„Frontlinie der NATO“
Berlin will 4000 Soldaten nach Litauen verlegen
Deutschland will rund 4000 Bundeswehr-Soldaten nach Litauen schicken, um die Ostflanke der NATO zu stärken. Doch dieses Mal soll die „Frontlinie der NATO“ dauerhaft gefestigt werden. Das dürfte aber noch einige Zeit dauern.
„Deutschland ist bereit, dauerhaft eine robuste Brigade in Litauen zu stationieren“, sagte der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius am Montag bei einem Besuch in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Voraussetzung sei die Schaffung der notwendigen Infrastruktur zur Unterbringung der Soldatinnen und Soldaten und Übungsmöglichkeiten.
Stationierung dauert ihre Zeit
Und darin liegt die zeitliche Botschaft. Die Stationierung einer Brigade mit rund 4000 Soldaten „plus Material“ und Familien sei Pistorius zufolge mit „erheblichem Aufwand“ verbunden. Entsprechende Unterbringungen und Ressourcen müssten erst geschaffen werden. Auf einen Zeitpunkt wollte sich der deutsche Verteidigungsminister daher nicht festlegen. Nur so viel: kurzfristig sei das nicht möglich.
Dauerhafte Lösung bisher strittig
Als Reaktion auf die russische Invasion in der Ukraine hatte die deutsche Regierung im Juni 2022 zugesagt, eine Kampftruppen-Brigade für die Verteidigung Litauens im Fall eines Angriffs bereitzuhalten. Bisher war aber strittig, ob die Soldaten dauerhaft in Litauen stationiert werden sollen. Die litauische Regierung hat das vehement gefordert. Die deutsche Regierung äußerte sich dazu lange Zeit zurückhaltend. Jetzt gibt es erstmals eine klare Zusage aus Berlin.
Bisher hat die Bundeswehr nur einen sogenannten Brigadestab fest in Litauen stationiert, die eigentliche Kampftruppe indes geht immer nur für längere Übungen ins Baltikum und kehrt dann in die Kasernen in Deutschland zurück.
Der größte Teil der Panzergrenadierbrigade 41 „Vorpommern“ wird in Deutschland an verschiedenen Standorten bereitgehalten. Sie soll im Spannungsfall binnen zehn Tagen in das baltische Land verlegt werden können. Dies wird derzeit bereits zum dritten Mal geübt. In den vergangenen Tagen wurden neben etwa 1000 Soldaten für ein bis zum 7. Juli angesetztes Manöver auch rund 300 Panzer und andere Fahrzeuge nach Litauen verlegt.
Dies ist die Frontlinie der NATO, wo es keinen Platz selbst für die kleinste Sicherheitslücke gibt.
Gitanas Nauseda, litauischer Präsident
Bild: AP
Die Bundeswehr ist bereits seit 2017 mit mehreren Hundert Soldaten im litauischen Rukla präsent. Dort führt Deutschland einen NATO-Gefechtsverband mit derzeit etwa 1600 Soldaten, davon knapp die Hälfte aus der deutschen Bundeswehr.
Wagner-Truppen sorgen für Verunsicherung
Auch bei einem Besuch von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Montag in Vilnius wurde die Forderung nach einer stärkeren NATO-Präsenz an der Ostflanke des Bündnisses wiederholt. „Dies ist die Frontlinie der NATO, wo es keinen Platz selbst für die kleinste Sicherheitslücke gibt“, sagte der litauische Präsident Gitanas Nauseda nach einem Treffen mit Stoltenberg am Montag.
„Die Ereignisse des vergangenen Wochenendes in Russland haben die Instabilität des Kreml-Regimes gezeigt. Wir können in Zukunft mit ähnlichen, wenn nicht größeren Herausforderungen rechnen“, sagte Nauseda. Litauen grenzt an die russische Ostsee-Exklave Kaliningrad und ist direkter Nachbar von Belarus. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin soll sich nach seinem Ein-Tages-Aufstand auf dem Weg nach Minsk befinden.
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