Der US-Chemienobelpreisträger John Goodenough, der den Preis 2019 mit 97 Jahren als bisher ältester Mensch erhielt, ist tot. Der 1922 in Jena als Sohn amerikanischer Eltern geborene Goodenough sei am Sonntag im Alter von 100 Jahren gestorben, teilte die University of Texas in Austin am Montag mit. Er sei ein „engagierter öffentlich Bediensteter, ein beliebter Mentor und ein brillanter, aber bescheidener Erfinder“ gewesen, hieß es. Bekannt wurde Goodenough vor allem mit seinen Beiträgen zur Entwicklung moderner Lithium-Ionen-Akkus.
Der Grundstein für Lithium-Ionen-Akkus wurde in den 1970er-Jahren während der Ölkrise gelegt. Stanley Whittingham von der Binghamton University im US-Bundesstaat New York begann zu dieser Zeit Supraleiter zu erforschen und entdeckte dabei mit Titandisulfid ein extrem energiereiches Material. Dieses nutzte er als innovative Kathode in einer Lithium-Batterie. Metallisches Lithium als Anodenmaterial setzt viele Elektronen frei, womit die Batterie großes Potenzial gehabt hätte - wäre metallisches Lithium nicht sehr reaktiv und die Batterie damit explosiv.
John B. Goodenough von der University of Texas in Austin, 2019 im Alter von 97 Jahren mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet, erkannte, dass die Kathode noch größeres Potenzial hätte, wenn sie aus einem Metalloxid statt eines Metallsulfids bestehen würde. Nach einer systematischen Suche zeigte er 1980, dass mit einer Kathode aus Kobaltoxid bis zu vier Volt erzeugt werden können. Das Nobelpreis-Komitee bezeichnete das als „wichtigen Durchbruch, der zu deutlich leistungsfähigeren Batterien führte“.
Auf Basis der Kathode von Goodenough entwickelte Akira Yoshino von der Meijo University im japanischen Nagoya 1985 die erste kommerziell verwertbare Lithium-Ionen-Batterie. Statt reaktives Lithium in der Anode verwendete er ein Kohlenstoffmaterial (Ölkoks). Das Ergebnis war ein strapazierfähiger Akku, der sich durch sein geringes Gewicht auszeichnet und Hunderte Male aufgeladen werden kann, bevor sich seine Leistung verschlechtert.
„Wiederaufladbare Welt geschaffen“
1991 kamen dann die ersten Lithium-Ionen-Batterien auf den Markt. Ihr Vorteil besteht laut dem Nobelpreis-Komitee darin, dass sie nicht auf chemischen Reaktionen beruhen, die die Elektroden zerstören, sondern auf dem Fluss von Lithium-Ionen, die sich zwischen Anode und Kathode hin- und herbewegen.
„Durch ihre Arbeit haben sie die Voraussetzungen für eine drahtlose und von fossilen Brennstoffen freie Gesellschaft geschaffen und damit den größten Nutzen für die Menschheit gebracht“, würdigte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm 2019 die Errungenschaften der drei Forscher. Sie hätten eine „wiederaufladbare Welt geschaffen“.
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