„Krone“-Kolumnist Harald Petermichl tauchte dieses Mal in die allseits beliebte Welt der Wechsel- und Transfergerüchten im Fußballsport ein. Und bemerkte, dass einer der großen Klubs sich da wohl wieder sehr schlau verhalten hat.
Bis auf wenige Ausnahmen haben die meisten europäischen Ligen von Albanien bis Zypern mittlerweile ihre Titelträger ermittelt, die Rathausbalkone sind alle wieder gewienert und gebohnert und die Zeugwarte können mit dem ihnen eigenen pneumatischem Geschick die Arbeitsgeräte für die nächste Saison aufpumpen. Weil es in dieser Zeit wenig Aufregendes zu berichten gibt, schlägt dann immer die Stunde des statistischen Fachpersonals, dem wir stets neue stupende Erkenntnisse zu verdanken haben. Dass Preußen Münster nach wie vor der Verein mit den wenigsten Niederlagen in der deutschen Bundesliga ist oder dass ein gewisser Lee Todd aus Hartlepool im Oktober 2000 die schnellste rote Karte der Fußballgeschichte gesehen hat, nämlich nach zwei Sekunden.
Was im europäischen Sommer ebenfalls verblüffende Blüten treibt, sind die allseits beliebten Wechsel- und Transfergerüchte. Derzeit wird stündlich so gut wie jeder einigermaßen begabte Kicker mit der Saudi Professional League in Verbindung gebracht und kürzlich wurden sowohl der Ex-Wahlhesse Oliver Glasner, als auch der indigene Hesse Rudi Völler als potenzielle Kandidaten für das Amt des deutschen Nationaltrainers gehandelt, um dem teutonischen Elend ein Ende zu bereiten. Interessanter sind allerdings Transfergeschichten, die sich tatsächlich zugetragen haben, wie die des 22-jährigen Mychajlo Mudryk aus Krasnohrad, dessen Dienste sich der Chelsea FC zu Jahresbeginn für kolportierte 100 Millionen gesichert hat. Das allein wäre nichts Besonderes, gäbe es da nicht die Vertragslaufzeit, die bis zur Saison 2030/31 geht - im heutigen Fußball fast schon eine rekordverdächtige Ewigkeit.
Warum dem so ist, fragen sich vermutlich nur hoffnungslose Fußballromantiker, denn die Sache hat einen simplen Hintergrund: Die finanziell eh schon arg gebeutelten „Blues“ hätten wegen der beträchtlichen Ablöse ernste Probleme mit den Finanzregeln der UEFA bekommen, weshalb man sich an der Stamford Bridge entschlossen hat, die Summe kurzerhand auf diesen sehr langen Zeitraum zu verteilen und den begabten ukrainischen Kicker so zum Abschreibungsobjekt umzufunktionieren, wie man das mit einem teuren Farbkopierer für die Geschäftsstelle an der Fulham Road auch machen würde. Derlei bauernschlaue Tricks zur Umgehung der Finanzvorgaben wird es künftig sicher häufiger geben und man kann nur hoffen, dass Profifußballer nicht über kurz oder lang als „Geringwertige Wirtschaftsgüter“ eingestuft werden. Ausschließen sollte man aber besser erst mal gar nichts.
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