Raketenschlag in Video

Ukraine legte mit Angriff das „Tor zur Krim“ lahm

Ukraine-Krieg
23.06.2023 12:22

Mit einem präzisen Raketenschlag (siehe Video oben) haben ukrainische Streitkräfte eine wichtige Brücke zwischen der Krim-Halbinsel und dem teils russisch besetzten Gebiet Cherson beschädigt. Die Besatzer müssen deswegen ihren Nachschub umleiten. Russischen Angaben zufolge dürfte die Reparatur der Chongar-Brücke, die auch das „Tor zur Krim“ genannt, mehrere Wochen dauern. Unterdessen meldet Kiew einen Vormarsch im Süden.

Der Angriff am Donnerstag erfolgte vermutlich mit Raketen vom Typ Storm Shadow, die von Großbritannien bereitgestellt wurden. Opfer gab es russischen Angaben zufolge nicht. Die beschädigte Brücke ist einer von drei Verbindungswegen von der Krim ins nördlich gelegene Cherson. Sie ist Teil einer Straße, die vom russischen Militär genutzt wird, um sich zwischen der Krim und anderen von Russland besetzten Teilen der Ukraine zu bewegen.

Strategisch wichtiger Punkt
Für Moskau ist es strategisch wichtig, das Gebiet vom Westen des Asowschen Meeres bis zum Ostufer des Flusses Dnipro zu kontrollieren, sodass die Krim nicht abgeschnitten vom direkten Zugang zu Russland ist. Würde die Ukraine diese Verbindungen zerstören, könnte das für sie von Vorteil sein, um die Halbinsel zurückzuerobern oder dies als Druckmittel für mögliche Verhandlungen nutzen.

Ukrainische Offensive läuft „planmäßig“
Die russischen Invasionstruppen im Süden und Osten zweizuteilen ist ein großes Ziel der ukrainischen Gegenoffensive. Nach eigenen Angaben kommt die Ukraine dabei planmäßig voran. Die Streitkräfte rückten im Süden weiter vor, sagte Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Freitag im ukrainischen Fernsehen. Zuletzt hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj noch erklärt, die Offensive laufe „langsamer, als erwünscht“, man lasse sich aber nicht unter Druck setzen.

„Im Süden gehen die Angriffe unserer Streitkräfte weiter, wir kommen schrittweise voran, haben teilweise Erfolg, drängen den Gegner zurück und begradigen die Front“, schrieb Maljar zuvor auf ihrem Telegram-Kanal. Demnach laufen die Angriffe in Richtung Melitopol und Berdjansk. Diese Großstädte sind allerdings noch weit von der Front entfernt im russisch besetzten Hinterland.

„Hauptschlag steht noch bevor“
Über weitere eingenommene Ortschaften gab es keine Angaben. Bisher wurden bei der Gegenoffensive acht Siedlungen zurückerobert und 113 Quadratkilometer besetztes Gebiet zurückerobert, erklärte zuletzt Premierminister Denys Schmyhal. Er mahnte zur Geduld. Die ukrainischen Truppen kämen schrittweise und stetig voran, auch wenn sie durch russische Minenfelder behindert würden. „Man sollte nicht erwarten, dass die Offensive etwas sehr Schnelles ist“, sagte Maljar. Der Hauptschlag stehe noch bevor. Einige Reserve-Einheiten würden erst später eingesetzt.

Ein ukrainischer Soldat feuert in Richtung russischer Truppen (Archivbild). (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Ein ukrainischer Soldat feuert in Richtung russischer Truppen (Archivbild).

Laut der Vize-Verteidigungsministerin toben auch im Osten der Ukraine schwere Kämpfe. Hier sei das Kiewer Militär weitgehend in der Defensive, russische Angriffe auf die Städte Kupjansk und Lyman seien aber zurückgeschlagen geworden. Es sei gelungen, Positionen zu halten und den russischen Angreifern in den Gebieten Donezk und Luhansk schwere Verluste zuzufügen. Russland versucht weiterhin, beide Oblaste vollständig zu erobern.

In der westlichen Region Chmelnyzkyj wehrte die ukrainische Armee nach eigenen Angaben einen russischen Raketenangriff auf einen Militärflugplatz ab. Die Luftabwehr habe 13 russische Marschflugkörper abgeschossen, die auf den Luftwaffen-Stützpunkt gerichtet gewesen seien. Die Raketen seien von russischen Bombern aus dem Gebiet des Kaspischen Meeres abgefeuert worden. Russland wiederum meldete ein Todesopfer in der besetzten südlichen Region Saporischschja, nachdem ukrainische Truppen eine Straße in der Nähe des Dorfes Nowohoriwka beschossen hätten. Eine weitere Person sei dabei verletzt worden.

Schwere Verluste auf beiden Seiten vermutet
Die Vorstöße in die stark befestigten Gebiete unter russischer Kontrolle sind zwar klein, aber die größten seit November. Die Führung in Kiew hat die Gegenoffensive seit Monaten vorbereitet, von der sie sich einen Wendepunkt in dem Krieg erhofft. Sie hat allerdings eine Nachrichtensperre verhängt und unabhängige Berichte sind rar. Auf beiden Seiten soll es aber schwere Verluste geben. Experten zufolge steht der Einsatz des Großteils der ukrainischen Truppen noch aus, von denen ein Teil vom Westen ausgebildet und ausgerüstet wurde.

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