Schönste Wanderrouten

Sommerliche Alpidylle im Walgau

Vorarlberg
24.06.2023 14:25

Über 500 Alpen werden in ganz Vorarlberg bewirtschaftet. Die Alpe Gamp im Gemeindegebiet Nenzing ist eine davon. Eine Wanderung dorthin lohnt sich gleich mehrfach.

Anfang Juni hat im Land vielerorts die Alpsaison begonnen. Die Vorarlberger Alpwirtschaft sticht im internationalen Vergleich mit ihrer hohen Dichte an Melk- und Sennalpen hervor. Rund ein Drittel der heimischen Milchkühe werden gealpt, insgesamt verbringen rund 40.000 Tiere den Sommer in den Bergen. Die Rasse Braunvieh ist dabei die am häufigsten vertretene Milchkuhrasse. Betreut werden sie von etwa 1000 Älplerinnen und Älplern, die aus der gewonnenen Milch Käse, Butter oder Joghurt herstellen. Bereits seit dem 12. Jahrhundert wird nachweislich in den Sommermonaten auf alpinen Höhenlagen im Montafon „Sura Kees“ produziert. Das sogenannte Fettsennen zur Erzeugung von Bergkäse ist seit dem 17. Jahrhundert gebräuchlich.

Die Alpe Gamp: Dort fühlen sich Vieh und Wanderer gleichermaßen wohl (Bild: Bergauer)
Die Alpe Gamp: Dort fühlen sich Vieh und Wanderer gleichermaßen wohl

Der „Vorarlberger Bergkäse“ ist mittlerweile eine durch die europäische Ursprungsbezeichnung geschützte, regionale Spezialität, die ausschließlich aus naturbelassener Rohmilch gekäst wird. Die unbehandelte Milch wird hierfür teilweise entrahmt und mit Naturlab sowie einer typischen Milchsäure- und Molkekultur dickgelegt. Der Käsebruch wird dann erhitzt und gepresst. Die Laibe werden anschließend in einem Salzbad behandelt, bevor sie mehrere Monate reifen dürfen. Insgesamt werden pro Saison rund 450.000 Kilo Alpkäse produziert.

Infos zur Wanderung

Typ: gemütliche Alpwanderung
Dauer: insgesamt knapp 3.5 Stunden (ohne Abstecher zum Gampberg)
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Alpe Gamp oberhalb von Beschling-Latz, Nenzing
Ausrüstung: Bergschuhe mit guter Profilsohle, Tagesrucksack mit Getränk und Wechselkleidung, Sonnenschutz
Anstieg: ca. 500 Höhenmeter (ohne Aufstieg auf den Gampberg)
Einkehrmöglichkeiten: Alpe Gamp, Berghaus Mattajoch

Kräuterdiversität ist Geschmacksverstärker
Alpweiden und -wiesen weisen eine große Artenvielfalt auf. Zahlreiche Kräuter gedeihen auf diesen naturnahen Flächen. Dies wirkt sich auch auf die Qualität und den Geschmack der Bergmilch aus, aus welcher schließlich der beliebte Käse hergestellt wird. Durch die jahrhundertelange Alpbewirtschaftung hat sich die für Vorarlberg charakteristische Kulturlandschaft entwickelt. Diese ist auch Erholungsraum für Einheimische und Gäste.

Ein beliebtes Ausflugsziel, das auch etwas weniger geübte Wanderer erreichen können, ist die Alpe Gamp im Walgau. Dort werden von Mitte Juni bis Anfang September Spezialitäten aus Alpmilch hergestellt. Wanderer und Biker können diese bei einem Einkehrschwung verkosten. Ausgangspunkt ist der Wanderparkplatz oberhalb von Beschling-Latz. Von dort folgt man dem Güterweg bergan. Wahlweise kann auch auf einen schmaleren Pfad durch den Wald abgezweigt werden (ausgeschildert), dieser ist zwar etwas steiler, aber dafür abwechslungsreicher als die Schotterstraße. Schlussendlich treffen beide Routen wieder aufeinander. Der letzte Abschnitt der Wanderung verfügt über keinerlei Beschattung, weshalb es sich im Sommer empfiehlt, zeitig aufzubrechen.

Die Alpe ist in etwas weniger als zwei Stunden erreicht, dabei sind rund 500 Höhenmeter zu bewältigen. Wer noch Energie hat und eine tolle Aussicht genießen möchte, für den lohnt es sich, einen Abstecher auf den nahe gelegenen Gampberg (1708 m) zu machen. Man folgt dafür dem Wanderpfad, vorbei an den idyllisch gelegenen Maisäß-Hütten. Der letzte Anstieg zum Gipfelkreuz ist steil, aber bald überwunden. Von oben bietet sich bei klarer Sicht ein Weitblick auf den Walgau und ins Rheintal. Am Fuße des Berges liegen Frastanz und Nenzing. Auf der anderen Seite hat man das gesamte Alpgebiet im Blick, welches im Süden bereits an Liechtenstein grenzt.

Pflanzenkunde

Die Weiße Silberwurz gehört zur Gattung der Rosengewächse und ist eine arkto-alpine Art und somit ein Klima-Indikator arktischer Verhältnisse und glazialer Perioden. Wo die Pflanze in mittleren Breiten auftritt, ist sie auch ein sogenanntes Glazialrelikt. So werden kälte- wie auch lichtliebende Pflanzen und Tiere bezeichnet, deren ursprünglicher Verbreitungsschwerpunkt in arktischen Regionen oder im Hochgebirge lag. Die Weiße Silberwurz ist ausgesprochen genügsam, sofern sie genügend Licht bekommt. Da die Pflanze nur wenige Wochen im Jahr stoffwechselaktiv ist, kann sie ein hohes Alter (bis über 100 Jahre) erreichen. Die Blüten werden während des kurzen Hochgebirgssommers wie eine Parabolantenne der Sonne nachgeführt. Als Wärmekollektoren sind sie so auch ein beliebter Anflugplatz für Insekten.

Weiße Silberwurz (Bild: Bergauer)
Weiße Silberwurz

Erfrischung bei bester Aussicht
Nach einer kurzen Rast - der Platz am Gipfel ist begrenzt - geht es über den Gratweg und anschließend am Rande der Alpwiese wieder retour. Nun hat man die Möglichkeit, entweder beim Berghaus Mattajoch (1564 m) einen Stopp einzulegen oder auf der sonnigen Terrasse der Alpe Gamp. Egal, wie man sich entscheidet, eine Erfrischung bei bester Aussicht ist garantiert. Danach geht es die bereits bekannte Strecke retour zum Ausgangspunkt.

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