Traum von Olympia

„Oma“ (69) gibt acht Männern beinharte Kommandos

Oberösterreich
30.06.2023 17:00

Trainerin Rita Hendes aus Norddeutschland treibt Österreichs neuen Ruder-Achter an, nimmt dabei auf Befindlichkeiten wenig Rücksicht. Das erste Ziel ist die Teilnahme an der Weltmeisterschaft im September.

„Wollt ihr nicht mal wie Männer rudern? Da kann ja ich noch mittun“, brüllt sie auf ihrem Begleitboot am Donauarm der Regattastrecke in Ottensheim. Sie ist 69, heißt Rita Hendes, kommt aus Norddeutschland, schläft im OÖ-Ruder-Leistungszentrum in einem Stockbett und trainiert Österreichs vor zwei Wochen erstmals zu Wasser gelassenen Männer-Achter.

Erster Achter seit 1972
Der als erstes rot-weiß-rotes Boot dieser Ruder-Gattung seit 1972 im September zu einer A-WM soll. „Es ist eine Herausforderung für eine so kleine Nation, dass man sich das traut“, sagt die zuvor in Thailand arbeitende Hendes über das Ziel. Zu dem Projekttrainer Herbert Dieplinger meint: „Eigentlich ist das a Wahnsinn!“ Und weiter: „Doch auch 1972 war unser Achter erst ausgelacht worden, qualifizierte sich dann für Olympia. Das haben wir nun auch für 2024 oder 2028 vor!“

Der neue Achter will die Olympia-Quali schaffen. (Bild: Dostal Harald)
Der neue Achter will die Olympia-Quali schaffen.

Formel 1 des Rudersports
In der Formel 1 des Rudersports, für die der schwere Männer-Achter ja steht. Und für die Dieplinger das 16 m lange und 60.000 Euro teure Boot vorerst bis zum Weltcup am übernächsten Wochenende in Luzern/Sz. geleast hat. Wobei die Raten von der NÖ-Firma Fetter bezahlt werden, die der Vater von dem im Boot am zweiten Bugplatz sitzenden Harald Steininger als Sponsor aufgetrieben hat.

Das zeigt, wie schwierig der Anfang vor der Renn-Premiere am Wochenende bei der Internationalen Regatta in Wien ist. Finanziell, technisch und auch personell. „Österreich hat derzeit nur elf Ruderer, die für den Achter infrage kommen“, so Dieplinger. „Auch der Zeitfaktor beunruhigt uns manchmal“, sagt Hendes. Die sich selbst als „rau, aber herzlich“ bezeichnet – und deren Umgang Dieplinger „hochinteressant“ nennt. Begründung: „Hätten männliche Trainer so eine Ansprache, würden uns manche Sportler mit irgendeiner Kommission kommen. Aber von ihr wird Kritik akzeptiert!“

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