Forscher der Medizinischen Universität Wien schlagen Alarm: Ein Drittel der österreichischen Diabetes-Patienten bricht seine Behandlung ab. Brandgefährlich, denn die Therapietreue spielt eine zentrale Rolle, um mitunter tödliche Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Leiden oder Nierenversagen zu verhindern.
Wer die Diagnose Diabetes erhält, muss seinen Alltag vielfach umstellen. Neben einem gesunden Lebensstil sollten einige Menschen Tabletten einnehmen oder gar Insulin spritzen. Etliche Patienten sind aber anscheinend nicht bereit, der Behandlung zu folgen.
Augenscheinlich zu anstrengend
So hält alarmierenden Untersuchungen zufolge jeder Dritte die Therapie augenscheinlich für unnötig oder zu anstrengend und hört damit zumindest für eine gewisse Zeit einfach auf! Diese Zahl erhob das Forschungsteam unter Leitung der Medizinischen Universität Wien und des Complexity Science Hub Vienna.
Die Forscher analysierten im Rahmen einer Studie erstmals die tatsächliche Verbreitung von Typ-2-Diabetes in Österreich. Bisherige Angaben zur Häufigkeit der Erkrankung in unseren Breiten beruhen auf Schätzungen oder Umfragen.
Blut, das zu viel Glukose enthält, lässt die Gefäße gleichsam verkleben. Erhöhter Blutzucker setzt Entzündungsbotenstoffe frei. Diese locken Blutplättchen (Thrombozyten) an. Das begünstigt die Entstehung von Gerinnseln, welche Gefäße verschließen. Bei einem Verschluss der Herzkranzgefäße entsteht ein Infarkt in dem Lebensorgan. Diese Folgeerkrankung stellt eine der häufigsten Todesursache bei Diabetikern dar.
Verzicht auf Medikamente
Neben starken regionalen Unterschieden fanden sie eben heraus, dass es um die Therapietreue nicht besonders gut bestellt ist. Nicht nur, dass die Behandlung oft unterbrochen wird, über 30 Prozent verzichten für die Dauer von zumindest einem Jahr auf Medikamente und/oder ärztliche Kontrollen. Wie die Studie außerdem zeigte, wies diese Gruppe eine höhere Sterblichkeit auf als Diabetiker mit regelmäßiger Betreuung.
„Dabei spielt Therapietreue gerade bei Diabetikern eine zentrale Rolle, um schwere Folgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenversagen, Erblindung oder Neuropathien möglichst zu verhindern“, so Endokrinologin Univ.-Prof. Dr. Alexandra Kautzky-Willer von der Universitätsklinik für Innere Medizin III. Mit Hilfe dieses Verfahrens wurden außerdem erhebliche regionale Diabetes-Unterschiede in Österreich gezeigt und erstmals auf Bezirksebene aufgeschlüsselt.
Österreichweite Unterschiede
Bestätigt wurde das Ost-West-Gefälle mit den höchsten Raten in nordöstlichen Bezirken (insbesondere Bruck/ Leitha), offenbart aber auch neue Diabetes-Cluster im Westen (Bezirke Imst und Schwaz sowie Innsbruck Stadt). Um zielgerichtet Gegenmaßnahmen setzen zu können, sollen die Hintergründe in weiteren Studien erforscht werden.
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