Nach Putschversuch
Putin und Lukaschenko verhandeln wegen Prigoschin
Nach dem „Marsch der Gerechtigkeit“ der Wagner-Truppen von Jewgeni Prigoschin dürften Weißrussland und Russland nach wie vor über das weitere Verfahren mit dem Aufständischen diskutieren.
Analysten der Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) verweisen in diesem Zusammenhang darauf, dass am Mittwoch laut Flugdatenuntersuchungen Prigoschins Privatjet aus Weißrussland nach Russland zurückgekehrt sein dürfte (wir berichteten).
Dies deckt sich mit den Aussagen des in der Ukraine wegen Terrorismus beschuldigten Igor Girkin, wonach der Wagner-Chef für Verhandlungen mit der russischen Elite wieder nach Moskau gereist sei. Girkin ist ein Geheimdienstmann, Donbass-Veteran und einer der bekanntesten russischen Militärblogger.
Das ISW nimmt an, dass Prigoschin für kurze Zeit in Russland verweilen könnte, um weitere Einzelheiten eines mit dem weißrussischen Staatschef Alexander Lukaschenko geschlossenen Deals zu besprechen.
Massive Säuberungen im Militärkommando
Prigoschins Aufstand soll sich ordentlich auf die Struktur des russischen Militärkommandos auswirken und „massive Säuberungen“ provoziert haben. Unter Militärbloggern kursiere die Behauptung, dass der Chef des russischen Generalstabs, Waleri Gerassimow, das Kommando über die Truppen in der Ukraine an den Kommandeur der Luftlandetruppen, Michail Teplinski, übertragen könnte.
Surowikin als Sündenbock?
Zu den derzeit von offizieller Seite nicht bestätigten Gerüchten, wonach der Vize-Generalstabschef Sergej Surowikin verhaftet werden könnte, heißt es: „Wenn die russischen Behörden ihn tatsächlich verhaften, wird der Kreml höchstwahrscheinlich Surowikin und seine Anhänger als Sündenböcke benutzen, um öffentlich zu erklären, warum das russische Militär und die russischen inneren Sicherheitsbehörden schlecht auf den Aufstand reagiert haben.“
Kreml spricht von „Tratsch“
Luftwaffengeneral Surowikin war im vergangenen Oktober zum Oberbefehlshaber der russischen Truppen im Ukraine-Krieg ernannt worden, ehe er nach Kritik wegen militärischer Rückschläge im Jänner von Generalstabschef Waleri Gerassimow abgelöst und zu dessen Stellvertreter degradiert wurde. Unter Experten wurde auch gemutmaßt, dass Surowikin als Befehlshaber in der Ukraine zu viel Einfluss gewonnen haben könnte. Dem General wird zudem vorgeworfen, vom bevorstehenden Aufstand der Söldner-Gruppe Wagner gewusst zu haben. Auch andere Generäle könnten Prigoschin den Rücken gestärkt haben.
Der Kreml hat diese Behauptungen als „Spekulation“ zurückgewiesen. „Es gibt jetzt um diese Ereignisse herum viele unterschiedliche Spekulationen und Tratsch“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen. „Ich denke, das ist ein Beispiel dafür.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.