Neben Bargeld, Konto- oder Kreditkarte werden Konsumenten in absehbarer Zeit noch ein Zahlungsmittel parat haben: Der digitale Euro soll dort zum Einsatz kommen, wo Bargeld nicht verwendet werden kann und andere Zahlungsmittel zu kompliziert und zu teuer sind.
Wie Nationalbankdirektorin Petia Niederländer am Montag hervorhob, könne der digitale Euro auf einem elektronischen Wallet, etwa einem Smartphone, oder auf einer Karte sein. Wobei die Zahlung online wie auch offline vorgenommen werden kann. Ist das Guthaben aufgebucht, kann damit direkt die Rechnung beglichen werden. Andernfalls müsste zuvor der gewünschte Betrag vom Konto auf das Wallet übertragen werden - oder das digitale Geld wird automatisch mit dem aktuellen Konto gegenverrechnet. Ist hingegen zu viel Geld auf dem Wallet gespeichert, könnte dies automatisch auf das verknüpfte Konto fließen.
„Der digitale Euro wird eine Reihe von Vorteilen bringen“, sagte Martin Summer, Leiter des Referats Forschung der OeNB. So werde die Nutzung des digitalen Geldes für Konsumenten kostenlos sein. Und Einkäufe sollen künftig einfacher abgewickelt werden können. Damit habe man ein Konkurrenzprodukt zu Kreditkarten und Zahlungssystemen wie PayPal und Klarna - allerdings soll das digitale Geld noch sicherer und günstiger sein. Dafür werde das System nur im Euroraum funktionieren und es werde für die Konsumenten eine Obergrenze für das Geld geben, das in der Wallet gespeichert werden kann.
Sorgen unbegründet
Doch die Sorge, der digitale Euro werde das Bargeld ablösen, sei unbegründet, ergänzte Summer. Die Notenbanken hätten kein Interesse, Bargeld abzuschaffen - sie seien letztlich an einer florierenden Wirtschaft interessiert. „Wir brauchen immer ein Zahlungsmittel, das auch bei einem Stromausfall, einem Serverausfall funktioniert“.
Auch die Befürchtung, die EZB könnte über den digitalen Euro Negativzinsen einheben, bezeichnete er als unbegründet. „Wenn der digitale Euro zu teuer ist, weichen die Leute auf andere Sachen aus - und wenn es Kaugummipapierln sind“, sagte Summer.
Stufenweise Einführung
Inzwischen werden diverse Modelle geprüft. Experten wiesen bereits in der Vergangenheit darauf hin, dass der digitale Euro technologisch mit Kryptowährungen zumindest gleichziehen müsse, um am Markt erfolgreich zu sein. Wahrscheinlich werde die digitale Währung in mehreren Stufen eingeführt, sodass alle Vorteile erst nach und nach realisiert werden. Der entsprechende Gesetzesvorschlag soll kommenden Mittwoch von der Europäischen Kommission vorgelegt werden, in drei bis vier Jahren könnte die digitale Währung Realität sein.
Allerdings ist die EZB nicht die einzige Notenbank, die sich mit einer digitalen Währung beschäftigt, sagte Niederländer. Aktuell gebe es 115 Projekte dieser Art, so auch von der US-Notenbank Fed gemeinsam mit dem Massachusetts Institute of Technology oder der Bank of England.
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