Martin Ohneberg sagt nach acht Jahren als Chef der Vorarlberger Industriellenvereinigung (IV) gar nicht so leise Servus. Seine Ziele hat der Präsident erreicht, einige Wünsche sind allerdings noch offen.
Maximal acht Jahre darf der IV-Präsident im Amt sein - und so wird Martin Ohneberg seine Aufgaben im Juli übergeben. An wen ist aber noch ein gut gehütetes Geheimnis, denn bei seinem Abschiedsbesuch in der Redaktion der „Kronenzeitung“ sprach er lieber über andere Dinge. Etwa über eine Umfrage des Innsbrucker Instituts für Marktforschung und Datenanalysen (IMAD). Nach der Umfrage zu seinem Amtsantritt im Jahr 2015 glaubten nämlich noch 45 Prozent der Vorarlberger, dass Tourismus und Landwirtschaft wichtiger seien als die Industrie.
„Bereits nach der Pandemie war die Industrie Nummer 1. Bei der jüngsten Umfrage waren 38 Prozent der Vorarlberger überzeugt, dass die Industrie der wichtigste Wirtschaftsbereich für Arbeitsplätze und Wohlstand in Vorarlberg ist“, erläutert Ohneberg nicht ganz ohne Stolz.
Ein Präsident mit Visionen und Mut für neue Ideen
Das Ergebnis der jüngsten Umfrage dürfte auch auf Ohnebergs ganz eigene Art, die Interessen der Vorarlberger Industriellen nach außen zu vertreten, zurückzuführen sein. So war seine Amtszeit keinesfalls durch das langweilige Herunterbeten von Forderungen geprägt - im Gegenteil. Der Dornbirner Unternehmer hatte stets eine eigene Meinung - und vor allem Ideen und Visionen für das Industrie- und Wirtschaftsland Vorarlberg.
„Vom Mittelmaß zur Exzellenz“ hieß eine der ersten Strategien, die Ohneberg beim Neujahrsempfang 2016 präsentierte. Die Strategie unterschied sich nicht groß vom Regierungsprogramm des damaligen Wirtschaftslandesrats Karlheinz Rüdisser, der das Werk humorvoll als „Die Bibel“ bezeichnete. Neben einem provokanten Titel beinhaltete das Leitbild auch Forderungen nach mehr Schnelligkeit bei der Umsetzung, mehr Verbindlichkeit und Mut, Vision zu kreieren, diese weiterzudenken und umzusetzen.
In den nachfolgenden Jahren sprach Ohneberg vom urbanen Weg Vorarlbergs. „Vom Kirchturmdenken zur Exzellenz“ heiß der Titel des Neuen Testaments. Ohneberg sah das Rheintal als eigene Stadt, forderte Dinge wie eine Überarbeitung der Landesgrünzone oder Leuchtturmprojekte wie die Wälderbahn, um die Mobilität zu verbessern.
Ich hätte mir dennoch mehr Mut, Entschlossenheit und Geschwindigkeit bei Dingen gewünscht, die außer Diskussion stehen. Es braucht große Würfe bei der Infrastruktur, Raumordnung und beim Arbeitskräftemangel.
Martin Ohneberg
„Einiges habe ich in Bewegung gebracht, ein paar Dinge wurden realisiert, andere nicht. Es war wie ein Hobby und hat Spaß gemacht“, resümiert Ohneberg kurz vor dem Amtswechsel. Besonders positiv sei, dass die Innovationsinitiative „Plattform V“ entstanden sei, ebenso die erste Internationale Schule in Bregenz, ein Expat-Service oder die Niederlassung der Hochschule St. Gallen in Dornbirn.
Zu den Politikern aller Parteien habe er immer ein gutes Verhältnis gehabt. „Auch wenn es den Mitgliedern der Landesregierung manchmal lieber gewesen wäre, wenn ich zu gewissen Themen nichts gesagt hätte“, meint Ohneberg mit einem Schmunzeln.
Weichenstellung in einigen Bereichen nötig
Sicher, die Umsetzungsgeschwindigkeit in der Politik sei eine andere. Entscheidungen müssten in einer Demokratie anders diskutiert werden als in einem Unternehmen. „Ich hätte mir dennoch mehr Mut, Entschlossenheit und Geschwindigkeit bei Dingen gewünscht, die außer Diskussion stehen“, stellt Ohneberg klar. Denn gerade in den Bereichen Infrastruktur, Raumordnung und Arbeitskräftemangel brauche es irgendwann größere Würfe. „Am Ende geht es nämlich nicht nur um Industrieangelegenheiten, sondern um einen wettbewerbsfähigen Lebensraum.“
Wenig überraschend hat Ohneberg zum Ende seiner Amtszeit ein paar Anregungen für die Landesregierung. So sollte diese die Marke „Chancenreichstes Land für Kinder“ auch umsetzen. „Ich kann doch nicht ein Kinderbetreuungsgesetz verabschieden, in dem die Marke keine Rolle spielt.“ Und auch die Raumordnung müsste unter den Gesichtspunkten „verdichteter Bauen“, „unbebaute Grundstücke mobilisieren“ und „Landesgrünzone neu denken“ endlich offensiv angegangen werden.
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