) aufrechtzuerhalten, vorlegen. Der Druck war groß angesichts von zehn Prozent fehlendem Personal im Bereich Pflege und medizinisch-technischen Diensten und acht Prozent bei den Ärzten.
Verhandlungen bis tief in die Nacht
Bereits in der Vorwoche berichtete Zentralbetriebsratchef Michael Tripolt von äußerst engagierten Verhandlungen, die bis tief in die Nacht dauerten - nun wurde das Paket fertig geschnürt und bei Betriebsversammlungen präsentiert. In Summe gibt es pro Jahr 130 Millionen Euro zusätzlich für das Personal (44 Millionen Euro für Ärzte, 62 Millionen Euro für Pflege- und medizinisch-technisches Personal, 20 Millionen Euro für die Anrechnung von Vordienstzeiten)!
Das ist das größte Personalpaket und katapuliert uns in der Gehaltsstruktur von den hinteren Plätzen auf die vordersten Plätzen unter den Bundesländern.
Landesrat Werner Amon
Die Gehälter werden deutlich angehoben, für Pflegekräfte beispielsweise um zwölf Prozent (für Einsteiger sogar um 26 Prozent), ebenso Zulagen für bestehendes Personal (Bsp: Spezialisierungszulage für Kinderkrankenschwestern steigt von 219 auf 350 Euro im Monat). „Damit katapultieren wir uns an die österreichweite Spritze“, sagt Personallandesrat Werner Amon (ÖVP), der überzeugt ist, dass das Paket „über die Landesgrenzen hinaus strahlen wird“, sprich: Personal anziehen wird.
„Für Neueinsteiger extrem attraktiv“
Auch Tripolt ist hochzufrieden. „Es ist ein beachtliches Paket, das vor allem für Neueinsteiger extrem attraktiv ist. Wir sind damit europaweit ganz vorne.“ Wofür man sonst zwei Jahre gebraucht hat, wurde nun in gerade einmal eineinhalb Monaten verhandelt. Vor allem Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) hat, nicht zuletzt in einem „Krone“-Interview, starken Druck für einen raschen Abschluss ausgeübt.
Wesentlich für die Gewerkschaft war, dass Vordienstzeiten angerechnet werden. Das ist gelungen - rückwirkend mit 1. Juli 2022. Journaldienste werden finanziell aufgewertet, Allgemeinmediziner endlich Fachärzten gleichgestellt. Das gesamte Personalpaket tritt mit 1. September in Kraft.
Dienstplansicherheit als großes Ziel
Doch nicht nur mehr Gehalt soll den Job in den Landeskrankenhäusern wieder attraktiver machen: Die Dienstbelastung soll reduziert werden, künftig soll bereits am 1. des Vormonats der Dienstplan stehen. Zudem wird die Dokumentation vereinfacht, so das Versprechen. „Das Ziel war eine Dienstplansicherheit für die Mitarbeiter, damit verbunden auch eine Versorgungssicherheit und eine Steigerung der Qualität“, sagt Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP).
Neue Spitalsverbünde, mehr Erstversorgungszentren
Gleichzeitig mit dem Personalpaket wurden auch Umstrukturierungen in den Kages-Häusern bekannt geben. So werden neue Spitalsverbünde geschaffen: Hartberg und Feldbach-Fürstenfeld werden organisatorisch ebenso zusammengelegt wie das LKH Weiz und das LKH Graz II sowie das LKH Wagna und das LKH Weststeiermark. Zudem wird es zu den bestehenden beiden zentralen Aufnahme- und Erstversorgungszentren (Grazer Uni-Klinikum, Bad Aussee) sechs weitere geben. Allgemeinmediziner sollen dort die Patientenströme lenken.
Die Stoßrichtung laut Bogner-Strauß: „Wir setzen verstärkt auf Tages- und Wochenkliniken. Das ist auch dem medizinischen Fortschritt geschuldet.“ Zudem geht es in Richtung Spezialisierung und Schwerpunktsetzung - und somit bessere Expertise - an den einzelnen Standorten.
„Wir wollen geplante und ungeplante Eingriffe soweit wie möglich zu trennen. Das soll für die Patienten mehr Sicherheit zu bringen, dass der geplante OP-Termin hält“, betont Kages-Vorstandsvorsitzender Gerhard Stark.
Ein Überblick (Auszug), was sich in den einzelnen Krankenhäusern verändert:
Für den Fall, dass sich die Personalsituation weiter zuspitzt, werden gröbere Einschnitte vorbereitet:
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