Noch immer keine Spur
U-Boot-Crew geht in 40 Stunden der Sauerstoff aus
Die verzwickte Suche nach dem verschollenen Tauchboot „Titan“ in der Nähe des berühmten „Titanic“-Wracks ist ein immer härter werdender Wettkampf gegen die Zeit. Einsatzkräfte warnen, dass man nur noch etwa 40 Stunden hätte. Experten befürchten das Schlimmste.
Rund um den Globus bangen die Menschen um das Schicksal der fünf U-Boot-Insassen, zu denen der Kontakt am Sonntag abbrach. An Bord befinden sich der französische Forscher Paul-Henri Nargeolet, der als Experte den Spitznamen „Mr Titanic“ trägt, der britische Abenteurer Hamish Harding sowie der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood und dessen 19-jähriger Sohn Suleman. Die Identität des fünften Passagiers wurde zunächst nicht bestätigt.
„Basierend auf diesem ersten Bericht wissen wir, dass noch etwa 40 Stunden Atemluft übrig sind“, sagte der Koordinator der US-Küstenwache für die Operation, Jamie Frederick, am Dienstag in Boston. Dies sei eine Schätzung auf Basis der Angaben des Betreibers. Bisher fehle allerdings jede Spur von dem Boot.
Sehr komplexes Unterfangen
Ein Team, das sich aus der Küstenwache, Angehörigen der US-Nationalgarde und kanadischen Streitkräften zusammensetze, arbeite „rund um die Uhr“ daran, diese hochkomplexe Suche zu bewerkstelligen, sagte Frederick. Es gehe darum, alle verfügbaren Mittel und Fachkenntnisse so schnell wie möglich zusammenzubringen. Die Ortung ist nämlich schwierig. In diesen Tiefen funktioniert das GPS-Signal nicht mehr. Stattdessen hilft ein Akustiksystem namens Ultra Short Baseline, mit dem sich die „Titan“ mit dem Mutterschiff austauscht. An Bord steuert der Pilot anhand dieser Anweisungen dann mit einem verstärkten Videospiel-Controller.
Klo mit Vorhang
Die Bedingungen, unter denen die fünf Reisenden derzeit um ihr Leben kämpfen, sofern sie noch leben, sind alles andere als einladend. Dabei kostet das Abenteuer ein Vermögen. Sie müssen auf dem Boden sitzen. Raum für Bewegung lassen die Maße nicht zu, wie die BBC am Dienstag berichtete.
„Es wird heiß sein, es wird beengt sein“, schätzt der Ozeanologe Simon Boxall von der Universität Southampton gegenüber der BBC die Situation an Bord ein. „Es gibt keine Rettungskapsel.“ In dieser Tiefe herrsche ein enormer Druck, ein Ausstieg sei unmöglich. „Also sind sie völlig darauf angewiesen, dass das Tauchboot gefunden wird.“ Boxall betonte: „Es ist eine enorme Herausforderung, die wir noch nie zuvor bewältigen mussten.“ Die Zeit für eine Rettung sei sehr knapp.
Eine Besonderheit ist eine Toilette im vorderen Bereich. Wer mal muss, zieht einen Vorhang vor - und der Pilot dreht die Musik auf. Allerdings empfehle das Unternehmen, die „Ernährung vor und während des Tauchgangs einzuschränken, um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass Sie die Einrichtungen nutzen müssen“.
Experten pessimistisch
Das Gefährt wird seit Sonntagvormittag (Ortszeit) vermisst - etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs riss der Kontakt zum Begleitboot „Polar Prince“ ab. Nach Angaben des Anbieters Oceangate Expeditions hat die knapp sieben Meter kleine „Titan“ ausreichend Sauerstoff für 96 Stunden. Doch Experten zeigten sich mit Blick auf die Chance, das Gefährt rechtzeitig zu finden, pessimistisch.
Eine Rettung kann erst angegangen werden, wenn das Boot lokalisiert ist. Das in zwei Hälften zerbrochene Wrack der „Titanic“ liegt in rund 3800 Metern Tiefe. An der Stelle etwa 684 Kilometer südlich der kanadischen Insel Neufundland sind die Bedingungen äußerst schwierig. Es herrscht pechschwarze Dunkelheit, und der Wasserdruck ist groß.
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