Todesfalle „Titan“?
Berechnung zeigt: Jetzt ist die Luft aus
Vier Tage nach dem Verschwinden der „Titan“ im Nordatlantik hat sich das berechnete Zeitfenster geschlossen. Die Crew hat nach vorherigen Angaben der US-Küstenwache keinen Sauerstoff mehr in der Tauchkapsel. Eine Rettung scheint nun ausgeschlossen.
Als Jamie Frederick am Dienstag vor die Kameras trat, verkündete der Koordinator der US-Küstenwache Düsteres: Der „Titan“-Crew bleiben noch 40 Stunden Atemluft im vermissten Tauchboot, erklärte er mit stoischer Stimme. Sein Statement ist mittlerweile mehr als 40 Stunden her. Fredericks Angaben zufolge war die Stichzeit Donnerstag, 13.08 Uhr.
Die Hoffnung, die fünf Insassen lebend zu bergen bzw. überhaupt noch zu finden, geht gegen null. Experten sprechen zwar davon, dass es möglich sei, dass die Insassen ihren Verbrauch durch stilles Liegen reduziert haben könnten. Doch selbst wenn die „Titan“ in diesen Minuten lokalisiert werden würde, wäre eine Rettung noch weit entfernt.
Bergung wäre äußerst kompliziert
„In dieser Tiefe gibt es wirklich keine Möglichkeit, Sauerstoff hineinzubekommen“, sagte der Meeresforscher Tom Dettweiler am Donnerstag dem US-Sender CNN. „Es gibt keine Öffnung oder Ähnliches, durch das Sauerstoff eindringen könnte.“
Die einzige Lösung wäre, die „Titan“ so schnell wie möglich nach oben zu bringen, die Luke zu öffnen und zu den Menschen zu gelangen, betonte Dettweiler, der 1985 an der Suche und dem Fund des „Titanic“-Wracks beteiligt war.
Das Tauchboot aus großer Tiefe an die Oberfläche zu bringen, würde aber vermutlich mehrere Stunden dauern, betonte der Forscher. „Es ist einfach so, dass wir es mit einer großen Entfernung und schwierigen Bedingungen zu tun haben“, so Dettweiler.
„Wir werden bis zum Schluss an der Hoffnung festhalten“
Eines der größten Probleme sei es, die für eine Ortung und Rettung nötige Ausrüstung zum Suchgebiet zu bringen. „Es ist alles sehr groß, sehr schwer, es muss in Frachtflugzeugen hingeflogen werden.“ Erst von dort könne die Ausrüstung auf Schiffe herabgelassen werden. Es handle sich um einen „gewaltigen Aufwand“. Der Tiefseeforscher David Gallo sagte dem britischen Sender ITV, eine Rettung der Eingeschlossenen käme „einem Wunder gleich“.
Der Betreiber der „Polar Prince“, des Mutterschiffs der „Titan“, gab sich jüngst noch kämpferisch. „Das mobilisierte Equipment ist das beste der Welt, das leistungsfähigste der Welt“, sagte Sean Leet am Mittwochnachmittag (Ortszeit). „Wir werden bis zum Schluss an der Hoffnung festhalten.“
Vereinzelte Klopfgeräusche machten dem Rettungsteam zuletzt Hoffnung, auch wenn sie nicht definitiv den vermissten Personen zugeordnet werden konnten. Eine Ortung ist in der Finsternis der Tiefsee unglaublich schwierig. Wenn die „Titan“ beim Wrack der „Titanic“ treiben würde, wäre sie nur schwer von Trümmerteilen des gesunkenen Luxusdampfers zu unterscheiden.
Verantwortliche haben acht Stunden gewartet
Das Tauchboot wird seit Sonntagvormittag (Ortszeit) vermisst. Die „Titan“ war mit fünf Menschen an Bord auf dem Weg zum Wrack der 1912 gesunkenen „Titanic“ in rund 3800 Metern Tiefe gewesen. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs riss der Kontakt zum Mutterschiff ab.
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Dem Vernehmen nach kam es bereits bei vergangenen Expeditionen der „Titan“ zu vorübergehenden Kommunikationsausfällen mit dem Mutterschiff. Dieses Mal dürfte es jedoch fatal gewesen sein. Die Verantwortlichen haben nach Angaben der US-Küstenwache acht Stunden zugewartet, bis sie offiziell Alarm geschlagen haben - und damit in der Rückschau wertvolle Zeit verspielt.
Suchkoordinator Frederick fasste es so zusammen: „Manchmal finden wir nicht, wonach wir suchen.“
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