Neue Gefahr für Kiew

Greift Prigoschin-Trupp jetzt aus Weißrussland an?

Ausland
25.06.2023 15:11

Ein undurchsichtiger Pakt zwischen Russlands Präsident Wladimir Putin und Söldnerführer Jewgeni Prigoschin sieht vor, dass sich der Wagner-Chef nach seinem gescheiterten Aufstand nach Weißrussland zurückzieht. Doch was passiert mit seinen Gefolgsleuten? Sollten ihm viele Wagner-Kämpfer ins verbündete Nachbarland folgen, drohe der angegriffenen Ukraine von dort große Gefahr, meint ein hochrangiger britischer General.

Dass Prigoschin nach dem Ende des Aufstands gegen den Kreml nach Weißrussland ziehe, sei Anlass zur Sorge, sagte der frühere Generalstabschef Richard Dannatt am Sonntag dem Sender Sky News. Falls der Wagner-Chef im Vasallenstaat des Kreml eine „effektive Streitmacht“ um sich sammle, wäre das erneut eine Bedrohung für die Ukraine, die zuletzt laut britischem Geheimdienst „schrittweise, aber stetige taktische Fortschritte“ gemacht habe.

„Nachbeben werden noch eine ganze Weile zu spüren sein“
„Obwohl es den Anschein macht, dass diese Angelegenheit abgeschlossen ist, denke ich, dass sie alles andere als das ist und dass die Nachbeben noch eine ganze Weile zu spüren sein werden“, betonte der Ex-General. Die Ukraine müsse „ihre Flanke genau beobachten und sichergehen, dass sie über einige manövrierfähige Einheiten verfügt, damit sie einen erneuten Angriff aus Richtung Weißrussland abwehren kann“.

Jewgeni Prigoschin, umringt von Wagner-Kämpfern (hier im zerstörten ostukrainischen Bachmut) (Bild: APA/AFP/TELEGRAM @CONCORDGROUP_OFFICIAL/HANDOUT)
Jewgeni Prigoschin, umringt von Wagner-Kämpfern (hier im zerstörten ostukrainischen Bachmut)

Mangott: „Erster Akt in einem längeren Drama“
Ähnlich hatte Russland-Experte Gerhard Mangott im krone.tv-Interview die Lage eingeschätzt: Der überraschend zustande gekommene Deal zwischen Putin und Prigoschin, angeblich auf Vermittlung von Weißrusslands Staatschef Alexander Lukaschenko, sei bestenfalls eine Zwischenlösung im innerrussischen Machtkampf, Prigoschin werde in seinen Bestrebungen jedenfalls weitermachen. „Das ist das Ende des ersten Akts in einem längeren Drama“, so Mangott gegenüber krone.tv (siehe Video unten).

Beide Seiten formieren sich neu
Die ukrainischen Einheiten hätten sich in den vergangenen Tagen neu formiert und größere Offensivoperationen im Osten und Süden des Landes geführt, meldete das britische Verteidigungsministerium am Sonntag. Dafür nutzten sie Erfahrungen aus den ersten beiden Wochen der Gegenoffensive, um ihre Taktik für die Angriffe auf die gut vorbereiteten russischen Verteidigungsanlagen zu verfeinern.

Russische Kräfte hätten ihrerseits „erhebliche Anstrengungen“ für einen Angriff nahe der Stadt Kreminna im ostukrainischen Gebiet Luhansk unternommen. „Das spiegelt wahrscheinlich die andauernden Anweisungen der russischen Führung wider, wann immer möglich in die Offensive zu gehen“, kommentierte das britische Ministerium. „Russland hat einige kleine Fortschritte gemacht, aber die ukrainischen Streitkräfte haben einen Durchbruch verhindert.“

Putin: Jetzt wieder volle Konzentration auf Ukraine
Kriegsherr Putin äußerte sich am Sonntagnachmittag in seinem ersten Statement nach dem turbulenten Vortag jedenfalls kämpferisch: Nach dem Ende des Wagner-Aufstands gelte dem Krieg in der Ukraine wieder die volle Konzentration. Die „militärische Spezialoperation“ habe höchste Priorität, „ich beginne und beende meinen Tag damit“, sagte er gegenüber dem TV-Sender Rossija. Alle Pläne würden umgesetzt, so Putin. Laut Militärbloggern kostete die Wagner-Rebellion 13 Armee-Piloten das Leben.

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