17-Jähriger tot

Unruhen bei Paris nach tödlichem Polizeischuss

Ausland
28.06.2023 07:42

Ein tödlicher Polizeieinsatz hat am Dienstagabend im Pariser Vorort zu gewalttätigen Ausschreitungen geführt. Zuvor war ein 17-jähriger Autolenker von einem Polizeibeamten bei einer Verkehrskontrolle erschossen worden.

Eine Motorradstreife der Polizei hatte das mit drei Menschen besetzte Auto am Dienstag in der Früh gestoppt. Ein vom Sender France Info verifiziertes Video zeigt, wie der Beamte seine Waffe bei der Kontrolle auf Höhe der Fahrertür in das stehende Auto richtete. Die Situation scheint unter Kontrolle, hektische Bewegungen sind nicht zu erkennen. Als der 17-Jährige am Steuer plötzlich losfährt, feuert der Beamte aus nächster Nähe auf den Jugendlichen und trifft ihn tödlich in die Brust. Das Auto fuhr dann noch einige Meter weiter und rammte eine Straßenabsperrung. Ein - ebenfalls minderjähriger - Mitfahrer wurde festgenommen und später wieder freigelassen, ein dritter ergriff laut Staatsanwaltschaft die Flucht. Dem Vernehmen nach ist der Polizist wegen Totschlagsverdachts in Polizeigewahrsam genommen worden. 

Laut France Info hatten die beiden Streifenpolizisten zunächst ausgesagt, der Jugendliche habe sie überfahren wollen. Später seien sie von dieser Version wieder abgerückt und hätten erklärt, er habe ihren Anordnungen keine Folge geleistet und dann plötzlich Gas gegeben - von einer Tötungsabsicht war keine Rede mehr.

Lenker wegen Bagatelldelikte bekannt gewesen
Der tödliche Polizeieinsatz löste in Frankreich Empörung aus, angesichts der Videoaufnahmen ist von völlig überzogener Polizeigewalt die Rede. Immer wieder kommen Menschen in Frankreich bei banalen Fahrzeugkontrollen ums Leben, wenn sie sich nicht an Polizeianweisungen halten. Oft geht es dabei nicht um Schwerkriminelle, sondern wie auch im Fall von Nanterre um Menschen, die mit Bagatelldelikten aufgefallen sind. Der 17-Jährige soll wegen früherer Verkehrsdelikte polizeibekannt gewesen und auch diesmal wegen eines solchen Verstoßes angehalten worden sein, wie France Info berichtete.

Die Polizei gilt in vielen Pariser Vororten als Feindbild. Der jüngste tödliche Polizeieinsatz hat diese Ressentiments weiter verstärkt. (Bild: APA/AFP/Zakaria ABDELKAFI)
Die Polizei gilt in vielen Pariser Vororten als Feindbild. Der jüngste tödliche Polizeieinsatz hat diese Ressentiments weiter verstärkt.

31 Festnahmen nach Protest
Zahlreiche Menschen ließen am Dienstagabend ihrer Wut freien Lauf. Sie warfen Feuerwerkskörper auf Polizisten und ihre Dienststelle in Nanterre. Außerdem wurden Müllcontainer auf die Straße geworfen und Autos angezündet. Nach Angaben von Innenminister Gérard Darmanin wurden 31 Menschen festgenommen und 24 der insgesamt 1200 eingesetzten Polizeibeamte verletzt. Rund 40 Autos seien ausgebrannt. „Ich rufe zur Ruhe auf.“ 2000 Beamte wurden mobilisiert, um die Lage unter Kontrolle zu halten.

Der Innenminister bezeichnete den Tod des Jugendlichen als „Drama“, wies zugleich aber darauf hin, dass Widerstand gegen die Staatsgewalt schon in vielen Fällen zum Tod von Polizisten geführt habe. Die Familie des Burschen kündigte über ihren Anwalt an, sie werde den Todesschützen wegen Mordes verklagen und auch wegen Falschaussage, weil seine Darstellung der Ereignisse von den Videoaufnahmen eindeutig widerlegt werde.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt