Bei Sotheby’s in London ist am Dienstagabend Gustav Klimts letztes Gemälde „Dame mit Fächer“ versteigert worden. Es erzielte einen Preis von 85,3 Millionen Pfund (rund 99,3 Mio. Euro) und brach damit den Rekord als teuerstes je in Europa versteigertes Kunstwerk. Ein Experte verweist auf die problematische Geschichte der wechselnden Besitzer des Bildes.
Der von Experten erwartete Klimt-Spitzenpreis von rund 75 Mio. Euro wurde damit sogar übertroffen. Zusätzlich stellte die Versteigerung in London mit dem erzielten Preis einen Klimt-Rekord bei einer Auktion auf, kam das Los nach aktuellem Umrechnungskurs doch auf 108,4 Mio. US-Dollar und liegt damit vor den 105 Mio. US-Dollar, die vergangenen Herbst der „Birkenwald“ beim Konkurrenten Christie‘s in New York erzielte. Das „Porträt von Adele Bloch-Bauer II“ – bis 2006 im Wiener Belvedere, dann restituiert – erzielte 2006 87,9 Millionen Dollar und wurde 2016 für 150 Millionen Dollar an einen chinesischen Sammler verkauft.
Sehr schade, dass Rudolf Leopold Klimts ,Dame mit Fächer‘ 1981 in die USA verkauft hat - und sehr problematisch: Es gab nicht einmal eine Ausfuhrgenehmigung Österreichs!
Dr. Tobias Natter, Klimt-Experte
„Spannend wie die Preisentwicklung, die diese Kunstwerke aber auch immer mehr zu Handelsware und Spekulationsobjekten macht, ist die Geschichte der wechselnden Besitzer“, urteilt Dr. Tobias Natter, Österreichs Klimt-Experte Nummer eins. „Aber auch sehr fragwürdig. Aus der berühmten Wiener Galerie Nebehay ging die ,Dame‘ an die Industriellenfamilie Böhler, dann an den Sammler und Leopold-Museum-Gründer Rudolf Leopold, der das Bild 1981 an den New Yorker Galeriechef Serge Sabarsky weiterverkaufte. Die Frage ist nur: Wie konnte dieses Bild damals aus Österreich rauskommen? Ohne Ausfuhrgenehmigung war das nicht möglich. Und diese wurde nie erteilt. Ein Strafverfahren folgte, wurde aber abgebrochen.“ Das Werk war nirgends mehr zu sehen.
Zuletzt kam es zu einem Deal: Das Belvedere durfte die „Dame mit Fächer“, das wunderbare Bild einer Tänzerin, das – wie man hört – „lange im Schlafzimmer Rudolf Leopolds über seinem Bett gehangen sein soll“, 2021/22 als Leihgabe zeigen. Von einem Strafverfahren war nach diesem Deal keine Rede mehr. Das Bild war plötzlich kein „Problembild“ mehr. Dr. Natter: „Alles reingewaschen! Wenn das kein Persilschein war? Wollte Österreich dem internationalen Kunsthandel selbstlos unter die Arme greifen?“
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