Lage eskaliert weiter

Prigoschins Truppen auf dem Weg nach Moskau

Ausland
24.06.2023 12:31

Während der ukrainischen Gegenoffensive eskaliert der Machtkampf zwischen Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin und dem Kreml. Aktuell sind Prigoschins Truppen auf dem Weg nach Moskau, die nächsten Stunden könnten entscheidend sein. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) zeigt sich besorgt.

Nach Angaben des britischen Militärs haben die Wagner-Söldner in der Nacht auf Samstag an mindestens zwei Stellen die Grenze zu Russland überquert. Die Briten gehen davon aus, dass Prigoschin von der Großstadt Woronesch aus ins etwa 500 Kilometer entfernte Moskau aufbrechen wird. Bemerkenswert sei, dass weder das russische Militär noch andere Strafverfolgungsbehörden Widerstand leisteten.

Die Wagner-Söldner könnten in wenigen Stunden in der russischen Hauptstadt eintreffen. Die Sicherheitskräfte bringen sich in Stellung. (Bild: APA/AFP)
Die Wagner-Söldner könnten in wenigen Stunden in der russischen Hauptstadt eintreffen. Die Sicherheitskräfte bringen sich in Stellung.

Die nächsten Stunden sind entscheidend
Entscheidend werde in den nächsten Stunden sein, wie loyal sich die russischen Streitkräfte verhielten. Es sei die größte Herausforderung für den russischen Staat in der letzten Zeit, schlussfolgert das Verteidigungsministerium in London.

Nehammer alarmiert 
Nehammer warnte indes: „Atomwaffen dürfen nicht in die falschen Hände gelangen.“ Er stehe in Kontakt mit EU-Kollegen, die westlichen Geheimdienste würden die Lage in Russland laufend analysieren.

Die aktuellen Entwicklungen im Liveblog:

Der Botschafter der Ukraine in Österreich, Wassyl Chymynez, sprach davon, dass Putin den Krieg gegen die Ukraine bereits 2014 begonnen habe. Die Handlungen Prigoschins seit Freitag führten vor Augen, dass die russische Propaganda, „die diesen Krieg gegen uns rechtfertigte“, nun völlig zerstört worden sei. Putin habe die Probleme im eigenen Land selbst verursacht und Russland werde immer schwächer.

Zitat Icon

Wir erleben jetzt wieder einen Putsch in Russland. Und Putin könnte schuld am Zerfall der Russischen Föderation sein.

(Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)

Wassyl Chymynez, Botschafter der Ukraine in Österreich

Die Behörden in Moskau und Umgebung haben den Anti-Terror-Notstand ausgerufen. Dies bedeutet unter anderem, dass die Sicherheitskräfte nach eigenem Ermessen Personen aus bestimmten Geländebereichen „entfernen“ können. Auch können Geheimdienstmitarbeiter jedes Gebäude ohne gerichtliche Anordnung betreten. 

Ukraine: Bürgerkrieg im Gange
Der Topberater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Mykhailo Podolyak, erklärte, dass der Beginn der ukrainischen Gegenoffensive die russische Elite endgültig destabilisiert habe. „Wir erleben aktuell den Beginn eines Bürgerkrieges“, zeigte er sich sicher.

Schwierige Lage in Rostow am Don
Die Situation in der russischen Stadt Rostow am Don bleibt gefährlich. BBC Russia meldet, dass das gesamte Stadtzentrum abgesperrt sei. Überall seien Soldaten.

 Unterschiedliche Medien berichten, dass zwischen Rostow und Woronesch Explosionen und Schüsse zu hören seien. 

Die Lage in Rostow am Don am Samstag (Bild: AFP or licensors)
Die Lage in Rostow am Don am Samstag

Was ist passiert? 
Prigoschin hatte am Freitagabend in mehreren Audiobeiträgen auf dem Kurznachrichtendienst Telegram die offizielle Begründung Russlands für den Krieg in der Ukraine als Lügengeschichte bezeichnet und Verteidigungsminister Sergej Schoigu beschuldigt, einen Militärangriff zur Zerstörung seiner Söldnergruppe Wagner angeordnet zu haben. In einem anderen Telegram-Kanal wurde ein Video veröffentlicht, in dem von einem Raketenangriff des russischen Militärs auf Wagner-Einheiten die Rede ist. 

Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin (Bild: HANDOUT / AFP / picturedesk.com)
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin

Zu Aufnahmen von einem Waldgelände mit umgestürzten Bäumen und Bränden hieß es schriftlich: „Ein Raketenangriff wurde auf die Lager des privaten Militärunternehmens Wagner ausgeführt. Viele Opfer.“ Der Angriff sei vom russischen Militär ausgeführt worden. Die Angaben und die Authentizität des Videos sind unabhängig nicht überprüfbar.

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