Heimische Hochschulen sind „sichere Häfen“ für ausländische Numerus-Clausus-Flüchtlinge. Das könnte sich bald ändern. Ein vom Land in Auftrag gegebenes Gutachten soll dabei helfen, die strengen Zulassungsbeschränkungen des jeweiligen Heimatlandes auch in Österreich geltend zu machen.
Nach ihrer Kampfansage an den Kommunismus und kritische Töne gegenüber der EU – die „Krone“ berichtete – legte Johanna Mikl-Leitner nun erneut eine Forderung auf den Tisch, um ihr Profil als starke Landeshauptfrau zu schärfen.
Diesmal nahm sie die Ausbildungsstellen von angehenden Ärzte, oder vielmehr den Mangel derselben ins Visier. Im Rahmen einer Pressekonferenz, bei der sie die Attraktivierung von Arbeitsbedingungen für Ärzte in Niederösterreich ankündigte, sprach die ÖVP-Politikerin auch ein durchaus heikles Thema an: den Numerus Clausus.
Denn unter anderem in Deutschland werden angehenden Akademiker nicht erst bei Aufnahmeprüfungen an der Uni ausgesiebt, sondern schon vorab auf Grundlage der Abitur- oder Matura-Noten. Das hat zur Folge, dass von den rund 15.380 Medizinstudenten in Österreich derzeit ein Drittel aus dem Ausland kommt. Mehr als 75 Prozent gehen innerhalb von drei Jahren nach Studienabschluss auch wieder dorthin zurück. „Und das wohlgemerkt bei Kosten von mindestens 360.000 Euro pro Studienplatz“, so Mikl-Leitner.
Zu wenig Studienplätze für heimische Studenten
Heimische Studienanwärter haben es schon schwer genug, einen der begehrten Studienplätze zu bekommen. Deutsche Studierende würden dem potenziellen Ärztenachwuchs diese blockieren, so Mikl-Leitner. Neun von zehn jungen Menschen wird das Medizinstudium verwehrt, weil es für sie zu wenig Studienplätze gibt. Ein Grund, warum sich der Ärztemangel im Land weiter verschärft.
Deshalb hat Mikl-Leitner ein Gutachten des Europarechtsexperten Walter Obwexer in Auftrag gegeben, der nun bescheinigt, dass Österreich die Zulassungsbeschränkungen des jeweiligen Heimatlandes anwenden dürfe. „Wir haben in Österreich einen akuten Ärztemangel, der sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen wird. Gleichzeitig sehen wir, dass jene, die hier bei uns Medizin studieren, zum überwiegenden Teil nicht in Österreich bleiben, um zu arbeiten. Daher ist es legitim, wenn für Medizinstudenten aus dem Ausland bei uns die gleichen Zulassungsvoraussetzungen gelten wie in ihrem Heimatland. Nur auf diese Weise lässt sich nämlich in Österreich der Gesundheitsschutz auf hohem Niveau gewährleisten“, erklärte Obwexer.
Bund soll aktiv werden
Und weil ihr eine Reform in Niederösterreich nicht genug ist, appelliert die Landeshauptfrau nun an den Bund, gleich das komplette Universitätsgesetz entsprechend zu novellieren. Und das möglichst rasch: „Mit Vernunft und politischem Willen sollte das bereits ab dem Wintersemester 2024/45 möglich sein!“
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