„Wagner“-Rufe, Applaus
Abzug aus Rostow: Bewohner feiern Prigoschin
Obwohl er eigentlich Russland fast in den nächsten, bewaffneten Konflikt gestürzt hätte, wurde Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin beim Abzug seiner Kämpfer aus Rostow am Don wie ein Held gefeiert. Unter lauten „Wagner, Wagner“-Rufen und Applaus zogen die Söldner am Samstagabend ab. Zuvor hatte die russische Staatsführung bekannt gegeben, dass man sich mit Prigoschin geeinigt habe.
Die Wagner-Milizionäre hätten das von ihnen heute eingenommene Territorium des dortigen Hauptquartiers der russischen Armee bereits „ohne einen Schuss“ verlassen, so Prigoschin. Laut der Zeitung „Kommersant“ strömten die Einheimischen herbei, um die Wagner-Leute zu verabschieden.
Bewohner feiern Wagner-Söldner
„Vielen Dank, dass Sie heute hierher gekommen sind. Ich habe endlich angefangen, an dieses Land zu glauben“, sagte einer der Bewohner von Rostow am Don laut der Zeitung zu Wagners Milizionären.
Die Einheimischen riefen „Wagner“, klatschten in die Hände und machten Fotos mit der militärischen Ausrüstung, die die Stadt verlässt, wie diverse Videos in sozialen Netzwerken zeigen.
Mit Staatsführung auf Straffreiheit geeinigt
Der Abzug der Kämpfer der Söldnergruppe aus Rostow am Don erfolgt weniger als zwei Stunden, nachdem Prigoschin angekündigt hatte, dass Wagner zu seinen Stützpunkten zurückkehren werde, um ein Blutvergießen in Russland zu vermeiden. Im Gegenzug für die Beendigung ihres Aufstands werden Prigoschin und seine Kämpfer nach Angaben des Kremls nicht strafrechtlich verfolgt. Die Wagner-Söldner sollen dafür im Gegenzug außerdem zum Teil dem russischen Verteidigungsministerium unterstellt werden.
Prigoschin soll nach Weißrussland gehen
Nach dem von Minsk vermittelten Rückzug der Wagner-Kämpfer werde Prigoschin sich nach Weißrussland begeben und müsse kein Strafverfahren in Russland fürchten, teilte der Kreml am Samstagabend mit. Welche Funktion er dort ausführen wird, oder ob ihm vielleicht ein politischer Posten zugesagt wurde, ist unklar.
Russland-Experte Gerhard Mangott sagte am Samstagabend in der „ZiB 2“, dass Prigoschin nun nach Belarus gehe, sei „bestenfalls eine Atempause“. Der Wagner-Chef bleibe für Putin „ein Störfaktor“: „Die Frage ist, wie lange Putin damit noch leben kann, dass Prigoschin noch lebt.“ Putins Autorität sei jedenfalls sehr stark unter Druck geraten. Überraschend sei gewesen, dass es kein militärisches Eingreifen gegeben hatte: „Das deutet schon darauf hin, dass es in Putins Umgebung nicht gerade viele Leute gibt, die ihm zur Seite gesprungen sind und alles getan haben, um Prigoschin aufzuhalten.“
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