Meuterei von Wagner
Gnade für „Verräter“? Anklagen fallen gelassen
Alle Anklagepunkte gegen die Wagner-Truppen werden fallen gelassen. Und das, obwohl Wladimir Putin sie als „Verräter“ brandmarkte. Was sich wie eine Niederlage liest, dürfte vom Kreml trotzdem als Sieg verbucht werden.
Russland lässt alle Anklagepunkte gegen den Wagner-Aufstand fallen, berichtet die Nachrichtenagentur Interfax. Journalisten zufolge, die aus Moskau berichten, gab der russische Nachrichtendienst FSB bekannt, dass das Verfahren eingestellt wird, weil „seine Teilnehmer die Aktivitäten eingestellt haben, die direkt auf die Begehung des Verbrechens abzielten“.
Übersetzt heißt das: Der gewaltsame Einmarsch der Söldnergruppe, bei dem mehrere Soldaten ihr Leben verloren, wird keine juristischen Konsequenzen haben, obwohl Machthaber Wladimir Putin die Beteiligten in einer ersten Reaktion als „Verräter“ und „Putschisten“ bezeichnete und ihnen mit „unausweichlichen Bestrafungen“ drohte.
Dass dann der Kreml wenig später erklärte, die Aufständischen kämen nach Ende der Revolte und dem Abzug aus Russland doch ungeschoren davon, löste Erstaunen in dem Riesenreich aus. Wer Putins Krieg gegen die Ukraine auch nur leise kritisiert, riskiert in Russland im Normalfall viele Jahre Straflager. Kommentatoren legten das Einlenken Putins als Schwäche aus.
Wagner übergibt Waffen
Doch der Kreml dürfte die Situation dennoch als Sieg verbuchen. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, dass Wagner sich darauf vorbereite, seine schweren Waffen an die Armee zu übergeben. Den Wagner-Truppen wurden zudem drei Optionen eingeräumt:
- Sich der russischen Armee anzuschließen.
- Mit Wagner-Chef Prigoschin nach Belarus weiterzuziehen.
- Oder nach Russland zu ihren Familien heimzukehren.
Prigoschin hatte sich vor der Rebellion gegen Anordnungen zur Wehr gesetzt, seine Truppen unter das Kommando des Verteidigungsministeriums zu stellen. Nun scheint das tatsächlich so zu kommen, was als Niederlage für „Putins Koch“ gewertet werden kann. Die Wagner-Truppe soll jedoch nicht komplett aufgelöst werden, sondern weiterhin auf belarussischem Boden und in Afrika tätig sein. Und damit wohl auch für den Krieg in der Ukraine eine gewichtige Rolle spielen.
Es bleibt zudem abzuwarten, wie Prigoschins Soldaten jetzt reagieren. Viele von ihnen fühlen sich nicht dem Staat, sondern ihrem Chef verpflichtet. Doch nach außen scheinen die Kräfteverhältnisse - und das ist in Russland sehr wichtig - zurechtgerückt.
Prigoschin offenbar in Minsk gelandet
Am Freitag startete Prigoschin einen Aufstand mit einem Marsch seiner Kämpfer auf Moskau, den er am Samstag plötzlich abbrach. Einer Vereinbarung mit der russischen Regierung zufolge soll er in Belarus ins Exil gehen.
Ein Flugzeug, das laut US-Sanktionsunterlagen mit dem abgetauchten Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin in Verbindung gebracht wird, ist Flugdaten zufolge von Russland nach Belarus geflogen. Der Flugbeobachtungsseite Flightradar24 zufolge fand der Flug des in Russland registrierten Jets am Dienstagmorgen statt. Die Identifizierungs-Codes der Embraer Legacy 600 stimmen den US-Unterlagen zufolge mit jenen überein, die zu einem von den USA Prigoschin zugeordneten Flugzeug gehören.
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