Sieben Wochen nach seiner Geburt starb Elias an einem Schütteltrauma. Die wegen Mordes angeklagte Mutter sieht sich mehr als Opfer, als Täterin. Schuld an Elias‘ Tod sei der Vater. Am Donnerstag sollen die Geschworenen ein Urteil fällen. Es droht lebenslange Haft und die Einweisung in eine Anstalt.
Am 4. September 2022 geboren, am 22. Oktober gestorben. Nur sieben Wochen war Elias auf dieser Welt. Als Staatsanwältin Elena Haslinger die Anklage vorträgt, weinen die zwei Angeklagten: Sie, 20 Jahre alt, abgebrochene Lehre, vorbestraft. Er, 25 Jahre alt, abgebrochene Lehre, als Kellner gejobbt, vorbestraft. Aber: Er hat schon zwei Kinder und sie psychische Probleme.
„Sieben bis zehnmal hat sie das Kind heftig geschüttelt und eine Ohrfeige verpasst. Er hat es nicht verhindert und sah tatenlos zu“, erzählt die Anklägerin das Unfassbare. Das Paar lebte damals in einem 21-Quadratmeter-Zimmer in einem Heim in Salzburg. Am Schicksalstag stritten sie, wer das Baby füttern sollte. Der Vater forderte die Mutter auf, sich auch endlich um Elias zu kümmern.
Eltern beschuldigen sich beim Prozess gegenseitig
Daraufhin soll sie das Baby geschüttelt und geschlagen haben – zu Tode, wie sich erst später herausstellte. Denn: Beide hatten sich wieder schlafen gelegt. Davor ist Elias vier Wochen lang immer wieder geschlagen, geschüttelt und gewürgt worden, berichtet Haslinger von den Misshandlungen.
Der 20-Jährigen wird nicht nur Mord vorgeworfen, sondern auch fortgesetzte Gewaltausübung. Der Vater steht wegen Mordes wegen Unterlassung im Salzburger Landesgericht: „Er hat die Fürsorgepflicht missachtet“, so die Anklage.
Der Vater hätte Elias nehmen und in Sicherheit bringen müssen. Stattdessen sah er tatenlos zu, wie die Angeklagte ihre Aggression an dem Kind ausließ.
Staatsanwältin Elena Haslinger
Am Donnerstag vor den Geschworenen sagt die Mutter: „Er war es.“ Der Vater habe alles getan – er habe sich um das Baby gekümmert, es aber auch geschlagen und er habe auch allein die Schuld für den Schüttel-Tod von Elias.
Psychische Störung bei Mutter diagnostiziert
Und mit zittriger und weinerlicher Stimme meint sie: „Er hat auch mich geschlagen und eingesperrt.“ Aus „Angst vor ihm“ habe sie aber den Behörden nichts gesagt. Sie habe in ihrer eigenen „nicht so schönen“ Kindheit Gewalt erlebt. Aber ihrem Sohn will sie nichts angetan haben, erklärt sie und bricht bei den Erklärungen oftmals in Schluchzen aus.
Die Richterin hält ihr Aussagen entgegen, bei denen sie im Polizeiverhör zugibt, Elias geschlagen zu haben. „Ich bekam einen Reiz“, zitiert die Vorsitzende aus den Protokollen. Das habe sie nur gesagt, um ihren damaligen Freund zu schützen, verteidigt sich die 20-Jährige. Ob sie lieber eine Tochter gewollt habe, verneint sie im Schwurgerichtssaal: „Das Geschlecht war mir egal.“
„Habe Elias nie geschlagen“
So hatte nämlich der mitangeklagte Vater versucht, den „Hass auf Elias“ zu erklären. Er betont auch gegenüber den Geschworenen: „Ich habe Elias nie geschlagen.“ Aber er hat die Mutter einmal gesehen. Und beim Schütteln will er auch eingegriffen haben.
In ihrer ersten Aussage haben sie noch erklärt: ’Er hat mich nie verletzt’. Jetzt aber werden ihre Vorwürfe gegenüber dem Vater von Aussage zu Aussage immer noch dramatischer.
Vorsitzende Bettina Maxones-Kurkowski zur Angeklagten
Experten sehen bei der 20-Jährigen jedenfalls Aggressionsprobleme, Gewaltfantasien und eine äußerst instabile Psyche. Der österreichweit bekannte Neuropsychiater Peter Hofmann empfiehlt wegen einer kombinierten Persönlichkeitsstörung die Einweisung. Am Donnerstag wird der Prozess weiterverhandelt.
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