Trümmer bei „Titanic“

Mini-U-Boot zerbrach beim Abtauchen: Insassen tot

Ausland
22.06.2023 21:04

Lange war noch gehofft worden, doch nun ist es traurige Gewissheit: Die fünf Insassen des vermissten U-Boots „Titan“ haben nicht überlebt, wie die US-Küstenwache am Donnerstagabend in einer Pressekonferenz mitteilte. Die ersten Untersuchungen deuten auf eine Katastrophe hin: Das U-Boot dürfte bereits kurz nach dem Abtauchen implodiert sein, so die Expertinnen und Experten.

Ein Experte für Schiffsbergungen ist sicher, dass das bei der Suche nach der „Titan“ entdeckte Trümmerfeld von dem vermissten Tauchboot stammt. Der Hersteller bestätigte das ebenfalls. Zu erkennen sind der sogenannte Landerahmen sowie die hintere Abdeckung des Tauchboots. Es handelt sich um fünf Trümmerteile. Sie glichen denen, die sich bei einem katastrophalen Verlust der Druckkammer ergeben würden.

„Keine Überlebenschancen für die Vermissten“
Wann sich das Unglück genau ereignete, kann zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden. Das Mini-U-Boot sei jedoch bereits kurz nach dem Abtauchen implodiert. Die Ursache ist bisher unklar. Zuvor hatte ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug Teile des vermissten U-Boots knapp 500 Meter vom Bug der „Titanic“ entfernt entdeckt. Damit sei belegt, dass es keine Überlebenschance für die fünf Vermissten mehr gebe, sagte der Sprecher der US-Küstenwache, Admiral John Mauger, am Donnerstagabend. Bei den Klopfgeräuschen, die gehört wurden, habe es sich wohl um Hintergrundgeräusche des Ozeans gehandelt.

John Mauger, Chef der US-Küstenwache (Bild: AP)
John Mauger, Chef der US-Küstenwache

Familien der Passagiere kondoliert
Er kondolierte den Familien der Insassen, die jetzt informiert würden und eine schwere Zeit hätten. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der „Titan“-Betreiberfirma Oceangate hätten jetzt „eine extrem traurige Zeit.“ Die fünf Männer an Bord waren laut Vertreterinnen und Vertreter „echte Forschungsreisende“ mit „speziellem Abenteuergeist und einer tiefen Leidenschaft für die Erforschung und den Schutz der Meere der Welt.“ Die Mitarbeitenden sprachen den Familien der Opfer ebenfalls ihr Beileid aus (siehe Tweet).

Unter den Passagieren waren Paul-Henri Nargeolet (77), einer der führenden Experten für das Wrack der „Titanic“, der Abenteurer Harding (58), der mehrere Guinness-Weltrekorde hält, sowie der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman, der in Glasgow studierte. Der Fünfte war der Chef der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush (61), der das Boot steuerte. Eine Familie hatte bereits das britische Außenministerium benachrichtigt. Mit den Außenministerien arbeitet die US-Küstenwache nun auch zusammen.

An Bord der „Titan“ befanden sich Hamish Harding (l.o.), Stockton Rush (r.o.), Paul-Henri Nargeolet (l.u.) sowie Shahzada Dawood und sein Sohn Suleman (r.u.) (Bild: AFP)
An Bord der „Titan“ befanden sich Hamish Harding (l.o.), Stockton Rush (r.o.), Paul-Henri Nargeolet (l.u.) sowie Shahzada Dawood und sein Sohn Suleman (r.u.)
U-Boot „Titan“ (Bild: AFP)
U-Boot „Titan“
Wrack der „Titanic“ (Bild: APA/AFP/Woods Hole Oceanographic Institution)
Wrack der „Titanic“

Wie berichtet, wird das Tauchboot seit Sonntagvormittag (Ortszeit) vermisst. Die „Titan“ war mit fünf Menschen an Bord auf dem Weg zum Wrack der 1912 gesunkenen „Titanic“ in rund 3800 Metern Tiefe. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs riss der Kontakt zum Begleitschiff ab.

Großangelegte Suchaktion eingestellt
Im Einsatzgebiet rund 700 Kilometer südlich der kanadischen Insel Neufundland hatten Einsatzkräfte aus den USA und Kanada eine großangelegte Suche sowohl an der Wasseroberfläche als auch in der Tiefe des Ozeans gestartet. Dabei waren Schiffe, Flugzeuge, ferngesteuerte Unterwasserfahrzeuge, Tauchroboter und andere Geräte beteiligt. Der kürzlich eingesetzte Tauchroboter konnte in die nötige Tiefe gelangen. 

(Bild: APA/AFP/OceanGate Expeditions/Handout, APA/DAWOOD HERCULES CORPORATION/OceanGate)

Innerhalb der nächsten Stunden sollen das Personal und die Schiffe vom Unfallort abgezogen werden. Die Operationen auf dem Meeresboden werden fortgesetzt, unter anderem, um den Ort zu finden. Die Daten werden analysiert.

Aktuell liegt der Fokus laut Mauger auf der Dokumentation des Unfallhergangs, verschärfte Sicherheitsmaßnahmen für die Zukunft seien später Thema. Zuvor wurden unter anderem Vorwürfe geäußert, dass es an Bord zu wenige Kommunikations- und Ortungssysteme gebe. Für Kritik sorgten auch die weitere technische Ausstattung - zum Beispiel ein Gaming-Controller- und eine zu späte Meldung bei der Küstenwache. Diese war am Sonntagnachmittag (Ortszeit) erst acht Stunden nach dem Kontaktabbruch informiert worden.

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