Leo Hillinger feiert heuer 33-jähriges Firmenjubiläum. Im Gespräch mit der „Krone“ spricht er über Neid, Erfolge und Niederlagen und was seine Lebensplanung in 10 Jahren vorsieht.
Sein Vater war Weinhändler, er wurde Weinbauer. Über Jahrzehnte hinweg arbeitete sich Leo Hillinger an die Spitze der heimischen Weinindustrie, darf sich zu Recht Selfmade-Macher nennen und will genau diesen Erfolg (er selbst sagt: „Ich bin schuldenfrei“) mit Freunden und Weggefährten im Herbst zelebrieren. Denn Hillingers Imperium mit Hauptsitz in Jois im Burgenland ist 33 Jahre alt. Grund genug für ADABEI den sportlichen Top-Manager (er hat insgesamt 25 Firmen) mit dem vinophilen Supergspür genau dort zu treffen.
Das, was heute nach viel Leichtigkeit aussieht, ist jedenfalls hart erarbeitet, wie er ausführte: „Es sind schwere Emotionen, die mitschwingen bei so einem Jubiläum, wenn du so angefangen hast wie ich mit sechs Millionen Schilling Schulden, zu 17% verzinst, keine Kunden und keine Weingärten.“ Doch Hillinger biss sich durch, selbst gegen familiäre Widerstände (im eigenen Ort). Sein 10-Jahres-Plan sieht vor: „Mein Antrieb ist der, dass ich meine Kinder jetzt noch bis zur Übernahme so dermaßen trainiere, dass sie das dann ohne Probleme weiterleben und weiterführen können.“
Sein Sohn Leo und Tochter Vivienne sind auch schon voll in den Betrieb eingebunden: „Ich kann ihnen dann nur meine Erfahrung anbieten - meine Hilfe werde ich ihnen immer anbieten, wenn sie es brauchen. Und wenn sie zu mir sagen: ,Oida, hau’ di über die Häuser‘, bin ich morgen weg und über alle Berge dahin.“
Fahrradfahren für Fitness und um zu telefonieren
Während des „Krone“-Besuches auf seinem Gut, das muss an der Stelle auch mal gesagt sein, spielte es sich ständig ab. Dauernd läutete das Telefon, Seminar-Teilnehmer warteten auf seine Vorträge - und dennoch, der Kraftprotz hat noch Energie, um mit dem Fahrrad fahren zu gehen. Im Renntempo, versteht sich. „Ja, ich kompensiere meine zusätzliche Energie, die ich hab’, durchs Radl fahren. Und weil ich so viel am Radl sitze, halte ich mich fit - der positivste Effekt daran: Ich kann essen und trinken, was ich will, und vor allem, ich kann telefonieren“, muss er selbst ein bisserl lachen.
Hillingers Tipp an seine Kinder? „Mit ihrer Zeit besser haushalten, als ihr Vater. Ich hab wahnsinnig viel Energie und Kraft investiert, um den Betrieb da hin zu bringen, wo er heute ist. Natürlich ist es dann im privaten Bereich schwierig - heißt aber nicht, dass ich nicht versucht hätte, der beste Papa der Welt zu sein. Aber du hast nicht die Zeit, als wenn man irgendwo seine 8 Stunden am Tag arbeitet und danach nach Hause kommt, um die Türe zu zu machen ...“
„Die Schulterklopfer sind meistens Nasenbohrer“
Übrigens, wenn man ihn, der sich selbst als Bio-Weinbauer tituliert, danach fragt, wie er mit den Schulterklopfern umgeht, so überrascht er mit der Antwort: „Wenn die wirklich was draufhaben, dann passt alles. Aber meistens sind sie alle nur Nasenbohrer. Na wirklich, es sind meistens die Schulterklopfer, die mich vorher noch ans Kreuz genagelt haben.“ Er sagt es, nicht ganz ohne Sarkasmus, und um danach ernst zu werden: „Ach, ich lach wirklich nur über die. Ich bin nur eines ... ich bin sehr glücklich, dass ich gesund bin, ein super Team habe und dass meine Kinder in die Firma einsteigen wollen“, weil, so Hillinger weiter, „das ist mir sehr, sehr wichtig, weil dann hab ich es richtig gemacht, dann hab ich meine Kinder nicht abgeschreckt und sie motiviert.“
Letzteres ist er auch, wenn es darum geht, dass er seinen 33er heuer gebührend in Jois feiert. Am 17. Oktober wird es deshalb ein Fest geben, „und zwar eines, das alle Stückeln spielt“, verrät er vorab in der „Krone“. „Es werden nur die besten Köche aufkochen, es gibt tolle Weine, das kann ich versprechen und ebenso Spitzeneinlagen von Entertainern“, macht er ADABEI (von Berufswegen her, ein „Partyexperte“) den Mund wässrig. Nein, da will sich der „Chef“, wie ihn alle seine Mitarbeiter respekt-, aber auch liebevoll nennen, nicht lumpen. Heißt, bei den Hillingers geht’s permanent rund.
Hand aufs Herz, wie schafft er das alles eigentlich? Er beginnt zu lachen: „Na ja, du darfst selber nicht so viel machen. Du musst viel abgegeben - und ich bin Weltmeister in Arbeit abgeben.“ Das ist laut ihm eine angeborene „Gabe“, wie es sie schon immer in der Familie gegeben hat: „Das habe ich von meinem Großvater gelernt und dann von meinem Vater. Und selbst mein Bub selber teilt immer seine Freunde ein.“ Laut dem Hansdampf unserer Geschichte sei das am Ende des Tages profitabel - und zwar für alle Beteiligten.
Eine Kochausbildung und Reisen in der „Pension“
Doch wie gesagt, Leo Hillinger hat einen Plan. Der sieht nun einmal vor, dass er sich innerhalb der nächsten zehn Jahre aus dem Tagesgeschäft zurückzieht: „Ich möchte dann einfach sehr viel reisen und vielleicht werde ich eine Kochausbildung machen. Das wäre auch mein Ziel für mich persönlich, weil ich koche wahnsinnig gerne …“
Doch auch ansonsten wird man ihn dann nicht mit einem Buch in der Hand, vielleicht an einem Palmenstrand, in Richtung Lebensabend entgegen segeln sehen.
Denn Leo Hillinger ist einer, der anpackt. Noch dazu ein Familienmensch, der ebenso seine Produkte wie „Kinder“ hegt und pflegt. Sein Ideal von der Pension sieht deshalb auch genau so aus, wie wir uns das mitunter ohnehin schon alle gedacht haben: „Eines Tages sitze ich dann hoffentlich nur noch auf dem Traktor und arbeite im Weingarten.“
Schön, es möge ihm vergönnt sein ...
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