Warum zahlt man einer Internet-Bekanntschaft 100.000 Euro? Ein Gespräch über Liebes-Betrug im Internet.
Schon wieder ein Fall von fiesem Liebes-Betrug in Salzburg: Eine 43-Jährige überwies einem angeblichen Baumeister in Oberösterreich 8000 Euro, nachdem sie sich online in ihn verliebt hatte. Anders als die meisten Geschädigten traute sie sich, ihn anzuzeigen. Was Online-Flirts gefährlich macht und was einen schützt, schildert der Salzburger Psychotherapeut Friedrich Faltner .
„Krone“: Herr Faltner, eine Salzburgerin verlor mehr als 100.000 Euro durch Liebes-Betrug im Netz und ein Landesrat wurde Opfer von Onlinebetrug. Warum zeigen so wenige Opfer die Taten an?
Friedrich Faltner: Die Leute schämen sich, dass sie da reingefallen sind und Geld überwiesen haben. Wenn sie von der neuen Liebe schon ihren Freunden erzählt haben und dann stellt sich alles als Betrug heraus. Die Fälle nehmen zu.
Ein starker Individualismus ist entstanden und die sozialen Kontakte wurden weniger. Aber der Wunsch nach Nähe bleibt. Da kommt das Internet ins Spiel. Hier geht Liebes-Betrug viel leichter als früher bei Heiratsschwindlern.
Warum fallen Menschen auf so etwas hinein?
Wir haben das Bedürfnis nach Nähe, Bindung und Sex. Wenn man im Internet mit einem Mausklick interessante Menschen kennenlernt, fühlt sich das gut an. Männer sind da gefährdeter noch gefährdeter als Frauen.
Da wird ein Mann von einer interessierten, auf den Fotos sehr schönen Frau angeschrieben. Seine Fantasie baut gleich ein gewisses Bild auf. Und dann fragt sie gerade ihn, ob er ihr helfen könne, weil ihr Kind eine Operation brauche. Der Mann spürt dabei seine Wirksamkeit und ein bisschen Macht.
Warum überweist jemand viel Geld an einen Fremden?
Wenn eine Beziehung aufgebaut wird, entsteht Vertrauen – auch online. An einem bestimmten Punkt setzt der Verstand aus. Anfangs geht es ja auch nur um kleine Geldbeträge.
Wie schütze ich mich?
Bestehen Sie auf einem persönlichen Treffen. Zeigen Sie einem Freund oder einer Freundin die Chats. Ein Außenstehender kann die Dinge nüchterner einschätzen. Das hilft auch beim Enkel-Trick.
Bei dem Trick verleiten Anrufer Menschen zur Zahlung von Geld. Warum gelingt das?
Die Angerufenen sind schockiert. Der Verstand schaltet sich aus, wenn der eigene Enkel angeblich jemanden bei einem Unfall verletzt hat. Da fühlt man sich mitverantwortlich.
Ältere Menschen gehen auch leichter auf einen autoritären Tonfall ein und zahlen sofort, was verlangt wird. Einen zweiten Menschen zu fragen, ist auch hier gut.
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