4000 km Bergsteige

Alpenverein: „Keine Wege aufgeben!“

Kärnten
02.07.2023 11:15

4000 Kilometer lang ist das Wegenetz in Kärntens Bergwelt, und vor allem im Hochgebirge bracht es inzwischen Professionisten, welche diese mit viel Aufwand instand halten. Doch warum will der Alpenverein trotz ständig steigender Kosten keine Wege aufgeben?

Klimawandel, Naturkatastrophen und der schmelzende Permafrost, der es in den hohen Bergen bröckeln lässt, aber auch die immer mehr werdenden E-Biker, die auf alpinen Steigen steil hinauf radeln, sind verantwortlich für immer mehr Schäden an den alpinen Wegen, die viele Kärntner und Urlauber alljährlich neue Bergabenteuer erleben lassen.

Ein echter Experte ist der ehemalige Richter Werner Radl, heute Wegereferent beim Alpenverein Klagenfurt und Vorsitzender des Alpenvereinslandesverbandes Kärnten. „Der Aufwand, die Wege instand zu halten, wird einfach immer größer“, weiß Werner, den die „Bergkrone“ nicht in kühlen, luftigen Höhen, sondern mitten in Klagenfurt traf.

Werner ist oft in den Bergen unterwegs, um die Wege zu pflegen und notfalls zu sanieren. (Bild: zvg)
Werner ist oft in den Bergen unterwegs, um die Wege zu pflegen und notfalls zu sanieren.

Bergkrone: Wie sind eigentlich die vielen Wanderwege in Kärnten entstanden?
Werner Radl: Das war eine Leistung des Alpenvereins. Anfangs wurden Wege zu den Hütten gebaut, dann von Hütte zu Hütte und schließlich hinauf auf die Gipfel. Der Alpenverein ist der Begründer des Bergtourismus, doch schon 1923 wurde der Ausbau der Alpen gestoppt, um unsere Bergwelt zu bewahren.

Wie groß ist 100 Jahre später die Herausforderung, diese großartige alpine Infrastruktur zu erhalten? 
Sehr groß. Wir fordern auch immer wieder unsere Mitglieder und Wanderer auf, Schäden oder Behinderungen uns zu melden.

Doch wer ist dann mit Schaufel und Krampen in den Bergen unterwegs, um diese Probleme zu beheben?
Beim Alpenverein Klagenfurt haben wir ein Team von 40 Freiwilligen. Es sind alles meine Freunde - und ich kann sie für ihre Arbeit nicht genug loben.

Findet man also noch genug ehrenamtliche Helfer?
Für die Wege in den Karawanken oder der Saualpe gibt es genug Freiwillige, doch für die Steige im Hochgebirge sieht die Sache schon ganz anders aus.

Warum?
Die Arbeit dort oben ist einfach gefährlich! Man bewegt sich im alpinen Gelände, die Absturzgefahr ist oft groß, und dabei soll man mit schweren Geräten arbeiten. Das können wir mit Freiwilligen nicht machen.

Wie dann?
Wir arbeiten mit Professionisten zusammen, wie etwa der schnellen Eingreiftruppe der Alpenvereinssektion Großkirchheim-Heiligenblut, die zwei Mitarbeiter hauptberuflich beschäftigt, welche sich um die vielen alpinen Wege in den Hohen Tauern kümmern. Die Kosten dafür werden vom Alpenverein getragen.

Im Hochgebirge müssen Profis ran, die teils mit schwerem Gerät ausrücken, um die Steige zu erhalten. (Bild: Wallner Hannes)
Im Hochgebirge müssen Profis ran, die teils mit schwerem Gerät ausrücken, um die Steige zu erhalten.

Wäre es dann nicht überlegenswert, etwa aus finanziellen Gründen, den einen oder anderen Wanderweg einfach aufzulassen?
Damit tun wir uns sehr schwer, weil die alpinen Wege für uns österreichisches Kulturgut sind. Denn für jeden einzelnen Weg wurde gestritten, gerauft oder geliebt. Hinter jedem Pfad in den Bergen stecken Dramen und Geschichten. Daher wollen wir die Wege trotz der Herausforderungen erhalten. Den Schweizern ist das alpine Wegenetz, so wichtig, dass dessen Erhalt sogar in der Verfassung verankert ist und vom Staat und den Kommunen finanziert wird. Dementsprechend gut sehen auch die Wege in den Schweizer Westalpen aus."

Werner Radl im Gespräch mit der „Bergkrone“; einmal nicht auf einem Gipfel, sondern in Klagenfurt. (Bild: Wallner Hannes)
Werner Radl im Gespräch mit der „Bergkrone“; einmal nicht auf einem Gipfel, sondern in Klagenfurt.

Danke für das Gespräch.

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