Nach Wagner-Aufstand
Putin: Soldaten haben „Bürgerkrieg“ verhindert
Wladimir Putin hat Soldaten geehrt, die sich der Wagner-Meuterei in den Weg gestellt haben. Dabei spricht Russlands Machthaber offen von einem verhinderten „Bürgerkrieg“ - und stärkt seinem angezählten Verteidigungsminister den Rücken.
Russlands Machthaber Wladimir Putin hat sich bei einem öffentlichen Auftritt auf dem Kathedralenplatz im Kreml bei seinen „loyalen“ Soldaten bedankt, einen „Bürgerkrieg“ verhindert zu haben. Die Truppen, die sich der Wagner-Meuterei in den Weg gestellt haben, hätten „Verantwortung für das Schicksal des Mutterlandes“ übernommen, erklärte Putin pathetisch bei einer Ansprache vor seinen Truppen.
Mit ihrem Einsatz sei es möglich gewesen, keine Truppen von der ukrainischen Front abziehen zu müssen. Einige Soldaten wurden mit Tapferkeitsmedaillen ausgezeichnet. Putin erwähnte zudem die am Samstag von Wagner-Truppen abgeschossenen Piloten der russischen Streitkräfte. Die Getöteten hätten ihre Pflichten „ehrenhaft“ erfüllt. In einem vom Kreml veröffentlichtem Clip ist zu sehen, wie Putin zu Ehren der gefallenen Soldaten eine Schweigeminute abhält.
Der Wochenendausflug von Prigoschin legte laut Militärexperten frappierende Schwächen des russischen Verteidigungsapparates offen. Ohne viel Widerstand marschierten die Wagner-Söldner Richtung Moskau, ehe sie 200 Kilometer davor kehrt machten.
Schoigu unter Anwesenden
Der Chef der Nationalgarde, Viktor Zolotow, hat dafür eine fadenscheinige Erklärung: Er sagt, die Rebellion sei „vom Westen inspiriert“, aber von Prigoschins Ambitionen überlagert. Dass Wagner so schnell über das Land zog, liege daran, dass die Kräfte in der Nähe von Moskau konzentriert waren. „Wir wussten, dass wir gewinnen würden, die Rebellen hätten Moskau nicht eingenommen“, betonte auch Putin.
Der Intimfeind von Wagner-Chef Prigoschin, Verteidigungsminister Sergej Schoigu, wohnte der Zeremonie ebenfalls bei, nachdem über seine Zukunft zuletzt spekuliert wurde. Der Wagner-Chef hatte sich jüngst gegen Anordnungen zur Wehr gesetzt, seine Truppen unter das Kommando von Schoigu zu stellen und seine Absetzung verlangt.
Peskow: Machtgefüge nicht erschüttert
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sieht das Machtgefüge in Russland nach dem Aufstand der Wagner-Söldnereinheiten nicht erschüttert. Es gebe jetzt eine Menge „ultra-emotionaler Hysterie“ unter Experten und „Pseudo-Experten“, sagte er am Dienstag nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen. Das habe „nichts mit der Realität zu tun“. „Diese Ereignisse haben gezeigt, wie konsolidiert die Gesellschaft um den Präsidenten herum ist“, behauptete Peskow.
Nach dem bewaffneten Aufstand des Söldnerchefs und dessen Wagner-Armee war das Strafverfahren gegen ihn wie vom Kreml angekündigt eingestellt worden. Peskow rechtfertigte die Straffreiheit, nachdem Präsident Putin noch am Samstag angekündigt hatte, die Drahtzieher des Aufstandes würden ihrer „unausweichlichen Bestrafung“ zugeführt.
Putin habe „das Schlimmste verhindern“ wollen, sagte Peskow. Es habe eine „klare Vereinbarung“ gegeben, das schlimmste Szenario zu vermeiden. Dafür habe es „bestimmte Versprechen“ und „Garantien“ Putins gegeben, die nun umgesetzt würden. Der Kremlchef wollte sich nach Angaben Peskows am Abend mit russischen Journalisten treffen.
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