Trotz Wasserknappheit
Spurensuche: Hat Russland AKW-Kühlbecken vermint?
Hat Russland Kühlbecken des größten Kernkraftwerks Europas vermint, obwohl es mit einer Wasserknappheit zu kämpfen hat? Das behauptet der ukrainische Geheimdienst - obwohl Europas führender Nuklear-Experte Rafael Grossi vor wenigen Tagen vor Ort noch leichte Entwarnung gab. Eine Spurensuche.
Der ukrainische Geheimdienst-Chef Kyrylo Budanow hat Putins Truppen am Dienstag in einem TV-Segment beschuldigt, die Kühlwasserbecken des Atomkraftwerks in Saporischschja vermint zu haben. Beweise legte er dafür keine vor.
Europas größtes Kernkraftwerk umfasst sechs Reaktoren und wurde kurz nach dem Einmarsch russischer Truppen in der Südukraine besetzt. Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig, die Anlage und ihre Umgebung zu beschießen. Internationale Bemühungen um die Einrichtung einer entmilitarisierten Zone um den Komplex sind bisher gescheitert.
Durch die gefährlichen Kampfhandlungen kam es im vergangenen Jahr immer wieder zu gefährlichen Stromausfällen im Werk. Alle sechs Reaktorblöcke wurden daraufhin abgeschaltet, um die Gefahr einer nuklearen Katastrophe zu minimieren.
Experten sicher: Russen sprengten Staudamm
Seit der Explosion des Kachowka-Staudamms rückte das Atomkraftwerk wieder in den Fokus, da es sein Wasser für die Kühlbecken und den Teich aus dem Stausee erhielt, den es nun nicht mehr gibt. Sowohl Experten des österreichischen Bundesheers als auch das in den USA ansässige Institut für Kriegsstudien ISW gehen davon aus, dass russische Streitkräfte hinter der Sabotage stecken.
Ob Moskau die Kühlbecken des Atomkraftwerks in Saporischschja zusätzlich vermint hat, blieb vom russischen Verteidigungsministerium bisher unbeantwortet. Wenn das tatsächlich der Fall sein sollte, wäre das nicht nur brandgefährlich, sondern könnte auch zeitlich eingeschränkt werden. Es ist wahrscheinlich, dass die Sabotage in den vergangenen 96 Stunden stattgefunden hat.
IAEA-Chef besuchte Werk persönlich
Vergangenen Donnerstag besuchte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, das AKW bereits zum dritten Mal. Die Situation dort sei „ernst“, es würden aber „Maßnahmen zur Stabilisierung“ ergriffen werden. Von Minen war keine Rede.
Grossi begutachtete dabei vor allem den Kühlteich, dessen Wasserstand durch die 150 Kilometer entfernte Sprengung des Staudamms entscheidend beeinflusst wurde. Mit dem vorhandenen Wasser sei das Werk aber „für einige Zeit sicher“. Ein Expertenteam der IAEA ist ständig vor Ort. In welchem Ausmaß der IAEA-Chef Zugang zum Werksareal und den separaten sechs Kühlbecken hatte, ist allerdings nicht bekannt. Die „Krone“ hat bei der IAEA angefragt.
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