Lukaschenko berichtet
Putin/Prigoschin: „30 Minuten lang Schimpfwörter“
Wie lief die Aussprache der russischen Alphatiere am denkwürdigen vergangenen Samstag ab? Darüber rätselt die Welt seit nunmehr drei Tagen. Einer, der mittendrin war, hat nun seine Sicht der Dinge dargestellt: Weißrusslands Machthaber Alexander Lukaschenko. Und die Schilderungen des „Vermittlers“ haben es in sich.
So soll Kremlchef Wladimir Putin während des Aufstands der Wagner-Söldner zunächst auf eine gewaltsame Lösung gesetzt haben. Putin habe ihn am Vormittag angerufen und ihm die Lage geschildert, sagte Lukaschenko der weißrussischen Nachrichtenagentur Belta zufolge am Dienstag.
Samstagvormittag: Kreml will Wagner-Leute „kaltmachen“
Er habe verstanden, dass im Kreml bereits die harte Entscheidung getroffen worden sei, die Wagner-Leute „kaltzumachen“. Daraufhin habe er sich telefonisch mit Söldnerchef Jewgeni Prigoschin verbinden lassen, so Lukaschenko. „Die erste Runde haben wir 30 Minuten lang nur mit Schimpfwörtern miteinander geredet.“
Prigoschins Forderungen: Gespräch mit Putin, Abgang von Schoigu
Prigoschin sei „euphorisch“ gewesen. Er habe ein Gespräch mit Putin sowie den Abgang von Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Oberbefehlshaber Waleri Gerassimow verlangt und mit dem Marsch auf Moskau gedroht. Lukaschenkos Antwort: „Auf halbem Weg dorthin werden sie dich zerquetschen wie eine Wanze.“
Samstagnachmittag: Plötzlich Sicherheitsgarantien am Tisch
Erst nach mehreren weiteren Gesprächsrunden habe Prigoschin am Nachmittag signalisiert, dass er seinen Aufstand abbrechen werde, wenn man ihm und seinen Leuten Sicherheitsgarantien gäbe, so Lukaschenkos Darstellung. Daraufhin habe er Prigoschin angeboten, ihn und die Wagner-Kämpfer in seinem Land aufzunehmen.
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Blitz-Aufstand endet ebenso blitzartig
Der enge Putin-Verbündete Lukaschenko hatte offiziellen Angaben zufolge in dem kurzzeitigen Wagner-Aufstand zwischen Putin und Prigoschin vermittelt und diesen zum Aufgeben überredet. Im Gegenzug sicherte der Kreml Prigoschin Straffreiheit zu. Den aufständischen Wagner-Kämpfern wurde angeboten, in Russlands Streitkräften zu dienen. Auf eigenen Wunsch könnten sie - ebenso wie Prigoschin - auch nach Weißrussland ausreisen, hieß es.
„In diesem Fall gibt es keine Helden“
Lukaschenkos Fazit der beispiellosen Entwicklungen fällt für einen Diktator durchaus nüchtern aus: Alle Beteiligten hätten die Gefahr der Eskalation anfangs falsch eingeschätzt. Die Beteiligten hätten geglaubt, dass sich die Situation einfacher lösen lasse. Daher seien weder er selbst noch Putin oder Prigoschin als Helden zu bezeichnen. „In diesem Fall gibt es keine Helden“, so Lukaschenko, der damit auch seinen Mentor Putin kritisierte.
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