Im Frühjahr 2024 wird erstmals mitten in einer österreichischen Innenstadt ein Friedhof errichtet. Nördlich des Klagenfurter Doms können dann Verstorbene in Bio-Urnen beigesetzt werden. Durch die Errichtung dieser Ruhe-Oase sollen Angehörige auch nach dem Tod im belebten Zentrum bleiben.
„Es gibt viele Friedhöfe in Klagenfurt, aber es braucht eine neue Art von Begräbnisstätten! Seit 200 Jahren wurden Friedhöfe immer mehr aus den bewohnten Siedlungsgebieten verdrängt, was aus hygienischen Gründen notwendig war. Jetzt geht es wieder darum, diese zurückzubringen. Es geht nicht um eine topografische Veränderung, sondern darum, den Friedhof wieder in den Bereich der Menschen und der Kirche zurückzubringen und Verstorbene nicht in eine periphere Zone abzuschieben. Somit bleiben sie auch im Denken lebendig erhalten“, erklärt Dompfarrer Peter Allmaier.
„Lebende und Verstorbene nutzen gleichen Raum“
So soll im Garten nördlich der Domkirche im Frühjahr 2024 ein neuer Bio-Urnen-Friedhof entstehen. Erstmals seit Jahrhunderten wird es in Klagenfurt somit wieder möglich sein, die Verstorbenen unmittelbar in der Nähe der Domkirche zu bestatten. „Das Gefühl der Gemeinschaft und der Zusammengehörigkeit wird somit gefördert, da Lebende wie Verstorbene den gleichen Raum nutzen“, so der Dompfarrer.
Ein solcher Raum wird nun in Klagenfurt errichtet. Knapp 600 ungenutzte Quadratmeter werden für die Allgemeinheit saniert. In der mittleren Grasfläche werden die Verstorbenen in Urnen aus Maisstärke, welche nach drei Jahren verrotten, im Erdreich beigesetzt. Die Namen der Verstorbenen werden auf einem rundherum errichteten goldenen Messingzaun auf kleinen Tafeln angebracht.
Bestattungsprojekt mit wirtschaftlichen Vorteilen
Durch die Sanierung der knapp 600 Quadratmeter findet kein neuer Bodenverbrauch statt. Außerdem wird dadurch die Altstadt sogar belebt: „Bestattungen bringen Umsatz für Gaststätten oder beispielsweise Blumengeschäfte“, sagt Stadträtin Sandra Wassermann. Eine Bestattung am Bio-Urnen-Friedhof „Paradies am Dom“ ist übrigens für jeden möglich - unabhängig von Religion, Herkunft oder Geschlecht. „Einmalig werden 2100 Euro für Nutzungsgebühr, Namenstafel, Graböffnung, Grabschließung und die Urnenbeisetzung verrechnet.“
Durch dieses Projekt entsteht ein weiterer Ort der Begegnung in Klagenfurt. Dorthin kann man seine Trauer tragen, aber auch Hoffnung als trauerndes Familienmitglied verspüren.
Stadträtin Sandra Wassermann
Digitale Gräbersuche
Auch der Bio-Urnenhain wird in eine digitale Gräbersuche aufgenommen. „Wenn beispielsweise ein verstorbener Schulfreund hier bestattet ist und man für ihn eine Kerze anzünden möchte, kann die digitale Gräbersuche dabei helfen“, so Stadträtin Wassermann. Außerdem bietet dieser Ort völlige Barrierefreiheit sowie genügend Verkehrsanbindungen. Reservierungen sind bereits möglich. Die Eröffnung des Friedhofes findet im Frühjahr 2024 statt.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.